Manipulation im Wahlkampf: Neue Studie zeigt Einsatz von Technologien und Daten in Deutschland im Vergleich zu den USA
Manipulation im Wahlkampf ist ein Thema, das in den letzten Jahren vermehrt in den Fokus gerückt ist. Durch den Einsatz neuer Technologien wie Social Media, Big Data und künstlicher Intelligenz haben politische Parteien mehr Möglichkeiten als je zuvor, Einfluss auf die Wählerschaft auszuüben. Eine aktuelle Studie eines Kommunikationswissenschaftlers der Universität Mainz hat sich nun mit dieser Thematik in Deutschland auseinandergesetzt.
Im Vergleich mit den USA zeigt die Studie, dass Deutschland in Bezug auf den Einsatz dieser Technologien im Wahlkampf nicht mit den dortigen Verhältnissen vergleichbar ist. Dennoch nutzen auch deutsche Parteien sowohl Wählerdaten als auch moderne Technologien, um ihre Überzeugungsstrategien auf spezifische Wählergruppen zu fokussieren.
Das Superwahljahr 2019 bringt nicht nur Wahlen im Osten Deutschlands und der Europawahl, sondern auch Wahlen in über 50 Ländern weltweit mit sich. Dieser Umstand hat dazu geführt, dass die Diskussion über die Manipulation von Wählern und die Bedrohung demokratischer Systeme weltweit geführt wird.
Dr. Simon Kruschinski vom Institut für Publizistik der Johannes Gutenberg-Universität Mainz hat in seinem neuen Buch “Data-Driven Campaigning and Political Parties” bahnbrechende Erkenntnisse vorgestellt. Gemeinsam mit der Politikwissenschaftlerin Prof. Dr. Katharine Dommett von der University of Sheffield in Großbritannien und dem australischen Kampagnenexperten Dr. Glenn Kefford hat er Interviews mit über 300 Kampagnenstrategen in Australien, Kanada, Deutschland, Großbritannien und den USA geführt.
Die Studie zeigt, dass Parteien gezielt Daten und Technologien einsetzen, um ihre Überzeugungsstrategien auf spezifische Wählergruppen zu fokussieren. Dabei werden bewusst Wähler ausgeschlossen, die für die Parteien weniger interessant sind. Die Auswirkungen dieser Praxis auf die politische Beteiligung und Repräsentation der Bürger in Demokratien hängen von der Art und Weise ab, wie Daten und Technologien eingesetzt werden.
In Deutschland sind die Möglichkeiten der ausgeklügelten Nutzung von Daten und Technologien im Vergleich zu den USA aufgrund strenger Datenschutzgesetze, begrenzter Wahlkampfbudgets und einem Mangel an technischem Know-how eingeschränkt. Dadurch wird das Risiko einer Manipulation von Wählern und einer Unterwanderung demokratischer Prozesse verringert, jedoch nicht vollständig verhindert.
Die Studie zeigt weiterhin, dass deutschen Parteien aussagekräftige Wählerdaten fehlen, sie hauptsächlich oberflächliche Wählergruppen ansprechen, nur selten maßgeschneiderte Botschaften verwenden und auf fehleranfällige Technologien setzen. Dennoch machen alle Parteien von den raffinierten Optionen zur Wähleransprache auf Facebook und Instagram Gebrauch.
Simon Kruschinski kritisiert, dass Parteien durch gezielte Ansprache von Wählern auf Facebook und Instagram eine Grauzone hinsichtlich des Datenschutzes betreten. Dabei überlassen sie undurchsichtigen Algorithmen der Plattformen wichtige Funktionen, von denen das Funktionieren der deutschen Demokratie wesentlich abhängt. Eine Regulierung ist daher notwendig, um Missbrauch zu verhindern.
Das Buch von Simon Kruschinski mit dem Titel “Data Driven Campaigning and Political Parties: Five Advanced Democracies Compared” wurde bei Oxford University Press veröffentlicht. Es widmet sich der Diskussion wichtiger Fragen zur Regulierung des Einsatzes von Social Media, Big Data und künstlicher Intelligenz in politischen Kampagnen. Laut Kruschinski besteht kein grundsätzliches Problem mit dem Einsatz dieser Technologien, jedoch besteht die Möglichkeit, dass politische Parteien diese Entwicklungen missbrauchen könnten. Daher sollte eine effektive und auf Beweisen basierende Regulierung eingeführt werden, um das Potenzial für Missbrauch einzudämmen.
Schlagwörter: Deutschland + Simon Kruschinski + USA
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