Der Gründer der Kryptogeldbörse FTX, Sam Bankman-Fried, hat seine Zeugenaussage im Gerichtsverfahren gegen den ehemaligen Chef der insolventen Börse abgeschlossen. Während seines Kreuzverhörs wurde er mehrmals damit konfrontiert, Ereignisse vergessen zu haben, auf die er sich nicht erinnern konnte. Tweets, Fotos und Videos wurden als Beweismittel vorgelegt, um seine Glaubwürdigkeit zu belasten. Beobachter sind der Meinung, dass seine Entscheidung, selbst auszusagen, ihm keinen Gefallen getan hat. Die Schlussplädoyers werden voraussichtlich am Mittwoch gehalten, bevor sich die Jury zur Beratung zurückzieht. Ein zentraler Punkt der Verhandlung war die Frage, wann Bankman-Fried von den fehlenden Milliarden bei FTX erfahren hat. Während er angab, erst im Oktober davon erfahren zu haben, sagte ein Entwickler aus, ihn bereits im Sommer informiert zu haben. Bankman-Fried gab an, damals nicht weiter nachgefragt zu haben, da seine Mitarbeiter beschäftigt waren und ihm geraten hatten, keine ablenkenden Fragen zu stellen. Das fehlende Geld wurde in den mit FTX verbundenen Hedgefonds Alameda Research investiert. Bankman-Fried gab zu, von den Finanzproblemen bei Alameda gewusst zu haben und persönlich für riskante Investitionen verantwortlich zu sein. Er bedauerte, den Betrag nicht genauer untersucht zu haben. Am Ende der Verhandlung wurde auch die enge Beziehung zwischen FTX und den Behörden auf den Bahamas diskutiert. Es gab Hinweise auf ein vermeintliches Angebot, die Schulden des Inselstaats zu begleichen, sowie auf ein gemeinsames Essen mit dem Premierminister. Bankman-Fried konnte sich angeblich nicht genau daran erinnern, jedoch wurde ein Video des Dinners gezeigt. Die Anklage legte zudem Unterlagen vor, die belegten, dass FTX nach dem Zusammenbruch Kunden auf den Bahamas erlaubte, ihr Geld abzuheben, während alle anderen ihre Einlagen verloren. Bankman-Fried wird vorgeworfen, Gelder von FTX-Kunden für persönliche Bereicherung abgezweigt zu haben. Obwohl er öffentlich beteuerte, dass die Einlagen sicher seien, flossen Milliarden an Alameda Research, wo sie durch riskante Geschäfte verloren gingen. Der Prozess gegen Bankman-Fried läuft seit Anfang Oktober und hat sein Ansehen stark beeinträchtigt. Belastende Aussagen von Vertrauten verstärken die Vorwürfe gegen ihn. Bankman-Fried plädiert auf nicht schuldig. Nachdem er eine lange Zeit auf Kaution zu Hause verbrachte und sich auf den Prozess vorbereiten konnte, wurde er vor einigen Wochen ins Gefängnis gebracht, weil er angeblich versucht hatte, eine Zeugin einzuschüchtern, indem er ihre persönlichen Tagebücher an die New York Times weitergab.
Schlagwörter: Kryptogeldbörse FTX + Gerichtsverfahren + Geldabzweigung
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