Daniel Freund, ein grüner Europaabgeordneter, und die Gesellschaft für Freiheitsrechte (GFF) haben nach einem mutmaßlichen Spyware-Angriff im vergangenen Jahr Anzeige erstattet. Im Zentrum steht ein versuchter Angriff mit Spyware des israelischen Unternehmens Candiru, dem Freund im Mai zum Opfer gefallen sein soll. Die Anschuldigung richtet sich gegen Ungarn sowie Viktor Orbán, den ungarischen Ministerpräsidenten. Freund sieht in Orbáns Ungarn den möglichen Hintergrund des Angriffs und wirft ihm vor, hinter dem Vorfall zu stecken. Diese Annahme gründet auf mehreren Faktoren: Freund ist bekannt für seine scharfe Kritik an Orbán und dessen Politik, insbesondere bezüglich Korruption. Zudem gilt Ungarn als Kunde von Candiru, was die Verbindung plausibler erscheinen lässt. Sollte sich diese Theorie bewahrheiten, wäre es ein schwerwiegendes Eingreifen in die Unabhängigkeit des Europäischen Parlaments, betont Freund vehement. Die Anzeigen landeten bei verschiedenen Stellen: der Zentral- und Ansprechstelle Cybercrime der Justiz NRW, dem Bundeskriminalamt sowie Interpol.
Der Verdacht auf ungarische Beteiligung basiert zwar nicht auf konkreten Beweisen, aber Freunds Sprecher argumentiert mit Ungarns Vergangenheit: Die Überwachung von Oppositionellen und Aktivisten durch Spyware in Ungarn ist dokumentiert. Freund selbst hatte Orbán wiederholt als die korrupteste Person bezeichnet – ein Statement, das wohl zu Spannungen führte. In diesem Kontext erscheint Ungarn als der einzige plausible Akteur in dieser Angelegenheit. Die Hoffnung liegt auf einer Schuldzuweisung durch die Behörden.
Im Fokus steht dabei Candiru, ein israelisches Unternehmen, das im Schattenmarkt für Spionagesoftware agiert, ähnlich wie die NSO Group (für Pegasus). Kunden sind Regierungen und Geheimdienste, darunter möglicherweise auch deutsche Institutionen wie die Bundesregierung und das Bundeskriminalamt. Die US-Regierung unter Biden hatte beide Firmen 2021 auf eine schwarze Liste gesetzt, die Handelsbeschränkungen beinhaltet – diese Einträge sind bis heute gültig. Candiru war in der Vergangenheit bereits mit der Ausbeutung von Zero-Day-Sicherheitslücken in gängigen Browsern sowie mit Spyware-Tools für diverse Plattformen (iOS, Android, Windows, MacOS) in Verbindung gebracht worden, darunter das Tool „DevilsTongue“. Die Aufklärung dieses Falles könnte somit weitreichende Folgen für den Umgang mit Spionagesoftware und deren Kontrolle haben.
Schlagwörter: Candiru + Orbáns Ungarn + Viktor Orbán
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