Technologietage der DSAG: SAP-Anwender fordern konkrete Fakten zu künstlicher Intelligenz und Cloud-Services
Die diesjährigen Technologietage der deutschsprachigen SAP-Anwender (DSAG) standen unter dem Motto “Black Box – Von Vision zur Realität”. Kunden hatten möglicherweise viele Präsentationen gesehen, aber nur wenige konkrete Fakten erhalten. SAP versicherte jedoch, dass dies nicht der Fall sei. Die DSAG repräsentiert die SAP-Anwender in der DACH-Region und fungiert als eine Art Gewerkschaft für sie. Sie vertritt nicht nur die Interessen großer Unternehmen, sondern ist auch aktiv an der Weiterentwicklung der SAP-Systeme beteiligt.
Während der Technologietage in Hamburg kamen rund 3000 Teilnehmer zusammen, um über die neuesten Technologien, insbesondere den Einsatz von künstlicher Intelligenz, zu diskutieren und Forderungen an den Softwarehersteller zu stellen. Laut Sebastian Westphal, dem Technologie-Vorstand der DSAG, bestehen aus kommerzieller, fachlicher und technologischer Sicht noch einige offene Fragen. Die Anwender sind daran interessiert, künstliche Intelligenz einzusetzen, doch die genaue Umsetzung bleibt unklar. Dieses Anliegen der Anwender wird im Motto der Tagung reflektiert, welches darauf abzielt, Vision und Realität miteinander zu verbinden.
Seit November 2022 hat das Thema Künstliche Intelligenz (KI) durch die schnelle und bequeme Verfügbarkeit von ChatGPT enorm an Bedeutung gewonnen, wie Sebastian Westphal, Fachvorstand Technologie der DSAG, erklärt. Aus Sicht der DSAG bleibt häufig unklar, was konkrete Anwendungen von künstlicher Intelligenz bedeuten. Bereits vor dem Hype um Generative KI und Large Language Models (LLMs) wurde KI eingesetzt, um verschiedene Aufgaben wie die Automatisierung von Prozessen oder die bessere Erkennung von Cyber-Bedrohungen mithilfe von Machine- und Deep-Learning-Modellen zu bewältigen. Wenn künstliche Intelligenz verstärkt in bestehende Prozesse integriert wird und datengetriebene Ansätze weiterentwickelt werden, wird dies langfristig dazu beitragen, die Wettbewerbsfähigkeit, Wirtschaftlichkeit und Widerstandsfähigkeit der Unternehmen zu erhöhen.
Jürgen Müller plant, auch langjährige SAP-Hana-Kunden durch die Einführung von “Grow” in die zukünftige Technologie zu führen. Dies könnte bei einigen Kunden Unsicherheit hervorrufen, aber SAP versichert ihnen, dass sie beruhigt sein können. Viele Kunden, die bisher auf S/4HANA Private Cloud oder On-Premises gesetzt haben, sind durch die Ankündigung von SAP im Sommer 2023 verunsichert worden. SAP hat angekündigt, dass zukünftige Innovationen wie KI nur noch über das “RISE-with-SAP-Premium-Angebot” verfügbar sein werden. Jedoch beruhigt SAP-Vorstand Jürgen Müller die Gemüter: “Wir möchten im Austausch mit der DSAG alle Kunden mit einbeziehen. Selbst langjährige SAP-Hana-Kunden sollen durch die Einführung von “Grow” Zugang zu den neuesten Technologien erhalten.”
Die DSAG äußerte sofort Kritik: “Es ist kaum möglich, die technische Integration von KI-Modellen von einem Vertragskonstrukt eines Anbieters abhängig zu machen, wenn man eine ganzheitliche IT-Architektur berücksichtigt”, sagt DSAG-Technologievorstand Sebastian Westphal. Er betont weiterhin, dass es technisch nicht möglich ist, künstliche Intelligenz nur noch in einem einzigen Cloud-Vertrags- und -Betriebsmodell anzubieten. Großsprachmodelle können unabhängig davon jederzeit realisiert werden. Die DSAG bewertet die Bekanntgabe des Generative AI-Hubs bei der letzten SAP TechEd positiv, da dieser technologisch die Öffnung für Business AI unterstützt. Dadurch wird ein gemeinsamer Fokus auf Business AI ermöglicht. Um die Anbindung an externe LLM-Modelle, insbesondere Open AI, zu ermöglichen, werden die bereits vorhandenen SAP AI Core und SAP AI Launchpad auf der SAP Business Technology Platform (BTP) um einen Generative AI-Hub erweitert. Des Weiteren besteht die Planung, die Abrechnung über ein individuelles Preismodell (AI Units) durchzuführen.
Die Einführung von SAP Joule verdeutlicht den neuen Schwerpunkt von SAP auf Business AI. Es besteht weiterhin die Notwendigkeit zu handeln. “Wir sehen generell die strategische Ausrichtung von SAP positiv, insbesondere vor dem Hintergrund der dynamischen Entwicklungen im Bereich großer Modelle wie OpenAI und Bard”, sagt Sebastian Westphal. Allerdings bestehen für die DSAG noch einige offene Fragen aus kommerzieller, fachlicher und technologischer Perspektive. Beispielsweise sind transparente und bewährte Abrechnungsmodelle und -metriken erforderlich. Außerdem muss nachvollziehbar sein, dass geltende Richtlinien bei Prozessentscheidungen, die von künstlicher Intelligenz getroffen wurden, befolgt und dokumentiert wurden. Er räumt jedoch ein, dass die praktische Klarheit der KI-Anwendungen noch nicht gegeben ist.
Die Sicherheit ist auch im Zusammenhang mit KI ein bedeutendes Thema. Künstliche Intelligenz leistet nicht nur Unterstützung bei der Nutzung unterschiedlicher Funktionen. Darüber hinaus unterstützt sie auch Cyberkriminelle dabei, schneller, effizienter und automatisierter zu handeln. Es ist sehr erfreulich, dass SAP plant, ein Security-Dashboard für mittelständische Kunden in Verbindung mit den Schnittstellen (API) und entsprechenden Partnerlösungen für die SAP Analytics Cloud anzubieten. Sebastian Westphal zeigt sich zufrieden, da SAP damit eine langjährige Forderung der DSAG erfüllt und Kunden unterstützt, die noch keine umfassende Monitoring-Infrastruktur implementiert haben. Bislang gibt es jedoch noch keine eindeutige Aussage von SAP darüber, ob Security-Tools des Solution Managers über das Jahr 2027 hinaus verfügbar sein werden.
Die Frage “Cloud all-in – Green IT: Quo vadis?” beschäftigt sich mit dem Einsatz von Cloud-Services und dem Aufbau von cloudbasierten Infrastrukturen. Dabei wird es immer entscheidender, den damit einhergehenden Energieverbrauch zu berücksichtigen. Folglich ist es erforderlich, dass die Cloud-Services von SAP in Zukunft eine deutlich höhere Flexibilität bei der Steuerung aufweisen. Selbstverständlich erfordert dies auch entsprechende Lösungen von SAP. Sebastian Westphal kritisiert, dass die einseitige Preispolitik und Einstellung der bisherigen Produkte Sustainability Control Tower und Sustainability Footprint Management die Anwenderunternehmen dazu veranlassen, nach Alternativlösungen mit langfristigen Einsatzszenarien zu suchen.
Schlagwörter: KI + SAP TechEd + DSAG
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