Studie enthüllt: Algorithmen beeinflussen politische Werbung auf Facebook und Instagram

Eine kürzlich veröffentlichte Studie der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) hat untersucht, wie der Meta-Algorithmus die politische Werbung auf Facebook und Instagram beeinflusst. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass die Algorithmen eine Vorliebe für bestimmte Parteieninhalte haben und somit den Wahlkampf beeinflussen können.

Im Vorfeld politischer Wahlen erreicht der Wahlkampf seinen Höhepunkt. Plakate schmücken Straßenlaternen und Grünstreifen, während sich die Spitzenkandidatinnen und -kandidaten in den Talkshows drängen. Das Internet hat längst als Plattform für Wahlwerbung an Bedeutung gewonnen. Laut Professor Stefan Feuerriegel, Leiter des Institute of Artificial Intelligence (AI) in Management an der LMU, haben sich Social-Media-Plattformen wie Facebook, Instagram und Twitter mit ihren rund 4,6 Milliarden Nutzerinnen und Nutzern weltweit zu bedeutenden Instrumenten in der politischen Kampagnenführung entwickelt.

Die Untersuchung der LMU analysierte die Ungleichheit des Wettbewerbs um Wählerstimmen im Online-Bereich. Dabei wurden bedeutende Unterschiede festgestellt, wenn es um die Kostenwirksamkeit der Werbung und die gezielte Ausrichtung der Anzeigen geht. Professor Feuerriegel erklärt, dass eine klare und systematische Verzerrung bei der Verteilung politischer Anzeigen zwischen den Parteien zu erkennen ist. Im Unterschied zu Plakaten, öffentlichen Reden oder TV-Spots ist der Wahlkampf im Internet nicht immer gleichermaßen für alle Menschen zugänglich.

Ein bedeutendes Element der Werbung in sozialen Medien ist das sogenannte Targeting, welches es Werbetreibenden ermöglicht, spezifische Nutzergruppen zu selektieren und maßgeschneiderte politische Botschaften an sie zu senden. Dies kann jedoch dazu führen, dass bestimmte Gruppen benachteiligt werden und ihre politische Teilhabe eingeschränkt wird.

Eine zusätzliche Herausforderung besteht darin, dass die Algorithmen der Plattformbetreiber sich der gesellschaftlichen Überwachung entziehen. Es ist schwer festzustellen, ob dies zu Verzerrungen bei der Auslieferung der Anzeigen führt. Wenn bestimmte Parteien kontinuierlich höhere Preise für ähnliche Anzeigen in politischer Werbung zahlen als andere, beeinträchtigt dies den politischen Wettbewerb negativ.

Die Forderungen nach einer besseren Überwachung dieser Art von Wahlwerbung werden lauter, um die demokratische Integrität zu gewährleisten. Soziale Medienplattformen haben mittlerweile begonnen, politische und soziale Anzeigen transparent zu machen, unter anderem aufgrund des Drucks der Öffentlichkeit und regulatorischer Bemühungen wie dem Digital Services Act der EU. Dadurch wird es Forschenden ermöglicht, diese Anzeigen in großem Umfang zu untersuchen.

Die LMU-Studie untersuchte politisches Targeting auf Facebook und Instagram für den aktuellen Wahlkampf zur Bundestagswahl 2021. Dabei wurden mehr als 80.000 politische Werbeanzeigen erfasst, die von Parteien aus dem gesamten politischen Spektrum stammten und insgesamt über 1,1 Milliarden Impressionen erreichten.

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass gezielte Werbung in einem breiten politischen Spektrum eingesetzt wird. Über 70 Prozent aller Anzeigen nutzten vor der Wahl Targeting. Jedoch waren nicht alle Parteien in gleichem Maße erfolgreich. Die Grünen erhielten für ihre Ausgaben die geringste Anzahl an Impressionen und belegen den letzten Platz. Im Gegensatz dazu war die rechtspopulistische AfD am erfolgreichsten – ihre Werbung war fast sechsmal so effektiv in Bezug auf Kosten wie die der Grünen.

Die Studie ergab auch Unterschiede zwischen der beabsichtigten und der tatsächlich erreichten Zielgruppe. Obwohl die meisten Parteien ein eher jüngeres Publikum ansprechen wollten, erreichten sie tatsächlich ein breiteres Altersspektrum. Bei der AfD hingegen verschob sich der gewünschte Altersbereich nach oben. Fast alle Parteien erreichten mehr Männer als geplant, außer bei den Grünen, wo es umgekehrt mehr Frauen waren.

Die Ergebnisse der Studie verdeutlichen die komplexe Verbindung zwischen digitalen Wahlkampfstrategien und demokratischen Prozessen. Sie warnen davor, dass Algorithmen den Erfolg von Wahlkampagnen beeinflussen können. Mehr Transparenz von Plattformen bezüglich politischer Werbung ist daher erforderlich, um faire und sichere Wahlen zu gewährleisten. Politische Entscheidungsträger sollten sich vermehrt mit der Ausarbeitung effektiver regulatorischer Rahmenbedingungen befassen.

Schlagwörter: Stefan Feuerriegel + Facebook + Instagram

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  • 24. Juni 2024