Neuer Ansatz zur Einwilligung bei Gesundheitsdatennutzung entwickelt

Eine Forschungsgruppe aus Dresden hat einen innovativen Ansatz entwickelt, um Menschen weltweit dazu zu bewegen, der Nutzung ihrer persönlichen Gesundheitsdaten zuzustimmen. Denn heutzutage nutzen viele Menschen Gesundheits- und Wellness-Apps, um ihre Symptome, Schrittzahl oder Herzfrequenz zu erfassen. Diese Daten liefern bisher unbekannte Informationen über das individuelle Krankheitserleben und die Gesundheit eines Menschen. In Zukunft werden sie eine immer wichtigere Rolle bei der Vorbeugung, Diagnose und Behandlung von Krankheiten sowie bei der Erforschung von Krankheiten spielen.

Erstmalig werden auch die von den Nutzern selbst generierten Gesundheitsdaten in internationalen Initiativen wie dem Europäischen Gesundheitsdatennutzungsraum berücksichtigt. Eine EU-weite Plattform wird eingerichtet, um herkömmliche Gesundheitsdaten aus dem Gesundheitssystem sowie die von den Nutzern selbst generierten Gesundheitsdaten für die Nutzung in der Patientenversorgung und Forschung zusammenzuführen. Das Gesundheitsdatennutzungsgesetz in Deutschland legt die entsprechenden nationalen Grundlagen fest.

Die Rolle der Bürgerinnen und Bürger bei der Einwilligung zur Weitergabe von Daten wird kontrovers diskutiert. Die gemeinsame Nutzung von Gesundheitsdaten und Datenplattformen birgt sowohl große Erwartungen an die Patientenversorgung und medizinische Innovationen als auch Bedenken hinsichtlich der fehlenden Einbindung der Bürgerinnen und Bürger sowie des Datenkapitalismus.

Stefanie Brückner, wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Forschungsgruppe Medical Device Regulatory Science von Prof. Stephen Gilbert am Else Kröner Fresenius Zentrum für Digitale Gesundheit an der TU Dresden, hat einen universellen und standardisierten Ansatz für die Einwilligung vorgeschlagen. In ihrer Publikation „The Social Contract for Health and Wellness Data Sharing Needs a Trusted Standardized Consent“ in den Mayo Clinic Proceedings: Digital Health schlägt sie einen neuen, unkomplizierten Ansatz zur Verwaltung von Einwilligungsoptionen für die Nutzung von Gesundheitsdaten vor. Der Standard Health Consent soll die aktuell fragmentierte Einwilligungspraxis von Apps und digitalen Gesundheitsdienstleistungen zusammenführen und vereinheitlichen. Ein digitales, individuelles Profil mit einem Zustimmungs-Cockpit ermöglicht es den Bürgerinnen und Bürgern, einzusehen, mit wem sie ihre Gesundheitsdaten teilen und ihre Zustimmung jederzeit anzupassen.

Um sicherzustellen, dass Bürgerinnen und Bürger informierte Entscheidungen treffen können, sollen auch die Prozesse zur Zustimmung zur Weitergabe von Gesundheitsdaten in den Apps standardisiert und vereinfacht werden. Dadurch wird gewährleistet, dass Ärzte und andere Datennutzer die selbst generierten Daten von Patienten auf einer korrekten rechtlichen Grundlage erhalten und sicher nutzen können.

Um den Standard Health Consents technisch umzusetzen, werden etablierte Technologien des Identitäts- und Autorisierungsmanagements verwendet. Diese Systeme werden bereits in anderen Branchen mit hochsensiblen Daten, wie zum Beispiel in Banking-Apps wie PayPal oder Stripe, standardmäßig eingesetzt.

Stefanie Brückner betont, dass Gesundheitsakteure und Politik vor der Aufgabe stehen, das Vertrauen der Bevölkerung in die Nutzung von Gesundheitsdaten aufzubauen. Eine nachhaltige Vertrauensbildung wird durch die aktive Einbindung von Bürgerinnen und Bürgern über einen standardisierten Zustimmungsansatz sowie eine klare Strategie zur Datenverwaltung und Kommunikation erreicht.

Das Else Kröner Fresenius Zentrum für Digitale Gesundheit (EKFZ) an der Technischen Universität Dresden wurde im Jahr 2019 ins Leben gerufen. Das Zentrum hat eine Förderung von 40 Millionen Euro für einen Zeitraum von zehn Jahren von der Else Kröner-Fresenius-Stiftung erhalten. Der Schwerpunkt der Forschungsaktivitäten liegt auf neuartigen medizinischen und digitalen Technologien, die direkt mit den Patienten interagieren. Das Ziel besteht darin, das volle Potenzial der Digitalisierung in der Medizin zu nutzen, um eine deutliche und nachhaltige Verbesserung der Gesundheitsversorgung, medizinischen Forschung und klinischen Praxis zu erreichen.

Schlagwörter: Gesundheitsdaten + ConsentAnsatz + Vertrauen in Gesundheitsdatennutzung

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  • 16. November 2023