Kryptobörsen sind wie der Dönerladen um die Ecke für Kriminelle – ein beliebtes Ziel. Sie haben es auf Kryptowährungen abgesehen und lassen sich so manch ausgeklügelten Plan einfallen, um an das digitale Geld zu gelangen. Ein aktueller Fall in den USA zeigt, wie erfolgreich eine Bande von SIM-Swap-Betrügern dabei sein kann.
Die Geschichte beginnt mit der Kryptobörse FTX, die zu diesem Zeitpunkt nicht gerade auf Rosen gebettet war. Schulden hatten sich angesammelt, aber es waren noch finanzielle Mittel vorhanden. Doch dann passierte es – im November 2022 wurde FTX Opfer eines spektakulären Diebstahls von Kryptowährungen im Wert von über 400 Millionen US-Dollar. Das ist mal eine ordentliche Summe, da würde selbst Dagobert Duck neidisch werden.
Drei Personen stehen derzeit vor Gericht und müssen sich für diese und ähnliche strafrechtliche Vergehen verantworten. Ihnen wird vorgeworfen, Teil einer SIM-Swap-Bande gewesen zu sein, die über mehrere Jahre hinweg aktiv war. Aber was ist eigentlich SIM-Swapping? Ganz einfach: Die Bande hat sich zunächst personenbezogene Daten ihrer Opfer besorgt und dann gefälschte Ausweise angefertigt. Diese haben sie in zahlreichen Filialen von Mobilfunknetzbetreibern und Apple-Stores präsentiert. Mit Hilfe der gestohlenen Identitäten haben sie dann neue SIM-Karten beantragt und damit Zugriff auf die Konten ihrer Opfer erhalten. Klingt nach einem cleveren Plan, oder?
Aber das war noch nicht alles. Mit den gestohlenen SIM-Karten und den dazugehörigen Mobilfunkrufnummern konnten die Täter die Zwei-Faktor-Authentifizierung für E-Mails, soziale Netzwerke, Kryptowährungsbörsen und andere Konten umgehen. Das ist schon eine krasse Sache. Man stelle sich vor, man hat sein ganzes Hab und Gut in Kryptowährungen angelegt und dann kommt so eine Bande daher und schwuppdiwupp ist alles weg.
Die Anklage nennt sechs Personen mit Initialen, von denen die Bande angeblich Beträge von 15.000 bis über eine Million Dollar erbeutet haben soll. Ein Unternehmen, das höchstwahrscheinlich FTX ist, wird ebenfalls genannt, jedoch nicht namentlich. Der Diebstahl von über 400 Millionen US-Dollar ist auf jeden Fall ein krasser Einzelfall.
Die Bande war natürlich nicht doof und hat ihre Beute über verschiedene Kryptowährungsbörsen, Online-Kryptowährungs-Casinos und andere Finanzkonten weitergeleitet. Dabei haben sie verschiedene Taktiken angewendet, um ihre Identität zu verschleiern und die Herkunft der gestohlenen Gelder zu verbergen. Da waren echte Profis am Werk.
Die Anklage führt auch mehr als zwei Dutzend Personen an, bei denen die Täter SIM-Swap-Angriffe vorbereitet oder durchgeführt haben. Wie viel Schaden dabei entstanden ist, wird jedoch nicht genau angegeben. Die strafrechtlichen Anklagen beinhalten den Vorwurf der Betrugsverschwörung unter Verwendung von Telekommunikation sowie der Verschwörung zur schweren Identitätsanmaßung und unbefugten Gerätezugriff. Klingt nach einer Menge Ärger für die Angeklagten.
Der Anführer der Bande soll Robert P. gewesen sein, auch bekannt als ElSwapo1. Sowohl er als auch Emily H., die dritte Angeklagte, wurden verhaftet und wieder freigelassen. Über den Aufenthaltsort des zweiten Angeklagten, Carter R., ist nichts bekannt. Da hat er wohl ein bisschen zu viel GTA gespielt und ist jetzt untergetaucht.
Das Trio könnte mit einer Haftstrafe von 25 Jahren bedroht sein, ebenso wie mit der Möglichkeit, ihre erlangten Gewinne einzuziehen. Das laufende Verfahren trägt den klangvollen Namen „USA v Powell et al“ und wird vor dem US-Bundesbezirksgericht für den Hauptstadtbezirk District of Columbia verhandelt.
SIM-Swapping ist übrigens in Nordamerika eine bedeutende Herausforderung. In Deutschland haben die Mobilfunkanbieter ihre Maßnahmen zur Bekämpfung dieser Art von Kriminalität verstärkt, sodass SIM-Swapping hier kaum Raum hat. Das ist natürlich gut für uns, denn wer will schon Opfer eines SIM-Swap-Betrugs werden? Auch wenn es für authentische Kunden, die tatsächlich eine neue SIM-Karte benötigen, mit mehr Aufwand und Wartezeit verbunden sein kann, erhöht es den Schutz vor SIM-Swapping für alle. Also liebe Kriminelle, sucht euch lieber ein anderes Opfer aus!
Schlagwörter: FTX + USA + Powell
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