EU prüft Cloud-Giganten: AWS, Azure und Google Cloud unter dem digitalen Vergrößerungsglas

Die europäischen Kartellbehörden bereiten sich darauf vor, die Marktmacht der Cloud-Giganten Amazon Web Services (AWS), Azure von Microsoft und Google Cloud von Alphabet genauer zu untersuchen. Anlass für diese Initiative sind Medienberichte über mehrere Ausfälle in der Cloud-Branche, die weltweit zu erheblichen Serviceunterbrechungen führten und die Risiken einer Konzentration auf wenige Anbieter drastisch verdeutlichten. Bloomberg berichtet unter Berufung auf anonym bleibende, mit der Angelegenheit vertraute Kreise, dass das Vorgehen im Rahmen des Digital Markets Act (DMA) der Europäischen Union erfolgt.

Der DMA, seit November 2022 in Kraft, zielt darauf ab, die Marktmacht sogenannter Gatekeeper wie Google, Amazon oder Apple einzuschränken und den Wettbewerb zu fördern. Als Gatekeeper werden Unternehmen definiert, die zentrale Plattformdienste anbieten und einen erheblichen Einfluss auf den EU-Binnenmarkt ausüben.

Die jüngsten Vorfälle in der Cloud-Landschaft untermauern die Bedenken hinsichtlich der Abhängigkeit von diesen wenigen dominierenden Anbietern. Im November 2023 ereignete sich ein etwa 15-stündiger Ausfall des AWS-Kernelstandorts in den USA, der Hunderte Unternehmen weltweit beeinträchtigte. Darunter waren Amazon-eigene Dienste, aber auch prominente Plattformen wie Netflix und Disney. Ein Monat später folgte ein Ausfall von Azure, der Microsoft Teams und andere Dienste ins Wanken brachte. Diese Ereignisse verdeutlichen die systemische Bedeutung dieser Cloud-Infrastrukturen und die potenziellen weitreichenden Auswirkungen von Störungen.

Die EU-Regulierungsbehörden wollen im Zuge ihrer Untersuchung prüfen, ob den Cloud-Anbietern neue Anforderungen bezüglich Interoperabilität und Datenportabilität auferlegt werden müssen. Interoperabilität bedeutet die Fähigkeit verschiedener Systeme, miteinander zu kommunizieren und Daten auszutauschen, unabhängig von ihrem jeweiligen Ursprung oder Anbieter. Datenportabilität hingegen ermöglicht Nutzern, ihre Daten einfach von einem Anbieter zum anderen zu transferieren. Durch solche Auflagen könnte der Wettbewerb innerhalb des Cloud-Marktes gestärkt und Abhängigkeiten von einzelnen Giganten gemindert werden.

Neben diesen neuen Anforderungen steht auch die Gefahr erheblicher Geldstrafen im Raum, falls die Cloud-Dienste gegen bestehende Vorschriften verstoßen. Apple und Meta wurden bereits zuvor aufgrund von Verstößen gegen den Digital Markets Act mit hohen Strafen belegt, was zeigt, dass die EU-Kommission entschlossen ist, die Einhaltung des Gesetzes durchzusetzen. Diese potenziellen Sanktionen sollen die Cloud-Anbieter zur Einhaltung der Regeln und zum Schutz der Wettbewerbsdynamik im Markt anhalten.

Die bevorstehende Untersuchung durch die europäischen Behörden markiert einen wichtigen Schritt in der Regulierung des Cloud-Marktes und bietet die Chance, eine nachhaltigere und wettbewerbsfähigere digitale Landschaft zu gestalten.

Schlagwörter: Amazon + Microsoft + Google Cloud

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  • 18. November 2025