Chimären-Premiere: Leuchtendes Affenbaby erregt Aufsehen in der Wissenschaft

Da schaut man nichtsahnend in die Zeitung und plötzlich springt einem ein leuchtendes Affenbaby entgegen. Ja, richtig gelesen, ein Baby mit fluoreszierenden Augen und Fingerkuppen. Da fragt man sich doch unweigerlich, was da in der Wissenschaft wieder für verrückte Sachen abgehen.

Wie sich herausstellt, handelt es sich bei diesem kleinen Wunder um die erste Chimäre in der Welt der Primaten. Und nein, hier geht es nicht um mythische Mischwesen aus der griechischen Mythologie. Kein Ziegen-Pferde-Schlangen-Dreikopf-Monster. Diese Chimäre ist das Ergebnis der Vereinigung zweier genetisch unterschiedlicher Embryonen derselben Affenart, nämlich den Javaner-Affen.

Ein Forscherteam aus Shanghai hat im Labor Stammzellen eines jungen Affenembryos mit Stammzellen eines anderen jungen Affenembryos zusammengebracht. Klingt nach einer Art genetischer Partnersuche in der Petrischale. Die Stammzellen wurden vorher durch gentechnische Methoden in pluripotente Stammzellen umprogrammiert, die sich in so ziemlich jedes Gewebe im Körper entwickeln können. Muskelgewebe, Herzgewebe, Nerven, Eizellen – you name it.

Damit nicht genug, haben die Forscher auch noch den genetischen Code für ein grün leuchtendes Protein in die Zellen des Spenderembryos integriert. Warum? Na, um zu sehen, wie die pluripotenten Stammzellen sich während der Entwicklung des Embryos entwickeln. Kurz gesagt, sie wollten wissen, wie viele von diesen magischen Alleskönner-Zellen da drin stecken.

Das Ganze wurde dann an Affenweibchen implantiert und von über 200 genetisch veränderten Primatenembryonen wiesen etwa 70 Merkmale von Chimeren auf. Von den zwölf Trägerinnen wurden tatsächlich zwei schwanger und am Ende blieben zwei chimäre Jungtiere übrig. Eines davon kam lebend zur Welt, während das andere leider schon im Mutterleib verstarb. Der Anteil der leuchtenden Biomarker variierte zwischen 21 und 92 Prozent – je nachdem, welches Gewebe man sich genauer angesehen hat. Die Forscher haben da wirklich alles getestet, von Kopf bis Fuß.

Natürlich gibt es immer wieder Diskussionen über die ethischen Aspekte solcher Experimente. Schließlich sollte man auch das Wohl der beteiligten Tiere und das mögliche Leid, das diesen Chimären zugefügt werden könnte, in Betracht ziehen. Das hat zumindest der Sozialethiker Michael Coors von der Universität Zürich in einem Artikel in der Süddeutschen Zeitung gefordert. Aber was soll man sagen, die Wissenschaftler machen halt, was die Wissenschaftler machen.

Und was ist nun mit dem leuchtenden Affenbaby? Leider gehört es mittlerweile der Vergangenheit an. Nach nur zehn Tagen erlitt es einen Zusammenbruch und wurde daraufhin euthanasiert. Eine traurige Geschichte für das kleine grün leuchtende Wesen.

Na ja, wer weiß, vielleicht hat die Wissenschaft ja noch mehr solcher Überraschungen auf Lager. Vielleicht bekommen wir in Zukunft leuchtende Hunde oder glühende Katzen zu sehen. Oder am Ende sogar leuchtende Menschen. Aber bis dahin bleibt es wohl noch ein weiter Weg. In der Zwischenzeit können wir uns ja mit grün leuchtenden Affenbabys begnügen.

Schlagwörter: Chimäre + Stammzellen + Ethik

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  • 10. November 2023