Schleswig-Holsteins Digitalminister Schrödter: Ein Bekenntnis zu Open Source mit Hindernissen und einem Hauch von Humor
Schleswig-Holsteins Digitalminister Dirk Schrödter räumte in einem Brief an die Landesmitarbeiter Fehler bei der laufenden Migration zu Open-Source-Software ein und entschuldigte sich für die damit verbundenen Herausforderungen und Probleme, insbesondere die schwierigen Wochen, die die Mitarbeiter durchgemacht hatten. In seinem Schreiben legte der CDU-Politiker einen deutlich versöhnlicheren Ton an als zuvor und dankte den Verwaltungsangestellten für ihre Unterstützung bei der komplexen Software-Umstellung, ohne deren Engagement dieser Prozess nicht möglich gewesen wäre. Schrödters bisherige Kommunikation war jedoch von Justiz, Strafverfolgung und Teilen der Opposition scharf kritisiert worden. Kritiker werfen ihm einen Führungsstil aus vergangenen Jahrzehnten vor und monieren insbesondere den Mangel an Transparenz und Dialog im Prozesswechsel. Der Minister sieht die Verantwortung auch bei den Mitarbeitern und betont mit einem Zitat, dass man Fahrradfahren nicht durch bloße Theorie lernen kann, sondern erst durch praktisches Erfahren. Im Kontext der Software-Migration bedeutet dies, dass theoretische Kenntnisse allein nicht ausreichen, um einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten. Schrödter sieht die Umstellung auf Open Source als strategisch wichtig für das Land an und betont deren langfristige Vorteile, insbesondere im Hinblick auf die Unabhängigkeit von kommerziellen Anbietern wie Microsoft. Parallel zur Mail-Migration plant er bis Ende September, fast alle Mail-Accounts auf Open-Source-Systemen zu haben und mittelfristig auch das Betriebssystem Windows durch Alternativen wie Linux zu ersetzen. Schrödter selbst setzt bereits auf ein solches System mit freier Software. Die Migration stieß jedoch auf Widerstand, insbesondere in der Justiz und bei Strafverfolgungsbehörden. Probleme ergaben sich durch fehlende Standardisierungen und die Integration komplexer Applikationen, die eng an proprietäre Systeme wie Windows gekoppelt waren. Experten wie Marit Hansen, die Kontrolleurin für den Datenschutz in Schleswig-Holstein, mahnten zur Vorsicht und empfehlen ein langsameres Tempo sowie stärkere Abstimmung mit anderen Bundesländern, anstatt allein Vorreiter zu sein. Sie betont dabei die Schwierigkeit von Monopolie-Situationen, die durch eine reine Ausrichtung auf Open Source vermieden werden sollen, und warnt gleichzeitig vor dem Cloud Act, der US-Behörden prinzipiell Zugriff auf Nutzerdaten von US-Unternehmen ermöglicht, auch wenn diese auf Servern im Ausland liegen. Der Fall München zeigt ähnliche Herausforderungen: Nach einem 14-jährigen Ausflug in die Linux-Welt mit LiMux und einer Mehrheit für Windows in der damaligen Koalition wurde ein Wechsel zurück zu Microsoft vollzogen. Die aktuelle grün-rote Koalition in München hat sich jedoch wieder freier Software angenähert. Die Erfahrungen in Schleswig-Holstein zeigen die Komplexität von Open-Source-Migrationen, die sowohl technische Herausforderungen als auch politische und gesellschaftliche Debatten mit sich bringen.
Schlagwörter: Windows + Microsoft + Schleswig-Holstein
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