Österreichisches Bundesheer fördert digitale Souveränität durch Wechsel von Microsoft Office zu LibreOffice

Das österreichische Bundesheer hat einen signifikanten Schritt in Richtung digitale Souveränität unternommen, indem es von den kommerziellen Microsoft Office-Programmen zu LibreOffice, einem quelloffenen Alternativprogramm, gewechselt hat. Dieser Schritt erfolgte nicht primär aus Spargründen hinsichtlich der Lizenzgebühren für rund 16.000 Arbeitsplätze, sondern als strategische Entscheidung zur Stärkung der Unabhängigkeit im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT). Michael Hillebrand, Leiter der Direktion 6 IKT und Cyber des österreichischen Bundesheers, betont in einem Interview mit dem ORF-Radiosender Ö1 die Bedeutung dieser Veränderung für die Datenhoheit. Die Verarbeitung sensibler militärischer Daten soll ausschließlich innerhalb der eigenen Infrastrukturen stattfinden, ohne jegliche Abhängigkeit von externen Cloud-Dienstleistern. Diese Präferenz für lokale Datenspeicherung und -verarbeitung geht auf eine frühzeitige Antizipation des Wechsels von Microsoft Office in Richtung Cloud bereits im Jahr 2020 zurück. Dieser prognostizierte Trend löste den Entscheidungsprozess für den Umstieg auf LibreOffice aus, der schließlich 2021 abgeschlossen wurde und die Detailplanungen sowie die Ausbildung interner Entwickler für Anpassungen und Erweiterungen von LibreOffice einleitete. Bereits 2021 ermöglichte man Mitarbeitern, freiwillig auf LibreOffice umzusteigen, um erste Erfahrungen zu sammeln und den Übergang zu erleichtern. Im Jahr 2023 wurde schließlich ein deutsches Unternehmen beauftragt, Support und externe Entwicklung für LibreOffice zu gewährleisten. Parallel dazu wurden interne E-Learning-Programme für das neue Softwarepaket etabliert und die obligatorische Nutzung von LibreOffice in ersten Einheiten des Bundesheeres eingeführt. Dieser Wechsel zur Open-Source-Software ist jedoch kein starres Modell. Das Bundesheer sieht sich als aktiver Mitgestalter des Projekts LibreOffice, indem es benötigte Anpassungen und Verbesserungen programmiert und direkt in das Projekt einbringt. Mehr als fünf Mannjahre wurden bereits für diese Entwicklungsbemühungen aufgewendet, wodurch die Implementierungen zugunsten aller LibreOffice-Nutzer verbessert werden können. Für spezifische Anforderungen, etwa im Bereich bestimmter Schriftarten, wurden separate Lizenzen bei Microsoft erworben. Auch für den Zugriff auf Funktionen, die in LibreOffice noch nicht vollständig implementiert sind, kann das Bundesheer intern Module aus der kommerziellen Version von Microsoft Office 2024 LTSC (Long Term Support Channel) beantragen und nutzen. Dieser Ansatz ermöglicht dem österreichischen Bundesheer eine flexible und maßgeschneiderte Nutzung von Software-Lösungen, die sowohl die Vorteile der Open-Source-Welt als auch die spezifischen Anforderungen des militärischen Kontextes berücksichtigt.

Schlagwörter: LibreOffice + Microsoft + IKT

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  • 17. September 2025