Mann in den USA zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt – Der Fall der geklauten IP-Adressen

Man stelle sich vor, man bestellt sich ein Paket im Internet und statt dessen kommt die Polizei vorbei und verhaftet einen. Klingt nach einer schrägen Komödie, ist aber tatsächlich einem Mann in den USA passiert. Der 40-jährige Amir Golestan wurde zu einer fünfjährigen Gefängnisstrafe verurteilt, weil er hunderttausende IPv4-Adressen von erfundenen Unternehmen erworben und weiterverkauft hat. Von wegen Internetverbrechen sind nicht real!

Die American Registry for Internet Numbers (ARIN), die für die Vergabe von IP-Adressen in Nordamerika zuständig ist, wurde von Golestan ordentlich über den Tisch gezogen. Die ARIN betont, dass die Anklage die Ernsthaftigkeit der Vorwürfe verdeutlicht hat und eine Gefängnisstrafe als abschreckendes Beispiel für mögliche Nachahmer gefordert hat. Da hat wohl jemand gedacht, er könne sich einfach ein paar Adressen schnappen und damit ein fettes Geschäft machen. Leider für ihn wurde sein Betrug aufgedeckt und er muss jetzt seine Zeit im Knast absitzen.

Angeblich hat Golestan über drei Millionen US-Dollar Profit gemacht, bevor er erwischt wurde. Der Mann hatte angeblich einen Bestand von über 700.000 IPv4-Adressen im Wert von neun bis 14 Millionen US-Dollar angehäuft. Das ist ja schon fast so viel wie der Preis für eine durchschnittliche Luxusvilla in Hollywood. Aber statt sich in den Sonnenuntergang zu chillen, landete Golestan hinter Gittern.

Im Gerichtsverfahren wurde ausführlich dargelegt, wie Golestan und seine Firma Micfo betrogen haben. Nachdem Micfo keine IPv4-Adressen mehr beim ARIN bekommen konnte, hat der schlaue Fuchs angeblich nicht existierende Unternehmen angemeldet, um weitere Adressen zu ergattern. Da hat wohl jemand gedacht, er könne einfach ein paar Fantasiefirmen gründen und damit an die begehrten Adressen kommen. Aber der alte Trick mit den falschen Papieren hat nicht funktioniert. Der IT-Sicherheitsexperte Brian Krebs behauptet sogar, dass Golestan eidesstattliche Erklärungen von fiktiven Personen verwendet hat. Da hat wohl jemand gedacht, er wäre der Schurke in einem schlechten Agentenfilm.

Und wofür hat Golestan die IP-Adressen verwendet? Angeblich hat er die Dinger vor allem an VPN-Anbieter weiterverkauft. Er behauptet sogar, dass Micfo 40 Prozent der IPv4-Adressen an die VPN-Branche geliefert hat. Na, da hat wohl jemand gedacht, er könne sich die Taschen mit VPN-Geld vollstopfen. Aber Pustekuchen, die Realität hat ihn eingeholt.

Vor Gericht hat Golestan erstmal alle Vorwürfe abgestritten, aber im November 2021 hat er dann doch seine Schuld in allen Anklagepunkten zugegeben. Kluger Schachzug, denn jetzt ist er mit fünf Jahren Knast dabei statt mit 20. Das ARIN ist jedenfalls zufrieden mit dem Urteil und nennt den Fall einen ausgeklügelten Betrug. Die Internetgemeinschaft wurde nicht nur durch das ARIN, sondern auch durch diese Handlungen zum Opfer gemacht. Da hat wohl jemand gedacht, er könne einfach die ganze Welt zum Narren halten.

Und als wäre das noch nicht genug, hat das ARIN gleich noch einen weiteren Fall an die Strafverfolgungsbehörden übergeben. Diesmal haben eine Einzelperson und ein Unternehmen versucht, IP-Adressen unrechtmäßig zu erwerben. Da scheint wohl ein regelrechter IP-Adressen-Klau-Trend im Gange zu sein. Aber hey, Leute, es gibt doch genug andere Dinge, die man klauen kann. Wie wär’s zum Beispiel mit einem Keks? Die schmecken immer gut und bringen niemanden ins Gefängnis.

IP-Adressen sind ja bekanntlich die Grundlage des Internets, aber die Vorräte an IPv4-Adressen sind knapp. Deshalb gibt es seit einigen Jahren die Umstellung auf IPv6. Aber bis es soweit ist, werden die IPv4-Adressen heiß begehrt sein. Angeblich werden derzeit Preise von 15 bis 25 US-Dollar pro Adresse gezahlt. Golestan hat das wohl gewusst und sich gedacht, er könne sich eine goldene Nase verdienen. Die Rechnung hat er aber ohne das ARIN gemacht.

Die Verurteilung von Golestan soll als abschreckendes Beispiel für potenzielle Nachahmer dienen und den Betrug eindämmen. Das ARIN hat sogar fast 80.000 US-Dollar für die Unterstützung der Ermittlungen zurückerstattet bekommen. Da hat wohl jemand gedacht, er könnte einfach so das ARIN über den Tisch ziehen. Aber die haben jetzt die letzte Lacher, denn die Rechte an den zugeteilten IP-Adressen erlöschen. Tja, Pech gehabt, Golestan. Da kann man nur hoffen, dass er im Knast genug Zeit hat, über seine Fehler nachzudenken.

Schlagwörter: IPv4Adressen + Betrug + ARIN

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  • 18. Oktober 2023