KI-Beschleuniger: Kunden fürchten Repressionen durch NVIDIA und suchen nach Alternativen, sagt Wall Street Journal

Ein aktueller Artikel des Wall Street Journals wirft ein Schlaglicht auf potenzielle Kunden von KI-Beschleunigern und Nutzer von NVIDIA-Hardware, die sich nach Alternativen umsehen. Laut dem Bericht zögern viele Kunden, dies offen zu tun, aus Angst vor möglichen Repressionen seitens NVIDIA. Das Start-up Groq, das KI-Chips entwickelt, äußerte sich zu den Bedenken der Kunden und berichtete, dass sie befürchten, dass NVIDIA ihre Treffen leugnen würde, wenn sie davon erfahren würden.

Ein weiteres Problem ist, dass Kunden ein Jahr im Voraus für NVIDIA-Hardware bezahlen müssen und dann erst nach einem Jahr oder länger ihre Hardware erhalten. Wenn Kunden dann jedoch angeben, dass sie von einem anderen Anbieter kaufen möchten, heißt es plötzlich, dass es länger dauern wird. Diese Anschuldigungen wurden von Jonathan Ross, dem CEO von Groq, in einem Interview mit dem Wall Street Journal erhoben.

Die Frage, ob diese Anschuldigungen berechtigt sind, ist von großer Bedeutung. Die Anschuldigung an sich ist bereits schwerwiegend. Nun bekommt die Angelegenheit jedoch eine zusätzliche Dimension, da sich der frühere Vizepräsident und General Manager der Graphics Business Unit von AMD, Matt Herkelman, über Twitter zu Wort meldet. Laut Herkelman passiert dies häufiger, als man vermutet. Er behauptet, dass NVIDIA dieses Vorgehen nicht nur bei Kunden, sondern auch bei Datacenter-Kunden, OEMs, AIBs, Presse und Wiederverkäufern anwendet.

Herkelman verweist auch auf einen Vorfall im Dezember 2020, als NVIDIA sich weigerte, der Website HardwareUnboxed Samples zur Verfügung zu stellen, da sie keine oder zu wenige Benchmarks mit aktivierten Raytracing-Effekten durchführten. Dieses Vorgehen erinnert an das umstrittene GeForce Partner Program (GPP) von NVIDIA, das im Mai 2018 aufgrund starker Kritik beendet werden musste. Das GPP hatte zum Ziel, Hardwarehersteller dazu zu drängen, ausschließlich NVIDIA-Hardware als Gaming-Marke zu verwenden.

Herkelman kommt zu dem Schluss, dass NVIDIA das GPU-Kartell sei und das gesamte Angebot kontrolliere. Seine Vorwürfe sind schwerwiegend und es ist wichtig zu beachten, dass er nicht nur für AMD gearbeitet hat, sondern auch für NVIDIA tätig war. In dieser Zeit wurde wahrscheinlich das GeForce Partner Program von NVIDIA angewendet.

NVIDIA, als führendes Unternehmen im Bereich KI-Beschleuniger, hat einerseits die Möglichkeit, seine Partner sorgfältig auszuwählen. Gleichzeitig verfügt es jedoch auch über ein gewisses Druckmittel. NVIDIA betont immer wieder, dass die Zuteilung der Hardware nach bestem Wissen und Gewissen erfolgt. Die KI-Beschleuniger werden hauptsächlich an Unternehmen geliefert, die sie direkt verwenden möchten, anstatt zuerst einen gewissen Lagerbestand aufzubauen. Des Weiteren fungiert NVIDIA als Vermittler zwischen Cloud-Anbietern und potenziellen Käufern, um sicherzustellen, dass diese zunächst auf Hardware in der Cloud arbeiten können, bevor ihre eigene Hardware verfügbar ist.

Die Anschuldigungen, dass NVIDIA die Auslieferung absichtlich verzögert, sobald bekannt wird, dass Kunden mit konkurrierenden Hardwareherstellern in Kontakt treten, sind ernsthaft, aber bisher nicht nachgewiesen worden. Es bleibt abzuwarten, wie NVIDIA auf diese Vorwürfe reagieren wird und ob weitere Untersuchungen folgen werden. Es ist jedoch klar, dass diese Anschuldigungen das Vertrauen der Kunden in das Unternehmen erschüttern könnten.

Schlagwörter: NVIDIA + Wall Street + Groq

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  • 28. Februar 2024