Tesco, einer der größten Supermarktkonzerne Großbritanniens, hat wegen Vertragsbruchs durch die Integration von VMware in den Besitz des Chipherstellers Broadcom rechtliche Schritte eingeleitet. Die Klage richtet sich sowohl gegen Broadcom als auch gegen Computacenter, einen britischen IT-Dienstleister und Reseller von VMware-Produkten, und beinhaltet eine Schadenersatzforderung von 100 Millionen britischen Pfund (rund 115 Millionen Euro). Im Zentrum des Streits steht die Änderung der Lizenzmodelle nach der Übernahme von VMware durch Broadcom. Tesco hatte zuvor unbefristete Lizenzen für VMware-Produkte sowie entsprechende Supportverträge abgeschlossen, die nun unter dem neuen Regime von Broadcom in Abonnementmodelle umgewandelt wurden. Diese Umstellung führt laut Tesco zu erheblichen Mehrkosten und stellt einen Bruch bestehender Verträge dar.
Die Supermarktkette betont die entscheidende Bedeutung von VMware-Software und -Support für ihre operativen Abläufe. VMware bildet die Grundlage für Server und Datensysteme, die in den tausenden Tesco-Filialen im Vereinigten Königreich und Irland betrieben werden. Über 40.000 Server-Workloads laufen auf dieser Technologie, und sie verbindet beispielsweise auch die Kasseninfrastruktur der Filialen. Die Abhängigkeit von VMware ist daher für Tescos Fähigkeit, seine Kunden zuverlässig mit Lebensmitteln zu versorgen, essenziell.
Tesco sieht in Broadcoms Vorgehen eine gezielte Ausnutzung der marktbeherrschenden Stellung von VMware, um durch Produktbündelung und Modellwechsel unfaire Preiserhöhungen durchzusetzen. Diese Einschätzung teilt auch der europäische Cloud-Verband CISPE, der ähnliche Fälle von exorbitant gestiegenen Preisen bei seinen Mitgliedsunternehmen meldet. Der deutsche IT-Anwenderverband VOICE hat sogar eine Beschwerde bei der EU-Kommission gegen Broadcoms Geschäftsgebaren eingereicht und die wettbewerbsrechtliche Genehmigung der Übernahme von VMware durch Broadcom angefochten.
Das Szenario verdeutlicht die Spannungen, die mit der Integration von VMware in das Portfolio von Broadcom einhergehen. Neben Tesco erheben auch andere Unternehmen Bedenken hinsichtlich der neuen Lizenzmodelle, Preisentwicklungen und dem potenziellen Missbrauch marktbeherrschender Positionen. Die juristischen Auseinandersetzungen könnten weitreichende Folgen für die virtuelle Infrastrukturlandschaft und die Wettbewerbsdynamik im IT-Sektor haben.
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