Umstrittenes US-Unternehmen erhält Millionen-Pfund-Auftrag zur Verwaltung von NHS-Daten

London, Großbritannien – Das US-Unternehmen Palantir, das für seine Überwachungssoftware bekannt ist, wurde mit der Verwaltung von Daten des National Health Service (NHS) Englands beauftragt. Der Auftrag hat einen Wert von 480 Millionen Pfund und gilt als der bedeutendste Datenhandel in der Geschichte des NHS.

Die Zusammenarbeit mit Palantir sorgt jedoch für Kontroversen, da das Unternehmen in der Vergangenheit kritisiert wurde, Regierungen bei der Überwachung ihrer Bürger zu unterstützen. Die Sicherheit der Gesundheitsdaten steht daher im Fokus vieler Bedenken.

Palantir wird bei der Entwicklung und dem Betrieb der Datenplattform mit Kooperationspartnern wie Accenture und PwC zusammenarbeiten. Die Cloud-Plattformen von AWS und Microsoft sollen dabei zum Einsatz kommen. Palantir ist vor allem für seine enge Zusammenarbeit mit Geheimdiensten, der Polizei sowie dem britischen Verteidigungsministerium und Militär bekannt. Die Software des Unternehmens wird auch in anderen Branchen wie Energie, Gesundheitswesen, Verkehr, Telekommunikation und Finanzen eingesetzt.

Die geplante Plattform ermöglicht die Kommunikation und den Datenaustausch zwischen verschiedenen Gesundheitsdienstleistern und digitalen Versorgungssystemen des NHS. Dadurch soll die Qualität der Versorgung verbessert werden. In dem System sollen Echtzeitdaten über Bettenkapazitäten in Krankenhäusern, Wartelisten für geplante Behandlungen und Personalpläne verfügbar sein. Dies ermöglicht beispielsweise eine schnellere Durchführung von Operationen.

Bereits vor der Vergabe des aktuellen Auftrags erhielt Palantir einen symbolischen Pfund-Auftrag zur Verwaltung von Gesundheitsdaten während der Corona-Krise. Dieser Auftrag wurde jedoch erst öffentlich bekannt, als die Nachrichtenplattform Opendemocracy die Offenlegung des Vertrags erzwang.

Die Entscheidung, Palantir mit der Verwaltung der Gesundheitsdaten zu beauftragen, wurde von Bürgerrechtsgruppen aus verschiedenen Bereichen kritisiert. Sie äußerten Bedenken hinsichtlich der potenziellen Gefahr, dass Patientendaten in unbefugte Hände geraten könnten. Amnesty International wirft Palantir zudem die Beteiligung an gravierenden Verletzungen der Menschenrechte vor.

Auch die British Medical Association äußerte tiefe Besorgnis über die Vergabe und bezeichnete sie als äußerst beunruhigend. Die Organisation hatte zuvor verschiedene Kritikpunkte zur bevorstehenden Vergabe geäußert, darunter das intransparente Verfahren.

Der NHS England erklärte jedoch, dass Palantir keinen Zugriff auf Gesundheits- und Pflegedaten haben könne, ohne eine ausdrückliche Zustimmung vorliegen zu haben. Die neue Software werde durch Technologien zum Schutz der Privatsphäre und höchsten Sicherheitsstandards abgesichert.

Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass den Patienten keine Möglichkeit gegeben wird, der Weitergabe ihrer Gesundheitsdaten an Palantir und seine Projektpartner zu widersprechen. Dies liegt angeblich daran, dass alle Daten anonymisiert werden. Es könnte jedoch eine Klage dagegen eingereicht werden.

Es bleibt abzuwarten, wie sich die Zusammenarbeit zwischen Palantir und dem NHS entwickeln wird. Vielleicht werden wir in ein paar Jahren alle von Robotern behandelt, die uns mit Hilfe von Palantirs Überwachungssoftware unsere Medikamente verabreichen. Oder wir werden von einer Armee aus Datenanalysten verfolgt, die versuchen, unsere Wartelisten für geplante Behandlungen zu verkürzen. Wer weiß? Die Zukunft des NHS liegt in den Händen von Palantir. Möge die Macht der Daten mit ihnen sein!

Schlagwörter: National Health Service NHS + Palantir + Datensicherheit

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  • 23. November 2023