Die US-Regierung hat dem Chipgiganten Nvidia die Wiederaufnahme des Verkaufs von KI-Beschleunigern nach China gestattet. Diese Kehrtwende in der amerikanischen Handelspolitik beendet ein seit April 2025 bestehendes Verkaufsverbot für H20-Chips, die speziell für den chinesischen Markt entwickelt wurden.
Nvidia hatte H20-Chips als abgespeckte Version der H100-GPUs konzipiert, um frühere Exportbeschränkungen zu umgehen. Die Chips erreichen eine Rechenleistung von 296 TeraFLOPS und verfügen über 96 Gigabyte HBM3-Speicher. Im April verhängte die US-Regierung dennoch Lizenzpflichten für diese Modelle, was Nvidia zu Abschreibungen von 5,5 Milliarden Dollar zwang.
Der Kurswechsel erfolgte nach intensiven Verhandlungen zwischen Washington und Peking. Die USA verlangten von China eine Lockerung der Exportkontrollen für seltene Erden. Im Gegenzug sollte Amerika wichtige Technologieexporte wieder zulassen, von denen China abhängig ist. Der genaue Inhalt der Vereinbarung bleibt weiterhin unbekannt.
Jensen Huang, der Nvidia-CEO, führte Gespräche sowohl mit US-Präsident Donald Trump als auch mit chinesischen Regierungsvertretern. In Peking kündigte er vor Journalisten an, dass die US-Regierung Lizenzen für H20-Auslieferungen genehmigen werde. Vor den Beschränkungen verkaufte Nvidia H20-Chips im Wert von 4,5 Milliarden Dollar nach China.
Die Exportbeschränkungen hatten bereits erhebliche Auswirkungen auf Nvidias Marktposition. Der Marktanteil des Unternehmens in China sank von 95 Prozent zu Beginn der Biden-Regierung auf 50 Prozent. Hauptkonkurrent ist Huawei, das mit seinem Ascend 910B-Chip eine Alternative zu Nvidia-Produkten bietet.
Die chinesische KI-Firma DeepSeek demonstrierte bereits, dass ihre Modelle auf Huawei-Chips laufen können. Das Unternehmen nutzt Nvidias H800-Chips für das Training, setzt aber Huaweis Ascend 910C-Prozessoren für die KI-Inferenz ein. Diese Entwicklung zeigt, dass chinesische Firmen zunehmend unabhängiger von US-Technologie werden.
Neben den H20-Chips plant Nvidia den Export einer neuen GPU-Generation nach China. Die RTX Pro 6000D, auch als B40 bezeichnet, soll mit GDDR7-Speicher ausgestattet werden statt mit HBM-Bausteinen. Diese Speichertechnologie unterliegt nicht den Exportbeschränkungen, wodurch keine US-Verkaufslizenzen erforderlich sind.
Die Ankündigung ließ Nvidias Aktie um mehr als vier Prozent auf 164,42 Dollar steigen. Das Unternehmen erreichte damit als erstes eine Marktkapitalisierung von vier Billionen Dollar. Die Nvidia-Aktie übertraf bereits Microsoft und Apple als wertvollstes börsennotiertes Unternehmen.
Die Exportbeschränkungen erwiesen sich als kontraproduktiv für US-Interessen. Anstatt Chinas KI-Entwicklung zu bremsen, stärkten sie chinesische Konkurrenten wie Huawei. Die Beschränkungen gaben chinesischen Unternehmen zusätzliche Motivation und staatliche Unterstützung für die Entwicklung eigener Technologien.
Kritiker warnen, dass die Wiederaufnahme der H20-Verkäufe nur eine temporäre Lösung darstellt. Die Handelsbeziehungen zwischen den USA und China bleiben von Unsicherheit geprägt. Chinesische Unternehmen werden weiterhin auf lokale Chip-Anbieter setzen, um ihre Lieferketten zu schützen. Die Exportbeschränkungen haben eine abgeschottete chinesische KI-Industrie geschaffen, die langfristig global mit amerikanischen Unternehmen konkurrieren wird.
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(pz)

