Personalmangel und begrenzte Ressourcen stellen offenbar ein Problem für die Bemühungen des Bundes um digitale Souveränität und quelloffene Anwendungen in Behörden dar. Laut dem Bundesinnenministerium (BMI) gibt es im Zentrum digitale Souveränität (ZenDis) lediglich neun Mitarbeiter. Davon sind je drei Mitarbeiter für die beiden Hauptprodukte, openDesk und Open Code, zuständig.
openDesk ist eine Suite von Open-Source-Webanwendungen für Büroarbeit und Kommunikation, die in Behörden und Ministerien verwendet werden soll. Es basiert auf der dPhoenixSuite des IT-Dienstleisters Dataport und kombiniert Tools wie Collabora, Jitsi, Open-Xchange und Matrix. Laut BMI ist geplant, den umfassenden Einsatz voraussichtlich im Jahr 2025 zu starten.
Die Bundestagsabgeordnete Anke Domscheit-Berg (Die Linke) äußerte ihr Unverständnis darüber, wie es möglich sein soll, das Ziel angesichts der begrenzten personellen und finanziellen Ressourcen noch zu erreichen. Laut BMI hat das ZenDis bisher keine Beauftragung des Bundes für openDesk erhalten und es scheint, dass ZenDis kein festes Budget zugewiesen bekommen hat.
Im Jahr 2021 wurden die Mittel für Open Source in der Verwaltung drastisch gekürzt, von rund 50 Millionen Euro auf 24,7 Millionen Euro. Es gibt bisher keine Beteiligung der Bundesländer an ZenDis, obwohl Länder wie Thüringen ihre Bereitschaft dazu geäußert haben.
Domscheit-Berg kritisiert, dass die Ampel-Regierung absehbar eines ihrer wichtigsten digitalpolitischen Koalitionsziele bis zum Ende der Legislaturperiode nicht mehr erreichen kann. Dies hätte zur Folge, dass die IT-Sicherheit beeinträchtigt wird, Abhängigkeiten insbesondere von US-Konzernen fortbestehen und die Chance verpasst wird, ein global relevantes Ökosystem für Open-Source-Software zu fördern.
Die Interims-Geschäftsführung von ZenDis sieht die Situation jedoch anders. Laut Ralf Kleindiek, Interims-Geschäftsführer, wurde der Start im Jahr 2025 als realistisches Ziel bezeichnet. openDesk befindet sich bereits in einem fortgeschrittenen Entwicklungsstadium und wird in den kommenden Wochen bei ersten Organisationen eingeführt. Es wird an einer Ausschreibung gearbeitet, um die Software-Suite als Software as a Service anzubieten. Kleindiek betonte, dass die funktionale Ausgangsbasis bereits sehr gut war und die Integration und Implementierung einer einheitlichen Benutzeroberfläche größtenteils bereits erfolgt ist.
ZenDis plant, zusätzliche Mitarbeiter einzustellen, um das gesamte Projekt zu leiten. Der Quellcode für openDesk befindet sich auf Gitlab und für den Einsatz wird ein Kubernetes-Cluster benötigt. Noch sind einige Details bezüglich des offiziellen Auftrags für openDesk durch den Bund zu klären, was jedoch in Kürze abgeschlossen sein soll. Bezüglich der fehlenden Beteiligung der Bundesländer verwies Kleindiek darauf, dass man bereits mit fast allen Ländern in sehr guten Gesprächen sei und es nur eine Frage der Zeit sei, bis die Länder beitreten.
Die Initiative für openDesk entstand aus dem Wunsch der Bundesregierung und neun Bundesländern, die Abhängigkeit des öffentlichen Sektors von Microsoft zu verringern.
Schlagwörter: BMI + ZenDis + Anke Domscheit-Berg
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