Experten fordern Internet-Führerschein für Kinder und Jugendliche zum Schutz vor Cybermobbing und Gewalt im Netz
Ein kürzlich veröffentlichter Zwischenbericht der Sachverständigen der Kinderschutzkommission des nordrhein-westfälischen Landtags verdeutlicht die Bedeutung eines schulischen Angebots in Form eines Internet-Führerscheins, um Kinder und Jugendliche effektiver vor den Gefahren des Internets zu schützen. Experten sind sich einig, dass ein Blick in die Niederlande, wo Präventionsarbeit gegen Gewalt und Cybermobbing in allen Schulen verpflichtend ist, lohnenswert ist.
Der Bericht zeigt auf, dass Cybermobbing oft eine digitale Fortsetzung von Mobbing in der analogen Welt ist. Die Experten betonen, dass es nicht an gesetzlichen Vorgaben mangelt, sondern vielmehr an der Umsetzung scheitert. Um diesem Problem entgegenzuwirken, wurde im September 2022 eine Landtagskommission eingerichtet, die sich unter anderem mit dem Thema Gewalt gegen Kinder und Jugendliche im Sport beschäftigte.
Die Sachverständigen empfehlen die Einführung eines Verhaltenskodex für Vereine sowie gegebenenfalls 4-Augen-Trainings. Letzteres bedeutet, dass immer zwei Trainer oder Trainerinnen anwesend sein sollten, um potenziellen Übergriffen vorzubeugen und den Schutz der Kinder und Jugendlichen zu erhöhen. Des Weiteren sollte die Einführung von Kinderschutzkonzepten nicht nur im Verbandssport, sondern auch im kommerziellen Sport verbindlich sein, da Trainer oft zwischen beiden Bereichen wechseln. Hierbei sollten klare Richtlinien für Reisen festgelegt werden, insbesondere in Bezug auf Übernachtungs- und Duschmöglichkeiten.
Zudem ist es notwendig, die gesetzlichen Bedingungen für die Einrichtung einer unabhängigen Beschwerdestelle zu schaffen, an die betroffene Personen sich wenden können. Die Experten fordern, dass der Umgang mit Macht, Sexualität und Diversität im kirchlichen Raum enttabuisiert wird, wenn es um das Thema Gewalt geht. Eine verstärkte Betonung auf sexuelle Bildung wäre ratsam.
Die Kommission stellt fest, dass es nach wie vor an Schutzkonzepten mangelt. Schulungsangebote sind zwar zahlreich vorhanden, überzeugen jedoch oft nicht in ihrer Qualität. Die Experten betonen, dass Kinder, die Opfer von Übergriffen werden, einen persönlichen Ansprechpartner benötigen und keine Telefon-Hotline.
Des Weiteren wird darauf hingewiesen, dass es keinen spezifischen Tätertyp gibt, jedoch der Fokus auf weibliche Täterinnen fehlt. Die Experten schlagen vor, eine spezielle Anlaufstelle für Beschwerden von Frauen als Täterinnen einzurichten. Es ist wichtig, dass auch Gewalt unter Gleichaltrigen verstärkt Beachtung findet. Der Bericht zeigt erhebliche Wissensdefizite in diesem Bereich auf. Statistiken belegen, dass der digitale Raum eine zunehmend bedeutende Rolle bei Gewalt zwischen Kindern und Jugendlichen spielt.
Die Experten empfehlen, bereits in der Grundschule mit der Aufklärung über digitale Gewalt zu beginnen, da das Alter, in dem Kinder erste negative Erfahrungen mit Smartphones machen, sinkt. Daher sollte Medienerziehung bereits in der frühen Kindheit Teil der Bildung sein. Besondere Aufmerksamkeit sollte den Kindern mit Beeinträchtigungen gewidmet werden, da sie besonders gefährdet sind, Opfer von Übergriffen zu werden.
Die Kinderschutzkommission des Landtags arbeitet in Zusammenarbeit mit externen Experten wie Kriminologen, Rechtsmedizinern, Psychologen, Kirchenvertretern, Medienexperten, Pädagogen und Vertretern aus Sport- und Opferverbänden an konkreten Maßnahmen zum Schutz von Kindern und Jugendlichen. Im kommenden Herbst ist die Präsentation eines Gutachtens zum Thema Kinderschutz im kommerziellen Bereich geplant.
Schlagwörter: Niederlande + Nina Andrieshen + SPD
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