Archäologie und Computerspiele – zwei Welten, die auf den ersten Blick nicht viel miteinander zu tun haben. Doch durch den Einsatz modernster Technologie aus dem Bereich der Games wurde es möglich, einen digitalen Doppelgänger einer der wichtigsten archäologischen Stätten der Welt zu kreieren. Die Rede ist von Uruk, einer antiken Stadt im heutigen Irak.
Die Methode, die von Max Haibt entwickelt wurde, ist wirklich beeindruckend. Sie umfasst die effiziente Erfassung von 40 Quadratkilometern in drei Dimensionen mithilfe eines Langstrecken-UAVs, also einer ferngesteuerten Drohne, sowie die Schaffung einer virtuellen Forschungsumgebung, in der das hochauflösende 3D-Modell in Echtzeit zugänglich ist. Dadurch können Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die präzisen und detaillierten Daten wissenschaftlich nutzen und beispielsweise genaue Standorte für Bohrkerne bestimmen oder Maßnahmen zur Kulturerhaltung und Standortverwaltung planen.
Doch der digitale Doppelgänger von Uruk bietet noch viel mehr als nur wissenschaftliche Erkenntnisse. Er eröffnet auch neue Perspektiven in Bezug auf Wissensvermittlung und Bildungsarbeit. In der Zukunft könnte die Methode einen bedeutenden Beitrag zur Verbesserung geographischer und archäologischer Studien leisten, da nun auch vertikale Geoinformationen wie Bohrkerne, geophysikalische Messungen und archäologische Profile direkt in das umfassende Landschaftsmodell integriert werden können.
Wie wurde dieser beeindruckende digitale Doppelgänger erschaffen? Nun, dank des Einsatzes fortschrittlicher Drohnentechnologie und innovativer Verfahren zur 3D-Bildverarbeitung konnte innerhalb von nur 6 Tagen mehr als 32.000 Luftaufnahmen von Uruk und seiner Umgebung erstellt werden. Jedes Bild erhielt eine genaue geografische Markierung und wurde mithilfe von 3D-Photogrammetrie-Software zu einem einzigen georeferenzierten Modell kombiniert. Das Ergebnis ist ein digitales Abbild von Uruk, das aus einem präzisen triangulierten Netzwerk mit einer Milliarde Dreiecken und 1024 Texturdateien besteht, die mit einer Auflösung von 8k erstellt wurden.
Aber das ist noch nicht alles! Durch das Rendering in einer Game-Engine sowie den Einsatz fortschrittlicher Nanite- und Streaming Virtual Texture-Technologien kann dieser umfangreiche Datensatz in Echtzeit visualisiert werden. Das bedeutet, dass man sich durch die virtuelle Rekonstruktion von Uruk bewegen kann, als wäre man wirklich dort. Diese Funktion wird möglich, da Nanite in der Lage ist, 3D-Daten mit unveränderter Qualität zu komprimieren und effizient zu streamen.
Die Ergebnisse dieser faszinierenden Arbeit wurden von Max Haibt im renommierten International Journal of Digital Earth veröffentlicht. Sie eröffnen neue Forschungsfragen über die Wechselwirkung der Stadt Uruk mit ihrer Umgebung und ermöglichen bedeutende Fernerkundungsdaten für bisher unerforschte Bereiche des ausgedehnten Gebiets.
Ab dem Sommer 2024 werden geführte Exkursionen durch das Modell von Uruk angeboten. Hier haben Interessierte die Möglichkeit, die antike Stadt virtuell zu erkunden und in vergangene Zeiten einzutauchen. Doch auch die breite Öffentlichkeit wird nicht zu kurz kommen, denn nach Abschluss der geführten Exkursionen wird Uruk-VR auch eigenständig erkundbar sein.
Uruk-VR ist ein faszinierendes Beispiel dafür, wie modernste Technologie und archäologische Forschung Hand in Hand gehen können. Es zeigt uns, dass wir mithilfe von Computerspielen nicht nur fantastische Welten erschaffen können, sondern auch unsere eigene Vergangenheit besser verstehen und erlebbar machen können.
Schlagwörter: Uruk-VR + Max Haibt + UAV
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