DSGVO weiterhin kritisch: Deutsche Unternehmen sehen negative Auswirkungen trotz sechs Jahren in Kraft
Deutsche Unternehmen betrachten die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) weiterhin kritisch, obwohl sie bereits seit sechs Jahren in Kraft ist. Dies ergab eine repräsentative Befragung des ZEW Mannheim, an der rund 1.350 Unternehmen aus Deutschland im März 2024 teilnahmen.
Laut Dr. Daniel Erdsiek, einem Wissenschaftler im Bereich der Digitalen Ökonomie am ZEW, empfinden etwa die Hälfte der Unternehmen in der Informationswirtschaft und im Verarbeitenden Gewerbe die negativen Auswirkungen der DSGVO stärker als potenzielle positive Aspekte. Lediglich sieben Prozent der Unternehmen in der Informationswirtschaft und zwei Prozent im Verarbeitenden Gewerbe erkennen hauptsächlich positive Aspekte in der Verordnung.
Besonders in der Informationswirtschaft haben sich aufgrund der DSGVO bei beinahe 60 Prozent der Unternehmen die Geschäftsprozesse erschwert. Um den neuen Vorschriften zu entsprechen, waren umfangreiche Anpassungen erforderlich, insbesondere in Bezug auf Informationspflichten, Rechte der Betroffenen sowie die Implementierung von Konzepten wie Privacy-by-Design und Privacy-by-Default.
Die Umsetzung der DSGVO hat bei 63 Prozent der Unternehmen zu einem erheblichen Anstieg des Arbeitsaufwands geführt. Die überwiegende Mehrheit betrachtet den aktuellen Aufwand zur Einhaltung der DSGVO als beträchtlich. Zudem geben mehr als die Hälfte der Unternehmen an, dass sie zusätzliche Kosten für Mitarbeiterschulungen und einen erhöhten Bedarf an externer Beratung verzeichnen.
Einige Unternehmen berichten, dass ihre Geschäftstätigkeit durch die DSGVO negativ beeinflusst wurde. Ein Viertel der Unternehmen in der Informationswirtschaft gibt an, dass die DSGVO die Innovationen behindert hat. Bei Unternehmen ab einer Größe von mindestens 100 Mitarbeitern beträgt dieser Prozentsatz sogar 38 Prozent.
Auch der Einsatz neuer Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI) wird durch die DSGVO erschwert. 18 Prozent der Unternehmen gaben an, dass die Verordnung die Einführung neuer Technologien erschwert oder verhindert hat. Bei großen Unternehmen in der Informationswirtschaft beträgt dieser Anteil sogar 30 Prozent.
Trotz der negativen Aspekte haben einige Unternehmen auch positive Auswirkungen der DSGVO festgestellt. 41 Prozent der Unternehmen geben an, dass sie ihre Abläufe überprüft und verbessert haben, während in 28 Prozent der Unternehmen die Verfahren zur Datenverarbeitung standardisiert wurden. Bei einem Viertel der Unternehmen hat die DSGVO zu einer gesteigerten rechtlichen Sicherheit geführt.
Es gibt einen Anstieg des Anteils der Unternehmen, die davon ausgehen, dass die DSGVO zu einem gesteigerten Vertrauen bei ihren Kunden führt. Jedoch ist die Meinung weniger verbreitet, dass sich die DSGVO positiv auf die Geschäftsentwicklung des eigenen Unternehmens ausgewirkt hat oder zu einem Wettbewerbsvorteil für EU-Unternehmen auf internationalen Märkten geführt hat.
An der Befragung des ZEW im März 2024 nahmen rund 1.350 Unternehmen aus der Informationswirtschaft und dem Verarbeitenden Gewerbe teil, darunter Unternehmen aus der IKT-Branche, Mediendienstleistern und wissensintensiven Dienstleistern.
Schlagwörter: DSGVO + Daniel Erdsiek + KI
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