Studie warnt vor parallelem Glasfaserausbau in dünn besiedelten Regionen: Bundesregierung in Gefahr, ihr Ziel zu verfehlen
Die Bundesregierung hat ehrgeizige Ziele für den flächendeckenden Ausbau von Glasfasernetzen in Deutschland bis 2030. Doch eine neue Studie, die vom Bundeswirtschaftsministerium in Auftrag gegeben wurde, warnt davor, dass der parallele Ausbau in dünn besiedelten Regionen wirtschaftlich nicht realisierbar ist. Das könnte dazu führen, dass die Regierung ihr Ziel verfehlt.
Aber was genau bedeutet “paralleler Ausbau” überhaupt? Nun, das Konzept besteht darin, dass mehrere Unternehmen gleichzeitig Glasfasernetze in einer bestimmten Region ausbauen. In Ballungsräumen ist das kein Problem, da dort mehrere Netzwerke voll ausgelastet sein können. Aber in dünn besiedelten Gebieten ist das eine andere Geschichte. Der “Überbau”, also der parallele Ausbau, stellt hier eine große Herausforderung dar.
Die Konkurrenten der Deutschen Telekom schlagen schon seit Monaten Alarm und warnen vor einem unkoordinierten Ausbau von Glasfasernetzen in Deutschland. Sie argumentieren, dass das Ziel einer flächendeckenden Versorgung bis 2030 nicht erreicht werden kann, wenn jeder sein eigenes Glasfasernetz baut. Das Forschungsinstitut WIK-Consult hat nun im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums eine Auswertung von 93 Fällen des parallelen Ausbaus durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen, dass der kritisierte parallele Ausbau tatsächlich in vielen Regionen das Erreichen der Regierungsziele gefährden könnte.
Die Experten von WIK-Consult gehen davon aus, dass in mindestens zwei Dritteln der deutschen Haushalte nur der Aufbau und Betrieb eines einzigen Glasfasernetzes wirtschaftlich sinnvoll ist. Wenn es zu einem parallelen Ausbau kommt, könnte dies zu einer Verringerung der Reichweite des wirtschaftlich vertretbaren Ausbaus führen. Das bedeutet, dass die Netzbetreiber mit einer Vielzahl von Herausforderungen konfrontiert sind, wenn es zu Überlappungen kommt. Schon jetzt haben 25 Prozent der betroffenen Konkurrenten ihre Ausbauvorhaben verkleinert oder komplett abgesagt.
Der Bundesverband Breitbandkommunikation (Breko) weist darauf hin, dass selbst in dicht besiedelten städtischen Gebieten oft kein fairer Wettbewerb bei der Infrastruktur möglich ist. Dies tritt ein, wenn eines der Unternehmen, das den Ausbau durchführt, eine große Anzahl von Bestandskunden im Kupfernetz hat. Die Telekom genießt in diesem Bereich einen Vorteil im Vertrieb.
Die Bundesnetzagentur wird nun verschiedene Handlungsmöglichkeiten untersuchen, um eine unerwünschte Überbauung zu verhindern. Dies reicht von einem Verbot des parallelen Ausbaus bis hin zu anderen Maßnahmen. Der Branchenverband VATM fordert eine behördliche Prüfung des Verhaltens der Deutschen Telekom und dringendes Handeln. Die Telekom aus Bonn widerspricht jedoch dieser Auslegung der Studie.
In der Zwischenzeit hat das Gigabitbüro des Bundes ein Konzept zur Nutzung von Holzmasten und zum oberirdischen Ausbau von Glasfasernetzen vorgelegt. Die Bundesregierung prüft derzeit eine Erweiterung des Konzepts, insbesondere in Bezug auf Pilotprojekte zur Verlegung. Es bleibt abzuwarten, wie die Bundesregierung auf die Ergebnisse der Studie reagieren wird und welche Maßnahmen zur Lösung des Problems ergriffen werden. Hoffen wir, dass es zu einer koordinierten und effektiven Vorgehensweise kommt, damit Deutschland weiterhin auf dem Weg zur digitalen Zukunft voranschreiten kann.
Schlagwörter: Glasfaserinfrastruktur + Überbauaktivität + Flächendeckende Versorgung
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