Im Jahr 2023 verzeichnete die Beschwerdestelle der Freiwilligen Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter (FSM) eine alarmierende Anzahl von Meldungen über möglicherweise illegale oder jugendgefährdende Internetbeiträge. Insgesamt gingen 30.573 Beschwerden ein, was einer Verdopplung im Vergleich zum Vorjahr entspricht.
Besonders besorgniserregend ist der Anstieg der Meldungen bezüglich Darstellungen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger. Mit 12.918 Meldungen hat sich die Zahl mehr als vervierfacht. Ein Grund hierfür ist die verstärkte Zusammenarbeit mit anderen Beschwerdestellen über den internationalen Hotline-Verbund Inhope, der auf einschlägige Materialien auf deutschen Servern hinweist.
Die FSM sieht diesen drastischen Anstieg als alarmierend an und fordert eine zuverlässige finanzielle Unterstützung der Hotlines durch öffentliche Mittel aus Deutschland. Sobald der FSM Missbrauchsdarstellungen gemeldet werden, leitet sie diese umgehend an das Bundeskriminalamt weiter und informiert den Host-Provider mit der Aufforderung zur Löschung des betreffenden Inhalts.
Eine positive Entwicklung ist jedoch zu verzeichnen: Im Jahr 2023 reagierten die Provider trotz der gestiegenen Anzahl von Fällen schneller als im Vorjahr. Im Durchschnitt vergingen nur noch 1,2 Tage zwischen der Meldung bei der Beschwerdestelle und der Entfernung des Inhalts, während es im Vorjahr noch 1,5 Tage waren.
Die Löschquote für Inhalte im Inland beträgt 100 Prozent, während sie für im Ausland gehostete Inhalte vier Wochen nach dem ersten Hinweis bei 87 Prozent liegt (im Vergleich zu 77 Prozent im Jahr 2022).
Im Jahr 2022 wurden die meisten Meldungen im Bereich allgemeiner Pornografie registriert, die Kindern und Jugendlichen ohne Altersverifikationssystem (AVS) zugänglich war. Die Anzahl der bestätigten Beschwerden in diesem Bereich hat sich nahezu verdoppelt und liegt nun bei 8.889 Fällen. Trotzdem ist ihr Anteil am Gesamtmeldeaufkommen von 51 Prozent auf 39 Prozent gesunken.
Der Anteil der gemeldeten Fälle von als jugendgefährdend eingestuften Inhalten, die für Kinder und Jugendliche einer bestimmten Altersstufe ungeeignet sind, ist von sechs auf ein Prozent gesunken.
Im Jahr 2023 wurden insgesamt 120 Fälle von gemeldeter Hasskriminalität erfasst, was im Vergleich zum Vorjahr einen Anstieg von 25 Fällen darstellt. Der Großteil der gemeldeten Inhalte bestand hauptsächlich aus Darstellungen von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen, die einen Anteil von 80 Prozent ausmachten.
Des Weiteren wurden 585 Fälle gemeldet, in denen Darstellungen extremer Gewalt wie Tierpornografie, Verstöße gegen die Menschenwürde und die Verherrlichung von brutalen Taten vorlagen. Im Vergleich zum Jahr 2022 ist der Anteil der gemeldeten Fälle, bei denen keine Verstöße festgestellt wurden, von 32 auf 26 Prozent gesunken. In den meisten Fällen handelt es sich um Meldungen, bei denen das Recht auf freie Meinungsäußerung Vorrang hat, keine Verletzung von Jugendschutzvorschriften vorliegt oder die entsprechenden Angebote entweder zugangsgeschützt sind oder nicht mehr verfügbar waren.
Bei solchen Vorfällen informiert das Team der Beschwerdestelle diejenigen, die die Meldungen gemacht haben, über die geltende Rechtslage, verweist sie an zuständige Stellen oder geeignete Hilfs- und Beratungsangebote und gibt Ratschläge zur sicheren Konfiguration von Geräten für Minderjährige.
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