LFN und AI-RAN Alliance für offene Standards in der Telekommunikation revolutionieren

Die Linux Foundation Networking und die AI-RAN Alliance haben sich zu einer Kooperation entschlossen, die Open-Source-Entwicklung und KI-gestützte Funkzugangsnetze miteinander verknüpft. Das am 4. August 2025 verkündete Memorandum of Understanding zielt darauf ab, offene Entwicklungsmodelle in die Telekommunikationsinfrastruktur zu integrieren und dabei die Evolution zu 6G-Netzen voranzutreiben. Die Zusammenarbeit betrifft drei zentrale Bereiche: KI für RAN zur Verbesserung der Spektrumeffizienz, KI und RAN für die gemeinsame Nutzung von Infrastrukturen sowie KI auf RAN für neue Dienste am Netzwerkrand.

Die AI-RAN Alliance wurde im Februar 2024 während des Mobile World Congress gegründet und umfasst mittlerweile über 100 Mitglieder aus 17 Ländern. Zu den Gründungsmitgliedern zählen NVIDIA, Samsung, T-Mobile USA und SoftBank, ergänzt durch Unternehmen wie Ericsson, Nokia und Microsoft. Die Allianz konzentriert sich auf die Entwicklung von Testmethoden und Benchmarks für KI-native Netzwerke und unterscheidet sich damit von traditionellen Standardisierungsorganisationen.

Gleichzeitig arbeitet die Linux Foundation Networking als zentraler Knotenpunkt für Open-Source-Netzwerkprojekte unter dem Dach der Linux Foundation mit über 30 Projekten wie ONAP, OpenDaylight und FD.io. Die Kooperation soll bestehende Fragmentierung zwischen verschiedenen Projekten reduzieren und einheitliche Entwicklungsstandards schaffen.

Die Open-RAN-Architektur, die als Grundlage der Zusammenarbeit dient, ermöglicht die Verwendung von Komponenten verschiedener Hersteller in einem Netzwerk. Diese Architektur trennt traditionelle Funksysteme in Open Radio Units, Open Distributed Units und Open Centralized Units auf, die über standardisierte Schnittstellen miteinander kommunizieren. Die offenen Schnittstellen schaffen Interoperabilität zwischen verschiedenen Anbietern und ermöglichen es Netzbetreibern, sich von der Abhängigkeit einzelner Ausrüster zu lösen. Netzbetreiber können dabei die jeweils optimalen Komponenten verschiedener Hersteller kombinieren und erhalten dadurch mehr Flexibilität bei der Netzgestaltung. Die Technologie verspricht Kosteneinsparungen durch gesteigerte Verhandlungsmacht und den Verzicht auf proprietäre Gesamtlösungen und durch die Nutzung standardisierter Hardware-Komponenten.

Der Übergang zu softwaredefinierten Netzwerken ermöglicht zudem eine schnellere Einführung neuer Dienste, da Änderungen primär über Software-Updates erfolgen können. Die Virtualisierung von Netzfunktionen reduziert die Abhängigkeit von spezifischer Hardware und ermöglicht eine effizientere Ressourcennutzung. Diese Ansätze entsprechen den Zielen der Linux Foundation, offene Standards und herstellerunabhängige Lösungen zu fördern.

Die Linux Foundation Europe wurde 2022 gegründet, um speziell europäische Open-Source-Projekte zu unterstützen und die digitale Souveränität in Europa zu stärken. Das Projekt Sylva entwickelt bereits seit 2022 eine Open-Source-Telco-Cloud-Software-Framework als Ergänzung zu Open-Networking-Initiativen. Die Deutsche Telekom ist seit 2018 Platin-Mitglied des Linux Foundation Networking und unterstützt damit die Entwicklung offener Netzwerkstandards. Weitere europäische Telekommunikationsunternehmen wie Orange und Vodafone sind ebenfalls Mitglieder verschiedener Linux Foundation-Projekte.

Das ONAP-Projekt der Linux Foundation hat bereits mehrere Versionen einer Plattform für Netzwerkautomatisierung veröffentlicht und arbeitet eng mit 5G- und Edge-Computing-Initiativen zusammen. Die Komplexität dieser Projekte erfordert jedoch erhebliche technische Expertise und Ressourcen von den beteiligten Unternehmen. Die meisten Beiträge zu Linux Foundation-Projekten stammen daher von bezahlten Entwicklern großer Technologieunternehmen. Kleinere Unternehmen und Start-ups haben oft nicht die Ressourcen, um gleichberechtigt an der Entwicklung teilzunehmen.

Die Zusammenarbeit zwischen LFN und der AI-RAN Alliance wird voraussichtlich die Entwicklung von Standards für KI-gestützte Netzwerke beschleunigen. Die praktische Umsetzung hängt jedoch davon ab, ob die beteiligten Unternehmen ihre proprietären Technologien tatsächlich öffnen und in gemeinsame Standards einbringen. Die Erfahrungen mit anderen Standardisierungsinitiativen zeigen, dass Unternehmen oft versuchen, ihre eigenen Technologien als Basis für gemeinsame Standards zu etablieren.

Schlagwörter: LFN + KI + Linux
(pz)

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  • 5. August 2025