Digitalcourage e.V.: Kontroversen bei Vorstandswahl erschüttern den Verein

Digitalcourage e.V.: Streit um Vorstandswahl

In einer Mitgliederversammlung des Vereins Digitalcourage e.V. kam es zu einer offenen Auseinandersetzung über die Wahl des Vorstands. Laut einem anonym veröffentlichten Gedächtnisprotokoll akzeptierte der Gründer des Vereins, padeluun, seine knappe Niederlage gegen einen Kandidaten aus den eigenen Reihen nicht. Er drohte Konsequenzen für die Mitarbeiter anzukündigen und erreichte eine erneute Abstimmung über die Vorstandswahl. Personen, die mit dem Verein in Verbindung stehen, bestätigten die Vorgänge. Der Verein war vorübergehend nicht erreichbar und gab keine Stellungnahme ab.

Die Mitgliederversammlung im November 2023 sollte unter anderem die Neuwahl des Vorstands des eingetragenen Vereins beinhalten. In einer überraschenden Wendung verlor padeluun gegen einen unerwarteten Kontrahenten. Laut übereinstimmenden Berichten kam es zu einem Eklat, als padeluun den anwesenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mitteilte, dass sie ihre Arbeitsplätze verlieren würden, falls er nicht in den Vorstand gewählt wird. Die Diskussion wurde hitzig und es wurde die Fähigkeit des Vereins, seine Arbeit fortzusetzen, in Frage gestellt. In einer spontanen Pause beruhigten sich die Gemüter.

Während der Pause überzeugten verschiedene Mitglieder des Vereins und des Vorstands den Gegenkandidaten, die Wahl abzulehnen. Später erklärte er in einem Beitrag auf dem sozialen Netzwerk Mastodon, dass die Vereinsbürokratie niemals über der eigentlichen inhaltlichen Arbeit und den gemeinsamen Zielen stehen dürfe. Er habe beobachtet, wie sich die Situation zugunsten der anderen Richtung entwickelte und deshalb die Wahl abgelehnt.

Nach der Pause fand erneut die Wahl für den zweiten Vereinsvorsitzenden statt, bei der padeluun als einziger verbliebener Kandidat gewählt wurde. Auch die Wahl zum dritten Vorsitzenden verlief nicht ohne Probleme. Auf padeluuns Bitte hin wurde der ehemalige Geschäftsführer des Vereins als Kandidat aufgestellt, woraufhin eine Diskussion stattfand. Der ehemalige Geschäftsführer machte deutlich, dass er den Verein nur weiterhin unterstützen würde, wenn er in den Vorstand gewählt wird. Padeluun äußerte zudem den Wunsch, dass ein anderer Kandidat seine Bewerbung zurückzieht.

Die Vorfälle im Zusammenhang mit den Wahlen werfen ein negatives Licht auf die Führungsebene des Vereins. Es ist unklar, warum ein Vorstandswechsel zu einer Kündigung aller Vereinsmitarbeiter führen könnte. Es entsteht der Eindruck, dass die Führung des Vereins unwillig ist, unliebsame Kandidaten zu akzeptieren. Die Posse scheint eine Eskalation lang andauernder Konflikte zwischen dem Vorstand und den Mitarbeitenden zu sein, die in den letzten Jahren zu Kündigungen führten.

In einem offiziellen Statement auf dem Mastodon-Konto des Vereins wurden zunächst Zweifel an der Authentizität des Protokolls geäußert. Es wird behauptet, dass es grob verzerrt ist und viele falsche Aussagen enthält. Es gibt jedoch Personen aus dem Vereinsumfeld, die das Gedächtnisprotokoll als inhaltlich korrekt bestätigen. Eine anwesende Person hat den Verlauf der Ereignisse und die getätigten Aussagen schriftlich bestätigt. Der Verein konnte vorübergehend keine Stellungnahme abgeben. Eine Vertreterin betonte, dass es sich um ein inoffizielles Gedächtnisprotokoll handelt, das andere Perspektiven vernachlässigt. Es wurden jedoch keine Zweifel an den geschilderten Vorgängen geäußert.

Alle beteiligten Parteien sind sich einig, dass die inhaltliche Arbeit des Vereins von großer Bedeutung ist und eine Einigung erzielt werden muss. Sowohl der Verein selbst als auch das beinahe Vorstandsmitglied betonten, dass sie während des 37C3 gemeinsam für Digitalcourage gearbeitet haben. Der Verein hat einen Mediationsprozess eingeleitet, um die bestehenden Konflikte in einem geschützten Raum zu bearbeiten.

Digitalcourage e.V., früher bekannt als FoeBuD, zählt zu den Pionieren des deutschen Netzaktivismus. Der Verein wurde 1987 in Bielefeld gegründet und hat seitdem alle Entwicklungen im Netz in Deutschland kritisch begleitet. Digitalcourage ist bundesweit bekannt, unter anderem durch die jährliche Verleihung der Big Brother Awards. Diese Auszeichnung nutzt der Verein, um Unternehmen und Institutionen öffentlich für gravierende Datenschutzverstöße anzuprangern. Im letzten Jahr wurden unter anderem das Bundesfinanzministerium und die Videoplattform Zoom ausgezeichnet.

Schlagwörter: padeluun + Digitalcourage e.V. + Mastodon

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  • 11. Januar 2024