Oracle plant in den kommenden fünf Jahren eine Investition von zwei Milliarden US-Dollar in Deutschland und konzentriert den Großteil des Kapitals auf die Rhein-Main-Region, um die eigene Cloud-Infrastruktur auszubauen und Kapazitäten für KI-Anwendungen zu steigern. Der Bundesdigitalminister bewertet das als Zeichen für Deutschlands Attraktivität als Digitalstandort. Oracle sieht dadurch die Möglichkeit, Behörden und Unternehmen moderne Cloud- und KI-Technologien zur Verfügung zu stellen und ihre Transformation zu beschleunigen.
Parallel haben andere US-Anbieter wie Microsoft und Amazon vergleichbare Initiativen gestartet. Microsoft bietet mit der Sovereign Cloud eine Umgebung an, in der Kundendaten ausschließlich in Europa bleiben und der Zugriff durch europäische Mitarbeitende beschränkt ist. Amazon errichtet eine eigenständige Gesellschaft für seine European Sovereign Cloud mit unabhängiger Governance und Security Operations Center in Deutschland. Diese Angebote sollen deutsche Marktteilnehmer von US-Anbietern überzeugen und die Einhaltung europäischer Datenschutz- und Compliance-Vorgaben garantieren.
Trotz dieser Maßnahmen wächst die Kritik an der Abhängigkeit von US-Hyperscalern. Der US CLOUD Act erlaubt US-Behörden Zugriff auf Daten, die bei amerikanischen Konzernen gespeichert sind, unabhängig vom Speicherort. Nutzer fordern echte Souveränität statt Marketingversprechen, sehen in Angeboten wie AWS European Sovereign Cloud einen Etikettenschwindel und beklagen mangelnde Transparenz. In der Community warnen IT-Verantwortliche vor möglichen Sanktionen oder Zugriffen im Krisenfall und empfehlen multi-cloud-Strategien oder den Aufbau eigener Rechenzentren.
Europäische Alternativen wie Gaia-X haben bisher nicht die notwendige Schlagkraft entwickelt und Deutsche Mittelstandsunternehmen bleiben auf US-Dienste angewiesen, weil lokale Anbieter weder Skaleneffekte noch Funktionsumfang bieten. Open-Source-Lösungen werden als Teil einer souveränen Strategie gesehen, doch fehlt es an zentraler Koordination und langfristiger Förderung. Die Milliardeninvestitionen der US-Konzerne stärken so kurzfristig die digitale Infrastruktur in Deutschland, verfestigen aber langfristig die Abhängigkeit von Übersee. Eine kohärente Digitalstrategie Deutschlands bleibt bislang aus.
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(pz)

