Volkswagen-Audit: Anstieg des Aktienkurses, aber Kritik bleibt

Der Prüfungsbericht zum Thema Zwangsarbeit bei Volkswagen in Xinjiang hatte bereits vor seiner Veröffentlichung Auswirkungen auf den Aktienkurs des Unternehmens. Am Nikolaustag stiegen die VW-Aktien um etwa fünf Prozent und zählten zu den Gewinnern im Deutschen Aktienindex. Dies zeigt die hohe Bedeutung des Audits für Anleger und Investoren, die seit Monaten auf die Ergebnisse gewartet hatten.

Der Bericht wurde von Markus Löning, ehemaliger Menschenrechtsbeauftragter der Bundesregierung, zusammengefasst. Er konnte keinerlei Anzeichen oder Nachweise für Zwangsarbeit bei den Mitarbeitenden finden. Löning hat nun sein eigenes Beratungsunternehmen namens Löning Human Rights & Responsible Business gegründet. Trotz dieser Ergebnisse wird die Kritik an der Situation in Xinjiang voraussichtlich nicht verstummen.

Das Volkswagen-Werk in Xinjiang sollte ursprünglich die Beziehungen zur chinesischen Regierung und den Kunden in dieser Region stärken. Im Westen erwies es sich jedoch als finanzielles Risiko. Der US-Finanzdienstleister MSCI warnte potenzielle Anleger, indem er die VW-Aktien mit einer Red Flag kennzeichnete. Die Fondsgesellschaft Deka schloss die Papiere aus ihrem nachhaltigen Portfolio aus und Union Investment entschied, dass das Papier nur in ihrem Nachhaltigkeitsfonds verbleiben darf, wenn es eine Prüfung besteht. Auch mit Privatanlegern gab es erhebliche Schwierigkeiten.

Auf der Hauptversammlung von Volkswagen im Mai 2023 hatte der Dachverband Kritischer Aktionäre seine Redezeit dem Weltkongress der Uiguren (WUC) zur Verfügung gestellt. Einen Monat später reichte die Menschenrechtsorganisation European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR) beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) Beschwerde gegen VW, BMW und Mercedes ein. Die Konzerne konnten nicht nachweisen, angemessen auf das Risiko der Zwangsarbeit in Xinjiang reagiert zu haben. Seit dem 1. Januar 2023 sind sie gesetzlich dazu verpflichtet, dies gemäß dem Lieferkettensorgfaltspflichtgesetz (LkSG) zu tun.

Es gibt umfangreiche Beweise für Zwangsarbeit in Xinjiang, wo die Uiguren leben. Die zuständige Wirtschaftskommission plant, die Region zu einem wichtigen Standort für die Automobilproduktion auszubauen. Bisher wurden 87 verschiedene Subventionsmaßnahmen eingeleitet, darunter Vergünstigungen bei Strom und Mieten, Infrastrukturprojekte und niedrige Lohnkosten. Diese Maßnahmen haben positive Auswirkungen gezeigt, jedoch sind auch Anzeichen für Zwangsarbeit erkennbar.

Das von VW veröffentlichte Audit lenkt die Aufmerksamkeit von den eigentlichen Problemen ab. Die ernsthaften Herausforderungen der uigurischen Zwangsarbeit in den Lieferketten des Unternehmens, für die es klare Beweise gibt, werden weiterhin ignoriert. Das Audit mag vorerst für einen ruhigen Abschluss des Jahres gesorgt haben, doch Volkswagen hat das Problem noch nicht dauerhaft gelöst.

Schlagwörter: Prüfungsbericht + Zwangsarbeit + Volkswagen

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  • 7. Dezember 2023