Kann KI authentische Musik erschaffen und Kreativität ersetzen?

Der Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) in der Musikproduktion nimmt immer mehr zu und wirft dabei einige Fragen auf: Kann eine KI-Software wirklich authentische Musik erschaffen? Kann sie die Emotionen und das kreative Potenzial eines menschlichen Musikers erreichen? Diese Fragen kamen mir in den Sinn, als ich den Song „Soul Of The Machine“ hörte, der von der KI-Software Suno entwickelt wurde.

Der Song ist eine einfache, traditionelle Melodie in E-Moll, die eine gängige Blues-Akkordfolge verwendet. Darin singt eine Stimme über eine gefangene Seele mit einem einst lebendigen, nun jedoch kalten und schwachen Herzen. Technisch gesehen ist der Song beeindruckend, jedoch fehlt ihm die Fähigkeit, Spannung aufzubauen und aufzulösen, die für gute Musik so wichtig ist.

Als Musiker mit langjähriger Erfahrung habe ich die grundlegende Akkordfolge von „Soul Of The Machine“ und verschiedene Variationen davon unzählige Male gespielt. Die eigenwillige Auswahl von Akkorden und der ungeschickte Rhythmus des Songs wirken jedoch nicht wie bewusste kreative Entscheidungen, sondern eher wie Artefakte des algorithmischen Prozesses.

Es ist möglich, dass KI-Software wie Suno in der Zukunft Musik produzieren könnte, die solche ungewöhnlichen Artefakte nicht mehr aufweist. Doch allein das Vermeiden von Fehlern reicht nicht aus, um mit menschlicher Musik mithalten zu können. Live-Auftritte, bei denen Musiker auf das Publikum reagieren und eine Verbindung herstellen, sind ein wesentlicher Bestandteil des Musikerlebnisses, der von KI nicht so einfach ersetzt werden kann.

Die Gründer von Suno haben eine Vision von einer Welt, in der das Musizieren demokratisiert wird und jeder, auch Menschen ohne musikalische Erfahrung, Musik erschaffen kann. Das klingt nach einer freundlichen und erhabenen Idee, doch wirft sie auch beunruhigende Fragen auf. Wenn KI-Software die Kontrolle über den kreativen Prozess übernimmt, könnten kreative Menschen die Kontrolle über ihr eigenes Schaffen verlieren.

Es ist wichtig zu betonen, dass KI nicht die Kreativität vollständig ersetzen muss, um nützlich zu sein. Es gibt bereits Beispiele, wie KI bestehende Konzepte verstärken und neue Inspirationen schaffen kann, wie etwa AI-Stimmenparodien-Songs oder die „Promptographie“ von Boris Eldagsen.

Letztendlich ist es unwahrscheinlich, dass KI-Software in naher Zukunft einen direkten Ersatz für Live-Musik bieten kann. Die Fähigkeit, eine Verbindung zum Publikum herzustellen und echte Emotionen zu erzeugen, bleibt einzigartig menschlich. Doch die Weiterentwicklung von KI in der Musikproduktion kann dazu beitragen, neue Möglichkeiten und Perspektiven zu eröffnen und das Musikerlebnis zu bereichern.

Schlagwörter: Suno + KI + Rolling Stone

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  • 23. März 2024