Wissenschaftlern des Fraunhofer-Instituts für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung (IOSB-AST) ist es gelungen, den Gabelstapler MATS über eine Distanz von 260 Kilometern fernzusteuern. Dabei wurden ein lokales 5G-Netzwerk und spezielle Automatisierungstechnologien verwendet, um die Sensordaten zu verarbeiten und zu analysieren. Diese bahnbrechende Entwicklung eröffnet neue Möglichkeiten für die Fernsteuerung von mobilen Arbeitsmaschinen in verschiedenen Szenarien.
Bereits im Sommer 2023 wurde der Gabelstapler MATS im Rahmen des Forschungsprojekts AKIT-PRO bei einer Technologiedemonstration in Celle/Scheuen eingesetzt. Der Fokus lag dabei auf der Zusammenarbeit mehrerer autonomer Arbeitsmaschinen bei der Bergung von Gefahrgut. Hierbei wurde die Fernsteuerung über große Entfernungen erfolgreich demonstriert.
Im Rahmen des ROBDEKON-Projekts wurde eine Teleoperation zwischen Ilmenau und Karlsruhe durchgeführt, um zu zeigen, dass eine automatisierte Manipulation von palettierten Gütern über große Entfernungen möglich und technisch umsetzbar ist. Eine besondere Eigenschaft des Gabelstaplers MATS ist die vielseitige Schnittstelle, die von den Wissenschaftlern des Fraunhofer IOSB-AST entwickelt wurde. Diese ermöglicht eine Fernsteuerung über verschiedene Steuerzentralen und erhöht die Flexibilität des Systems.
Bei der ROBDEKON-Partizipationsveranstaltung wurde beispielsweise der Leitstand “shared autonomy” des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz GmbH (DFKI) aus Bremen erfolgreich getestet. Dank der vorhandenen Lidar- und Bilddaten auf dem Fahrzeug ist bereits ein vollständig autonomer Lasttransport möglich. Die Flexibilität des Einsatzes der Gabelstapler wird jedoch durch die Notwendigkeit, Belade- und Entladestationen speziell anzupassen, eingeschränkt. Um dennoch den Werkstransport zu erleichtern, besteht die Möglichkeit, die Autonomiefunktionen in Verbindung mit der Fernsteuerbarkeit an speziellen Standorten einzusetzen.
Durch den Einsatz von lokalen 5G-Zellen wird die Latenz für die Übertragung der Sensor-Bilddaten reduziert, wodurch das Fahrzeug weiterhin bedienbar bleibt. Durch die Verwendung von Robotermodellen und den bereits vorhandenen 3D-Umgebungsdaten des Gabelstaplers ist es möglich, einen digitalen Zwilling zu erstellen. Dies ermöglicht dem Teleoperator, die Situation aus verschiedenen Perspektiven zu beurteilen und entsprechend zu reagieren. Die Funktionen des Staplers unterstützen den Teleoperator zudem bei der Kollisionsvermeidung, ähnlich wie bei Spurhalteassistenten in PKWs.
Prof. Andreas Wenzel, Leiter der Abteilung Eingebettete Intelligente Systeme am Fraunhofer IOSB-AST, betont die Bedeutung dieser Entwicklung für die Industrie: “Bereits heute arbeiten wir gemeinsam mit Industriepartnern an Projekten, um Lasten in Fabriken mittels Fernsteuerung zu manipulieren. Die Erkenntnisse aus den Projekten ROBDEKON und AKIT-PRO sind äußerst nützlich für die Implementierung solcher Lösungen in der Industrie.”
Die erfolgreiche Fernsteuerung des Gabelstaplers MATS über eine Distanz von 260 Kilometern ist ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu einer immer stärker vernetzten und automatisierten Industrie. Die gewonnenen Erkenntnisse und Technologien werden zukünftig dazu beitragen, Effizienz und Sicherheit in verschiedenen Anwendungsbereichen zu verbessern.
Schlagwörter: Ilmenau + Karlsruhe + PALFINGER
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