Nordkorea rüstet sein Mobilfunknetz auf: Eigenproduzierte 4G-Handys und gebrauchte Huawei-Hardware im Einsatz

Nordkorea hat offenbar um den Jahreswechsel herum sein Mobilfunknetz aufgerüstet und sowohl ein LTE-Mobilfunknetz (4G) aufgebaut als auch das ältere UMTS-Netz (3G) verbessert. Das Interessante dabei ist, dass Nordkorea seine eigenen 4G-Handys herstellt, während das Netz selbst aus gebrauchter Huawei-Hardware aus China importiert wird. Es wird vermutet, dass der Aufbau des 4G-Netzes und die Erneuerung des 3G-Netzes Anfang Oktober begonnen haben.

Die strengen Grenzschließungen der letzten Jahre haben den Ausbau des Mobilfunknetzes in Nordkorea verzögert. Die offizielle Begründung dafür war die Coronavirus-Pandemie, aber seit dem Spätsommer 2023 wurden die Grenzschließungen allmählich gelockert. Dadurch konnten gestrandete Bürger seit Anfang 2020 die Möglichkeit nutzen oder wurden gezwungen, ins Ausland zurückzukehren. Auch der Güterverkehr mit China und Russland wurde wieder aufgenommen. Nordkorea beliefert Russland mit Waffen, die im Konflikt mit der Ukraine eingesetzt werden.

Im Oktober veröffentlichte Nordkoreas staatliche Nachrichtenagentur Bilder von einer Messe, bei der ein 4G-Handy beworben wurde. Bereits Mitte Dezember war das 4G-Netz im Stadtzentrum der Hauptstadt Pjöngjang aktiv. Bürger, die über die finanziellen Mittel verfügten, konnten Handys erwerben und Mobilfunkverträge abschließen. Das Ziel ist es, das 4G-Netzwerk auf weitere Städte auszuweiten, und das Ausbauprogramm ist über einen mehrjährigen Zeitraum geplant. Der Service wird unter anderem damit beworben, dass er auch in unterirdischen Bereichen funktioniert, was beim 3G-Netz nicht der Fall ist.

Interessanterweise betreibt Nordkorea seine 3G- und 4G-Netze getrennt voneinander. 4G-Handys nutzen außerhalb der 4G-Netzabdeckung nicht automatisch das weit verbreitete und beliebte 3G-Netz. Daher ist die Nachfrage nach 4G bisher gering. Nordkoreaner, die es sich leisten können, behalten oft ihr 3G-Handy und nutzen beide Netzwerke parallel.

Die Geschichte des Mobilfunks in Nordkorea begann im Jahr 2002 mit der Einführung eines GSM-Netzes, das von einer thailändischen Firma betrieben wurde und gebrauchte Hardware von Vodafone Ungarn verwendete. Der Zugang zu diesem Netz wurde jedoch nach einem schweren Eisenbahnunfall im Jahr 2004 in der Stadt Ryongchn auf ausgewählte Funktionäre beschränkt. Es wird spekuliert, dass die Explosion möglicherweise ein versuchter Anschlag auf den Diktator war, der angeblich durch die Verwendung eines Mobiltelefons ausgelöst wurde.

Im Jahr 2008 erhielt das ägyptische Unternehmen Orascom Telecom die Genehmigung, ein nordkoreanisches UMTS-Netz namens Koryolink für einen Zeitraum von 25 Jahren aufzubauen und zu betreiben. Die nordkoreanische Post war mit 25 Prozent an dem Unternehmen beteiligt. Im Jahr 2010 wurde das GSM-Netz dort abgeschaltet. 2011 wurde Koryolink von der russischen Firma Vimpelcom übernommen. Im Jahr 2012 hatte das nordkoreanische Netz eine Million Kunden und es wurde ein zweites 3G-Netz namens Kangsong Net gestartet.

Es gab jedoch bald Schwierigkeiten mit der Mobilfunk-Investition von Orascom. Es ist wahrscheinlich, dass das Netz erhebliche Gewinne verzeichnete, die jedoch in nordkoreanischer Währung anfielen und im Land verblieben. Orascom konnte mit dieser Situation wenig anfangen. Im Jahr 2015 gab das Unternehmen zu, dass es tatsächlich keine Kontrolle mehr über seine Tochtergesellschaft hatte. Trotz internationaler Sanktionen gegen das nordkoreanische Regime erhielt der Konzern im Jahr 2018 eine Sondergenehmigung von den Vereinten Nationen, um weiterhin Mobilfunkdienste im Land anzubieten.

Die Bürger Nordkoreas nutzen Mobilfunkdienste für die Kommunikation untereinander und haben Zugriff auf das staatliche Intranet Kwangmyong. Dort gibt es zahlreiche Webseiten und sogar die Möglichkeit der Videounterhaltung. Seit 2014 werden in Nordkorea UMTS-Handys mit Zertifikaten versehen, die nur die Darstellung von Inhalten erlauben, die von der Regierung genehmigt wurden.

Schlagwörter: Nordkorea + Daily NK. Jene Nordkoreaner + Orascom Telecom

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  • 10. Januar 2024