Studie: Werbung auf illegalen und pornografischen Websites in Iran

Online-Werbung von Regierungen der EU und der USA, Politikern und renommierten Unternehmen ist auf Internetseiten mit illegalen Inhalten, Hardcore-Pornografie und in sanktionierten Staaten wie dem Iran aufgetaucht. Dies geht aus einem Bericht der Analysefirma Adalytics hervor. Adalytics hat verschiedene Beispiele gesammelt und präsentiert, die zeigen, dass Unternehmen, die normalerweise besorgt um ihren Ruf sein sollten, dank Google beispielsweise auf einer Internetseite mit Sodomie-Inhalten und neben pornografischen Bildern Werbung geschaltet haben. Auch wurden Anzeigen auf Seiten geschaltet, die der Werbekunde explizit ausgeschlossen hatte. Noch gravierender ist die Tatsache, dass auf Seiten, die sich speziell an Kinder richten, Werbeanzeigen für alkoholische Getränke angezeigt wurden.

Adalytics hat seine Untersuchung auf das Netzwerk der sogenannten Google Search Partner (GSP) konzentriert. Dabei handelt es sich um Partnerseiten, die eine angepasste Version der Google-Suche verwenden, um lokale Inhalte zu finden. Innerhalb der Suchergebnisse werden Werbeanzeigen geschaltet, die direkt über Google gebucht wurden. Allerdings erscheinen diese Anzeigen manchmal in einem unerwünschten Umfeld und entgegen den ausdrücklichen Wünschen der Werbekunden. So wurde beispielsweise festgestellt, dass Werbung von Unternehmen auf der US-Nachrichtenseite Breitbart erschienen ist, obwohl dies ausdrücklich untersagt war.

Besonders brisant ist die Tatsache, dass Werbung von der US-Regierung und europäischen Parteien auf Hardcore-Pornoseiten gelandet ist. Noch schockierender ist, dass über das Werbenetzwerk von Google Werbung von der US-Regierung, der Europäischen Kommission und einer europäischen Partei auf iranischen Websites geschaltet wurde, obwohl es strenge Sanktionen gegen den Iran gibt. Sogar Wahlkampfwerbung aus den USA wurde auf einer solchen Seite entdeckt. Adalytics hat herausgefunden, dass potenziell fast 200 Seiten im Iran existieren, auf denen solche Werbung platziert werden könnte.

Adalytics schätzt zudem, dass es im Netzwerk fast 400 pornografische Seiten gibt und weitere 2200 identifizierte Domains Urheberrechtsverletzungen aufweisen. Die Möglichkeit, über das GSP Werbeanzeigen zu schalten, war für Kunden lange Zeit eine Option, jedoch muss heute explizit dagegen widersprochen werden, wie Adalytics erklärt.

Obwohl Adalytics beeindruckende Beispiele gefunden hat, betont das Unternehmen, dass es sich bei den Erkenntnissen um äußerst vorläufige Beobachtungen handelt, die auf öffentlich zugänglichen und empirischen Daten basieren. Adalytics weist zudem darauf hin, dass für Werbung in diesem Umfeld nur dann Geld fließt, wenn darauf geklickt wird und Google die Auszahlung nicht als unzulässig ablehnt. Daher besteht nicht unbedingt die Notwendigkeit, dass Geld von den Werbekunden zu den Seitenbetreibern fließt.

Google hat den Bericht von Adalytics zurückgewiesen und betont, dass es sich lediglich um ausgewählte Beispiele handelt, während das grundsätzliche Umfeld funktioniert, berichtet The Register.

Schlagwörter: Onlinewerbung + Google Search Partner + Werbekunden

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  • 29. November 2023