Indien zieht die Sicherheits-Schraube an: Messenger-Dienste müssen künftig an SIM-Karten gebunden werden

Die indische Telekommunikationsbehörde (DoT) hat mit einem weitreichenden Schritt die Sicherheit und Überwachung im Bereich der Nachrichtendienste erhöht. Ziel ist es, die Cyberkriminalität aus dem Ausland einzudämmen, indem eine direkte Verbindung zwischen Nutzern und ihren physisch eingelegten SIM-Karten etabliert wird. Die DoT hat acht Messenger-Dienste angewiesen, diese Funktion innerhalb von 90 Tagen zu implementieren. Betroffen sind prominente Plattformen wie WhatsApp, Telegram, Signal, Snapchat sowie die in Indien stark verbreiteten Dienste Arattai, JioChat und Josh. Zusätzlich fällt auch der chinesische Kurznachrichtendienst WeChat unter die neuen Regelungen. Diese Verpflichtung gründet sich auf die im Oktober 2025 verabschiedeten Telecommunication Cybersecurity Amendment Rules. Diese Regeln führten eine neue Kategorie von Dienstanbietern ein: die sogenannten Telecommunication Identifier User Entities (TIUE). Zu ihnen zählen alle Unternehmen, die Telefonnummern zur Nutzerverifizierung verwenden – und das umfasst einen Großteil der modernen Messenger-Dienste. Bisher konnten viele dieser Dienste auch ohne eingelegte SIM-Karte weitergenutzt werden, nachdem die initiale Verifikation erfolgt war. Diese Lücke soll nun durch die neue Regelung geschlossen werden. Der Kern der Änderung besteht darin, dass Nutzer ihre Messenger-Dienste zukünftig nur mit einer physisch in einem Gerät eingelegten SIM-Karte nutzen können. Für Web- und Desktop-Anwendungen wie WhatsApp Web sieht die Anweisung zusätzliche Sicherheitsstufen vor. Hier müssen sich Nutzer spätestens nach sechs Stunden automatisch abmelden und sich anschließend erneut über einen QR-Code authentifizieren, um den Dienst wieder zu verwenden. Diese Maßnahme dient dazu, einen weiteren Zugriffspunkt für potenzielle Angreifer zu eliminieren und die direkte Verbindung zur SIM-Karte zu gewährleisten. Die indische DoT begründet diese strengen Regeln mit der Notwendigkeit, Cyberkriminalität aus dem Ausland wirksam zu bekämpfen. Ohne eine aktive SIM-Karte fehlen den Behörden wichtige Informationen wie Verbindungsdaten, Standortdaten und Netzbetreiber-Protokolle, die essentiell für die Ermittlungen sind und für das Nachverfolgen von Cyberkriminellen notwendig sind. Durch die permanente Bindung an die SIM-Karte sollen diese Daten besser kontrollierbar gemacht und somit die Strafverfolgung effektiver gestaltet werden. Die Einführung dieser Regelung hat große Auswirkungen auf den Funktionsumfang vieler Messenger-Dienste in Indien und stellt ein Zeichen für eine verstärkte staatliche Kontrolle im Bereich der digitalen Kommunikation dar. Obgleich die Maßnahmen mit dem Ziel der Sicherheit und Kriminalitätsbekämpfung begründet sind, wirft die direkte Bindung an SIM-Karten auch Fragen hinsichtlich Datenschutz und Nutzerautonomie auf, die zukünftig diskutiert und möglicherweise angepasst werden müssen.

Schlagwörter: WhatsApp + Indien + DoT

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  • 1. Dezember 2025