Skandal um Datendiebstahl bei TSMC: Neun Verdächtige im Fokus und weitreichende Konsequenzen für die Halbleiterindustrie
Der Skandal um Datendiebstahl beim taiwanesischen Chipauftragsfertiger Taiwan Semiconductor Manufacturing Company (TSMC) sorgt für breite Schlagzeilen in den lokalen Medien und dehnt sich zunehmend aus, wobei neun Verdächtige im Fokus stehen. Es wird vermutet, dass sie an der Weitergabe sensibler interner Informationen beteiligt waren; mehrere von ihnen arbeiteten sowohl im zentralen 2-Nanometer-Werk (Fab 20) als auch im angrenzenden Forschungszentrum von TSMC. Ihnen wird vorgeworfen, im Homeoffice interne Dateien über TSMCs fortschrittliche 2-Nanometer-Prozesstechnik geöffnet und abfotografiert zu haben. Über 400 Bilder sollen laut Berichten des United Daily News (UDN) entstanden und an Dritte weitergeleitet worden sein. Die Ermittlungen führten die taiwanesischen Behörden bereits zu Durchsuchungen bei Büros des Zulieferers Tokyo Electron (TEL) in Taiwan, einem wichtigen Partner von TSMC im Bereich der Halbleiterfertigung. Tokyo Electron liefert unter anderem Ätz- und Beschichtungsanlagen für die Produktion von Chips, die auch von TSMC eingesetzt werden. Ein Zusammenhang zeichnet sich ab: Medienberichte deuten auf einen Transfer der gestohlenen Bilder an Mitarbeiter von Tokyo Electron hin, die zuvor selbst bei TSMC tätig waren. Diese sollen die Geschäftsgeheimnisse anschließend an den jungen japanischen Chipauftragsfertiger Rapidus weitergegeben haben. Dieser baut aktuell sein erstes Halbleiterwerk mit staatlicher Förderung und in Kooperation mit IBM, Fraunhofer sowie japanischen Universitäten auf, um Chips mit 2-Nanometer-Technologie herzustellen. Experten wie Lu Xingzhi sehen ein hohes Risiko für Tokyo Electron und Rapidus, im Falle einer rechtskräftigen Verurteilung hohe Strafzahlungen leisten zu müssen, möglicherweise sogar in Millionenhöhe. Die Frage wird jedoch auch aufgeworfen, ob es tatsächlich eine Rechtsverletzung darstellt, wenn die illegal erhaltenen Informationen von Rapidus nicht direkt für Produktion oder Entwicklung genutzt werden. Ein Präzedenzfall aus den frühen 2000er Jahren zeigt, dass ehemalige TSMC-Ingenieure zu SMIC in China gewechselt und Geschäftsgeheimnisse mitgenommen hatten. Neben einer Strafzahlung erhielt TSMC damals zehn Prozent der Anteile an SMIC, die über Jahre hinweg verkauft wurden, zuletzt im Jahr 2019. Lu Xingzhi argumentiert deshalb auch, dass TSMC potenziell Anteile an Rapidus erhalten könnte, sollte es zu einer ähnlichen gerichtlichen Entscheidung kommen. Der Skandal wirft somit komplexe Fragen rund um den Schutz von Geschäftsgeheimnissen in der globalisierten Chipherstellung auf und zeigt die empfindliche Balance zwischen Wettbewerb, Innovation und legalem Verhalten im hart umkämpften Markt für Halbleitertechnologie auf.
Schlagwörter: TSMC + Tokyo Electron + Taiwan Semiconductor Manufacturing Company
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