Glasfaserausbau in Deutschland: Anpassungen und klare Strategien nötig

Die Glasfaserausbaubranche sieht sich mit veränderten Rahmenbedingungen konfrontiert, doch der Bundesverband Breitbandkommunikation (Breko) sieht keinen Grund zur Klage. Auf der Breko-Jahrestagung betonte Verbandspräsident Norbert Westfal, dass jährliche Investitionen von 13,1 Milliarden Euro kaum zu überschreiten seien. Eine höhere Investition würde lediglich zu steigenden Tiefbaupreisen führen. Als Konsequenz fordert der Verband eine Verringerung der staatlichen Ausbauförderung. Statt der bisherigen 3 Milliarden Euro sollten zukünftig nur noch 1 Milliarde Euro vom Bund bereitgestellt werden.

Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) sieht derzeit keine finanziellen Probleme bei der Glasfaserausbauförderung aufgrund eines Urteils des Bundesverfassungsgerichts. Die bewilligten Gelder werden nicht abgezogen. Mit dem geplanten Netzausbaubeschleunigungsgesetz 2024 soll das große öffentliche Interesse festgelegt werden und das Gigabitgrundbuch weniger Daten enthalten. Der Minister zeigt sich zufrieden mit den Fortschritten beim Ausbau von Glasfaser, weist jedoch auf mögliche Veränderungen hin.

Die aktuelle Marktanalyse des Breko zeigt bereits einen Trendwechsel: Das Verlegen von Glasfaser in bestimmten Gebieten ohne den Fokus auf viele Anschlüsse hat ein Ende. Laut Jens Böcker, der die Studie durchführte, ist Geschwindigkeit entscheidend. Auf dem Papier gelten 17,3 Millionen Einheiten als erschlossen, während tatsächlich nur 8,9 Millionen Einheiten einen Hausanschluss haben. Derzeit gibt es 4,4 Millionen Anschlüsse mit aktivem Glasfaseranschluss.

Die Deutsche Telekom hat eine geringe Akzeptanzrate. Eine Sprecherin erklärt dies mit ihrem Geschäftsmodell: Die Konkurrenten beginnen erst mit dem Ausbau, wenn eine Vorvermarktung eine Quote von 30 bis 40 Prozent erreicht hat. Die Telekom hingegen betrachtet den Glasfaserausbau als langfristige Investition und baut in den meisten Fällen ohne feste Quote aus. Der Breko erwartet jedoch, dass das Verhältnis von Einheiten zu Anschlüssen in Zukunft stärker schwanken wird. Eine höhere Anzahl von Hausanschlüssen bedeutet nicht zwangsläufig, dass potenzielle Nutzer auch Glasfaser buchen. Hier könnte die Politik Anreize schaffen, beispielsweise durch die Einführung eines Gutscheinsystems.

Auch Bundesnetzagentur-Präsident Klaus Müller sieht Verbesserungspotenzial beim Take-Up. Es wird spekuliert, ob sich die Investitionen in Glasfaser für Großanleger noch rentieren. Jens Prautzsch, Geschäftsführer von Unsere Grüne Glasfaser in Ismaning, bestätigt den Strategiewechsel des Unternehmens. Es geht nun darum, möglichst schnell eine hohe Anzahl an Kunden anzuschließen und die Auslastung zu steigern. Obwohl dies die Geschwindigkeit des Ausbaus beeinflusst, signalisiert es den Banken und Investoren, dass das Geschäftsmodell rentabel ist. Eine klare Strategie zur schrittweisen Abschaltung des Kupfernetzes würde die Investoren zusätzlich erfreuen. Bundesnetzagenturpräsident Müller bestätigt das Ziel, möchte jedoch keine konkreten Schritte nennen. Letztendlich wird der Übergang von Kupfer zu Glasfasernetzen entscheidend sein.

Sowohl Minister Wissing als auch Bundesnetzagenturpräsident Müller bleiben in der Debatte über den sogenannten Überbau vage und betonen, dass zunächst die Ergebnisse der Monitoringstelle abgewartet werden sollen. Veränderungen sind also erst nach 2024 zu erwarten.

Schlagwörter: Glasfaserausbaubranche + Ausbauförderung + TakeUpRate

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  • 30. November 2023