Studie: Kritische Infrastrukturen durch Wetterextreme und Cyberkriminalität bedroht

Ergebnisse einer strategischen Vorausschau zur Widerstandsfähigkeit von kritischen Infrastrukturen (Kritis) wurden vom Büro für Technikfolgen-Abschätzung des Bundestags (TAB) veröffentlicht. Die Studie konzentrierte sich auf die Bereiche Energie, Landwirtschaft und Ernährung sowie Verkehr und Mobilität. Die Forscher kommen zu dem Schluss, dass Wetterextreme im Zusammenhang mit dem Klimawandel eine durchgängige Bedrohung für die Funktionsfähigkeit und Stabilität dieser Sektoren darstellen. Cyberkriminalität wird als großes Problem im Verkehrs- und Energiebereich identifiziert. Geopolitische Konflikte stellen eine massive Herausforderung für die Versorgung mit Strom, Gas und ähnlichen Ressourcen dar.

Angesichts aktueller Entwicklungen wie dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine, dem fortschreitenden Klimawandel und technischen Innovationen wie Künstliche Intelligenz (KI) hat der Bundestag das TAB beauftragt, seine Foresight-Aktivitäten im Jahr 2023 auszuweiten, um eine Politikgestaltung zu ermöglichen, die auf zukünftige Krisen ausgerichtet ist.

Im Foresight-Report 2024 führt das TAB einen Resilienz-Radar ein, der Trends und systemische Risiken identifizieren soll, die für die Widerstandsfähigkeit von Kritis relevant sind. Dazu gehören Pandemien, Machtkonzentration bei Big-Tech-Unternehmen und Blackouts. Die Forscher stellen fest, dass die Gefährdungen durch Cyberangriffe, Technikversagen und eingeschränkte Technikbeherrschbarkeit aufgrund der wachsenden Systemkomplexität und zunehmenden Digitalisierung, insbesondere im Bereich der Energieversorgung, zunehmen.

Um die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern, wird ein umfangreicher Ausbau erneuerbarer Energien angestrebt. Dies erfordert einen Ausbau der Netzinfrastruktur, Elektrifizierung und die Verknüpfung verschiedener Sektoren. Das komplexe Infrastruktursystem befindet sich aufgrund von Transformationsbemühungen in ständigem Wandel und Dynamik. Experten schätzen den Gesamtgrad der Robustheit des Energiesystems gegenüber systemischen Risiken als durchschnittlich ein. Themen wie Dezentralität, die Rolle von Wasserstoff und der Einsatz von KI-Anwendungen im Netz sollten genauer untersucht werden.

Im Bereich Verkehr spielen alternative Antriebe, vernetzte Mobilitätslösungen sowie automatisiertes und autonomes Fahren eine maßgebliche Rolle für die Entwicklung. Auch hier wird der Resilienzgrad als durchschnittlich angesehen. Es sollen Untersuchungen zur Elektrifizierung der Binnenschifffahrt und zur Integration von Mobilitätsdienstleistungen im Personenverkehr, einschließlich der Anbindung durch Roboterautos, durchgeführt werden.

In der Landwirtschaft wurden verschiedene Trends identifiziert, darunter Marktabhängigkeiten und unsichere Lieferketten, die Verschlechterung der ökologischen Produktionsgrundlagen, wachsende Konkurrenzen bei der Flächennutzung sowie die Digitalisierung. Die Einschätzung hier ist, dass der Grad der Robustheit eher niedrig ist und die Gefährdungslage hoch. Weitere Forschungen zu Themen wie Feldrobotern, Roboterschwärmen und Wassermanagement werden empfohlen. (pz)

Schlagwörter: TAB + Kritis + Ukraine

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  • 11. Juni 2024