Nachhaltige Künstliche Intelligenz: Wie umweltfreundlich sind KI-Systeme wirklich?

Die rasante Entwicklung von Künstlicher Intelligenz (KI) bietet große Möglichkeiten, den Klimawandel zu bekämpfen und eine nachhaltige Zukunft zu schaffen. Doch wie umweltfreundlich sind diese Technologien wirklich? Diese Frage beschäftigt nicht nur Verbraucher, sondern auch politische Entscheidungsträger.

Christian Kühn, parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Umwelt und Verbraucherschutz (BMUV), ist der Ansicht, dass es für Verbraucher unverzichtbar ist, zu wissen, ob eine KI umweltfreundlich ist oder nicht. Aus diesem Grund befürwortet Kühn die Implementierung einer obligatorischen Bewertung der Technologiefolgen für individuelle KI-Systeme und -Modelle. Dies würde dazu führen, dass die Betreiber den Energieverbrauch über den gesamten Lebenszyklus offenlegen müssten.

Kühn erkennt das enorme Potenzial der Künstlichen Intelligenz, den Klimawandel zu bekämpfen. Beispielsweise könnte die Steuerung von Kläranlagen angepasst werden, um den Ausstoß von Klimagasen zu reduzieren. Auch in der Landwirtschaft besteht die Möglichkeit, die Biodiversität effektiver zu schützen, indem man sich von großen Maschinen distanziert. Allerdings gibt es auch Herausforderungen, wie den hohen Ressourcenverbrauch und andere Zielkonflikte wie Rebound-Effekte.

Für Kühn umfasst nachhaltige Künstliche Intelligenz nicht nur Effizienz. Auf einer Konferenz der Heinrich-Böll-Stiftung in Berlin betonte er, dass es wichtig ist, auch die Anwendungen im Auge zu behalten. In diesem Kontext spielt die Standardisierung eine bedeutende Rolle bei der Umstellung der Wirtschaft. KI sollte nicht wie eine Glühlampe sein, sondern eher wie energieeffizientes LED-Licht, das weniger Strom verbraucht.

Der parlamentarische Staatssekretär betont auch die Notwendigkeit von Regulierung. Mit der KI-Verordnung wird ein bedeutender Schritt nach vorne gemacht, um den Schutz der Demokratie unter den neuen technischen Voraussetzungen zu gewährleisten.

Das Europäische Parlament betonte in seiner Stellungnahme zum AI Act die Notwendigkeit für europäische Unternehmen, alle verfügbaren technologischen Fortschritte, einschließlich KI, zu nutzen, um das Ziel der Klimaneutralität zu unterstützen. Allerdings wurde dieser Abschnitt in den Verhandlungen mit dem Rat der Europäischen Union nicht beibehalten.

Laut Natali Helberger, einer Informationsrechtlerin aus Amsterdam, müssen Basismodelle wie GPT, Gemini, LaMDA oder LLaMA eine technische Dokumentation vorlegen und Transparenz in Bezug auf urheberrechtlich geschützte Inhalte und den Energieverbrauch gewährleisten. Allerdings ist eine umfassende Bewertung und Minimierung von Risiken nur bei einer erheblichen Rechenleistung und einer großen Anzahl von Nutzern notwendig. Es gibt kein europäisches Modell, das in diese Kategorie passt.

Dies hat zur paradoxen Situation geführt, dass vor allem große internationale Unternehmen sich mit Nachhaltigkeit auseinandersetzen müssen, um den EU-Richtlinien zu entsprechen. Die komplexe Wertschöpfungskette hinter generativer KI muss genauer untersucht werden, forderte Kühn. Dies erfordert eine kollaborative Anstrengung zahlreicher Beteiligter und Wissensnetzwerke, die von der Infrastruktur über die Datenerfassung und -bereinigung bis hin zur Anwendung in der Industrie und bei Endverbrauchern reicht.

Friederike Rohde, Expertin am Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW), äußerte Bedenken hinsichtlich der Konsistenz dieser Aussage. Die alleinige Schulung von GPT-3 durch OpenAI hat zu einem Ausstoß von 500 Tonnen CO2 geführt. Bei Anwendungen wie dem autonomen Fahren werden zusätzlich bis zu 30 Hardwarekomponenten wie Sensoren, Lidar und GPS verwendet, die ebenfalls Energie und Ressourcen verbrauchen. Der Einsatz von KI nimmt exponentiell zu, insbesondere in Bereichen wie Bildung und Gesundheitswesen. Daher ist ungewiss, wie die Technologie die Umstellung auf nachhaltige Mobilität oder den grünen Wandel vorantreiben wird.

David Koch vom Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA) wies darauf hin, dass die Emission von 500 Tonnen CO2 dem Bau von 15 Einfamilienhäusern entspricht. Dennoch betonte er, dass die Vorteile der KI überwiegen, insbesondere in der Kunststoffindustrie, wo eine verbesserte Prozessführung den Einsatz von leicht recycelbaren Materialien ermöglicht. Es ist jedoch von grundlegender Bedeutung, dass die ökologischen Auswirkungen des Trainings berücksichtigt werden und Unternehmen in den CO2-Handel einbezogen werden.

Es ist klar, dass die Umweltfreundlichkeit von KI-Systemen und -Modellen ein wichtiger Faktor ist, den es zu berücksichtigen gilt. Politische Entscheidungsträger, Experten und Unternehmen müssen gemeinsam daran arbeiten, nachhaltige Künstliche Intelligenz zu fördern und die ökologischen Auswirkungen zu minimieren. Nur so kann KI ihr volles Potenzial entfalten und einen positiven Beitrag zur Bewältigung der globalen Herausforderungen leisten.

Schlagwörter: KI + Christian Kühn + BMUV

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  • 29. Januar 2024