Mammoth-Anlage in Island in Betrieb: Größte CO2-Abscheidungsanlage weltweit startet erfolgreich

Island hat die Mammoth-Anlage in Betrieb genommen, die nach eigenen Angaben die größte Anlage zur direkten Abscheidung und Speicherung von CO2 weltweit ist. Die zweite kommerzielle Anlage des Schweizer Unternehmens Climeworks in Island, genannt Mammoth, ist etwa zehnmal größer als ihre Vorgängerin Orca. Sie befindet sich auf der Hochebene von Hellisheidi und ist für eine Kapazität von bis zu 36.000 Tonnen CO2 pro Jahr ausgelegt.

Das CO2 wird mittels Filter-Kollektoren direkt aus der Luft gesaugt und anschließend dauerhaft unterirdisch gespeichert. Bereits zwölf der insgesamt 72 Kollektoren sind in Betrieb und die Anlage hat erfolgreich mit der Abscheidung des ersten CO2 begonnen, wie Mitte dieser Woche bekannt gegeben wurde.

Die Anlage ist Teil des Direct Air Capture and Storage (DACS) Projekts, das aus einem ehemaligen Spin-off der ETH Zürich hervorgegangen ist. Bis Ende dieses Jahres soll die modular aufgebaute Anlage fertiggestellt sein und alle 72 Kollektoren vor Ort installiert haben. Climeworks setzt erneuerbare Energien ein, um ihr energieintensives Verfahren zur direkten Abscheidung aus der Luft zu betreiben. Das Verfahren erfordert Niedertemperaturwärme, vergleichbar mit kochendem Wasser. Die benötigte Energie wird von ON Power, einem Partnerunternehmen in Island, bereitgestellt. ON Power erzeugt Strom aus Geothermie.

Nachdem das CO2 aus den Filtern freigesetzt wurde, wird es in Meerwasser gelöst und von Carbfix, dem isländischen Partner für die CO2-Speicherung, in unterirdische Hohlräume transportiert. Dort findet eine natürliche Reaktion mit Basaltgestein statt, bei der das CO2 in stabile Mineralien umgewandelt wird und somit dauerhaft gespeichert werden kann. Climeworks stellt sicher, dass der gesamte Prozess von unabhängigen Dritten überprüft und zertifiziert wird. Carbfix wurde im Jahr 2007 als Projekt von Reykjavik Energy, der Universität Island, einem Institut der französischen Forschungsorganisation CNRS und der Columbia University in New York gegründet und ist mittlerweile eine Tochtergesellschaft von ON Power.

Mammoth stellt einen weiteren Meilenstein in der Projektpipeline von Climeworks dar, die sich zum Ziel gesetzt hat, bis 2030 durch eine Vielzahl von DAC-Anlagen weltweit eine Kohlenstoffabscheidungskapazität im Bereich von Millionen Tonnen und bis 2050 im Bereich von Milliarden Tonnen zu erreichen. Das Unternehmen strebt an, einen bedeutenden Beitrag zur Bekämpfung der globalen Erwärmung zu leisten. Neben Projekten in Island arbeitet Climeworks auch an mehreren Megatonnen-Anlagen in den USA.

Ein weiteres Unternehmen, das sich auf DAC-Technologie spezialisiert hat, ist Carbon Engineering aus Kanada, das auch von Bill Gates unterstützt wird. Carbon Engineering plant, mit einer aktuellen Anlage in Texas bereits 500.000 Tonnen CO2 pro Jahr aus der Umgebungsluft zu extrahieren – fast 14 Mal mehr als Mammoth. Bereits im Jahr 2025 ist geplant, dass das Werk seinen Betrieb aufnimmt. Climeworks erhält auch Unterstützung in den USA: Das Schweizer Unternehmen hat kürzlich öffentliche Gelder in Höhe von 50 Millionen Dollar vom US-Energieministerium erhalten, um das Projekt Cypress zu starten – eine DAC-Anlage in Louisiana.

Während der Präsentation von Mammoth in dieser Woche gab Climeworks bekannt, dass sie derzeit auch Möglichkeiten für Carbon Capture in Kanada, Norwegen, Oman und Kenia untersuchen. Zusätzlich bietet Climeworks nun auch Kompensationspakete an, die neben natürlichen Methoden zur CO2-Entfernung wie Aufforstung oder Biokohle umfassen. Climeworks kooperiert international mit verschiedenen großen Organisationen und Unternehmen, darunter Partners Group, UBS, JPMorgan, Swiss Re und Amag. Zu den ersten Firmenkunden der Anlage Orca zählten Unternehmen wie Microsoft und die Bezahlplattform Stripe.

Die Kosten für DAC-Verfahren zur CO2-Abscheidung sind nach wie vor hoch, und um die Technologie in großem Maßstab sinnvoll einzusetzen, ist Climeworks daher auf eine Vielzahl von Investoren und Großkunden angewiesen. Im vergangenen Jahr gelang es Climeworks, eine beeindruckende Summe von 650 Millionen Dollar von Investmentfirmen zu erhalten. In Bezug auf die Kosten der DAC-Technologie herrscht Uneinigkeit unter Experten. Die Kosten für die CO2-Entnahme bewegen sich grob zwischen 100 und 1.000 Dollar pro Tonne.

Schlagwörter: Climeworks + Island + Mammoth

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  • 12. Mai 2024