EU-Kommission: Mangelnde Investitionen hemmen Fortschritt der digitalen Dekade

Die EU-Kommission hat kürzlich den zweiten Bericht über den Fortschritt der digitalen Dekade veröffentlicht. In diesem Bericht werden detaillierte Informationen darüber gegeben, wie weit die Ziele für das Jahr 2030 bereits erreicht wurden. Ein zentrales Ziel ist die flächendeckende Verfügbarkeit von Gigabit-Internet. Leider zeigt die Analyse, dass die Mitgliedstaaten bisher nicht vollständig die Vorgaben der EU erfüllen konnten, obwohl sie gemeinsam daran gearbeitet haben.

Als Hauptgrund für die Defizite benennt die Kommission zu wenig Investitionen sowohl auf europäischer als auch auf nationaler Ebene. Dies führt dazu, dass bestimmte Bereiche wie digitale Kompetenzen, schnelles Internet von hoher Qualität, die Implementierung von Künstlicher Intelligenz (KI) und Big-Data-Analysen, die Produktion von Halbleitern sowie Start-up-Ökosysteme betroffen sind.

Im nationalen Faktenblatt wird Deutschland bescheinigt, beachtliche Fortschritte beim Ausbau der Konnektivitätsinfrastruktur erzielt zu haben, insbesondere im Bereich des 5G-Mobilfunks. Laut den Angaben sind 98,1 Prozent der Haushalte mit 5G versorgt. Allerdings belegt Deutschland den vorletzten Platz in der EU, wenn es um die Abdeckung mit Glasfaser bis zum Gebäude (FTTB) geht. Die Quote liegt aktuell bei 29,8 Prozent und damit deutlich unter dem EU-Durchschnitt.

Auch bei der Abdeckung mit Breitbandanschlüssen mit Geschwindigkeiten von mehr als 1 Gbit/s hinkt Deutschland deutlich hinterher. Mit einem Anteil von 5,5 Prozent liegt es deutlich unter dem EU-Durchschnitt von 18,5 Prozent. Zudem muss Deutschland die Entwicklung von E-Government beschleunigen, da es in diesem Bereich sogar einen leichten Rückgang verzeichnet hat.

Im Vergleich zu Deutschland sind andere EU-Staaten beim Ausbau der digitalen Infrastruktur deutlich fortschrittlicher. Frankreich macht gute Fortschritte und befindet sich auf dem richtigen Weg, eine flächendeckende Gigabit-Abdeckung von 100 Prozent zu erreichen. Schweden hat bereits 88,5 Prozent der Haushalte Zugang zu Gigabit-Internet im Festnetz, während die 5G-Abdeckung mit 90,3 Prozent unter derjenigen in Deutschland liegt. Italien hingegen liegt bei der Abdeckung mit FTTB und anderen Gigabit-Zugängen im Festnetz mit 59,6 Prozent unter dem EU-Durchschnitt, verzeichnet aber dennoch gute Fortschritte.

Generell zeigt der Bericht, dass durchschnittlich 64 Prozent der Haushalte in der EU mit Glasfasernetzen erschlossen sind. Die Abdeckung mit 5G-Netzen liegt hingegen nur bei der Hälfte des EU-Gebiets.

Ein weiterer Aspekt des Berichts betrifft die Nutzung datengetriebener Anwendungen in europäischen Unternehmen. Der aktuelle Stand liegt unter den Erwartungen. Die Kommission prognostiziert, dass bis 2030 nur 64 Prozent der Unternehmen Cloud-Systeme nutzen werden, während 50 Prozent Big Data und lediglich 17 Prozent Künstliche Intelligenz (KI) einsetzen werden. Das Ziel liegt jedoch bei 75 Prozent.

Es besteht zudem weiterhin eine digitale Kluft zwischen Personen, die online und offline agieren. Lediglich 55,6 Prozent der Bürger der Europäischen Union besitzen grundlegende digitale Kompetenzen.

In Bezug auf die Elektronische Identifizierung (eID) zeigt der Bericht, dass derzeit 93 Prozent der EU-Bevölkerung Zugang zu einer eID haben, wie beispielsweise dem elektronischen Personalausweis in Deutschland. Allerdings ist die Nutzungsquote in Deutschland wesentlich geringer. Die Kommission hofft, dass die Einführung einer neuen Verordnung für eine EUid zu weiteren Fortschritten führen wird.

Margrethe Vestager, die Vizepräsidentin der Kommission für das digitale Zeitalter, betonte die Notwendigkeit, Anreize für die Nutzung digitaler Instrumente zu schaffen. Sie forderte außerdem eine verstärkte Zusammenarbeit und eine bessere Integration des Binnenmarktes.

Schlagwörter: Deutschland + FTTB + EU

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  • 3. Juli 2024