T-Mobile baut in den USA den Netzwerkstandard L4S über das eigene 5G-Advanced-Netz weiter aus. Das Unternehmen verfolgt das Ziel, die Übertragungszeiten für bestimmte Internetanwendungen wie Cloud-Gaming oder Videotelefonie zu senken. Nutzer sollen davon profitieren, ohne neue Tarife buchen oder neue Geräte kaufen zu müssen. L4S wird direkt im Netz realisiert und benötigt keine endkundenseitige Aktivierung. Die Grundlage der Technologie bildet ein Mechanismus zur frühzeitigen Erkennung und Behandlung potenzieller Netzüberlastungen. Datenpakete, die auf eine bevorstehende Überlast im Netzwerk hindeuten, werden von Routern und Switches mit einem Steuerbit (ECN Bit) markiert. Diese als stauverdächtig eingestuften Pakete geben Empfängern die Möglichkeit, ihre Sendeleistung anzupassen, bevor ein tatsächlicher Paketverlust eintritt. Die Technik verwendet dazu eine erweiterte Form der expliziten Stauanzeige, die bereits seit Längerem im TCP/IP-Protokoll vorgesehen ist, jedoch bislang kaum breiten Einsatz fand.
L4S arbeitet auf Transportebene eng mit Anwendungen zusammen, die diese Hinweise nutzen können, um ihre Datenübertragungsrate dynamisch zu drosseln. So reduziert sich die Wahrscheinlichkeit von Paketverlusten und die Verzögerung der Übertragung sinkt. Die Effizienzsteigerung betrifft vor allem Dienste, bei denen Aussetzer oder Latenzunterschiede direkt zu Qualitätseinbußen führen. Das betrifft Echtzeitanwendungen wie Sprach- und Videoübertragungen oder interaktive Dienste wie Cloud-basierte Spiele. Der Dienst genügt dabei nicht für sich allein, sondern erfordert auch unterstützende Software auf Client-Seite. Anwendungen müssen Anpassungen vornehmen, um die Netzsignale zu interpretieren und korrekt zu verarbeiten. Das gilt auch für Betriebssysteme, die die Reaktionslogik umsetzen müssen.
Die Industrie bewirbt L4S als Lösung für Lastprobleme bei interaktivem, d.h. zeitkritischem, Datenverkehr bei dem andere Maßnahmen wie Quality-of-Service-Präferenzen oder statische Bandbreitenreservierungen nicht greifen. Allerdings ist die Abhängigkeit von Endgeräten und Software nicht zu unterschätzen. Viele bestehende Dienste nutzen den neuen Standard nicht und können so keine direkten Vorteile daraus ziehen. T-Mobile vermarktet die neue Technik in den USA aggressiv, ohne volle Transparenz darüber, welche Anwendungen konkret unterstützt werden.
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(pz)

