Die Bedeutung des Internets für die moderne Gesellschaft kann nicht genug betont werden. Es ist die Grundlage für Kommunikation, Handel, Bildung und vieles mehr. Doch was passiert, wenn diese lebenswichtige Verbindung unterbrochen wird? Genau das ist vor kurzem im Roten Meer geschehen, als mehrere Internetkabel durch den Angriff eines Frachters beschädigt wurden. Prof. Dr. Christian Bueger, Experte für maritime Sicherheit, plädiert dafür, aus diesem Vorfall zu lernen und mehr Kabel sowie Reparaturkapazitäten bereitzustellen.
Der Angriff auf das Frachtschiff Rubymar, vermutlich durch die Huthi-Miliz im Jemen, führte zum Untergang des Schiffs und zur Unterbrechung von vier Daten-Seekabeln im Roten Meer. Die Schäden an den Kabeln sind zwar erheblich, jedoch wird die ökologische Katastrophe, die von den geladenen Düngemitteln ausgeht, noch schlimmer sein und voraussichtlich über Jahre hinweg anhalten.
Es ist nicht das erste Mal, dass die lebenswichtigen Verbindungen des Internets aufgrund von Unfällen oder menschlichem Versagen unterbrochen werden. Seekabel sind äußerst anfällig für Beschädigungen und Ausfälle treten statistisch gesehen ständig auf. Doch die aktuelle Situation zeigt, dass staatliche Akteure und Terroristen gezielt darauf abzielen könnten, die kritische Infrastruktur zu sabotieren und das Leben der Menschen empfindlich zu stören. Dies wurde bereits beim Sabotageakt an den Ostsee-Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 deutlich.
In Europa ist die Wahrscheinlichkeit, das Internet komplett zu verlieren, nahezu null, solange man nicht auf einer Insel lebt. Europa verfügt über eine große Anzahl an Kabeln, die dem gesamten System eine bemerkenswert hohe Robustheit verleihen. Zudem gibt es zahlreiche Landverbindungen und Datencenter, wodurch Daten in vielen Fällen nicht über den Seeweg transportiert werden müssen. Dennoch können Geschwindigkeitseinbußen auftreten, wenn mehrere Kabel beschädigt sind.
Es ist besorgniserregend, dass solche potenziellen Angriffe auf Seekabel in der Öffentlichkeit kaum bekannt sind. In vielen Ländern, einschließlich Deutschland, gibt es keine rechtlichen Maßnahmen für solche Situationen. Das Manipulieren eines Datenkabels in der allgemeinen Wirtschaftszone in Deutschland wird derzeit nicht als strafbar angesehen. Es besteht also Handlungsbedarf, um diese rechtliche Grauzone zu schließen und angemessene Maßnahmen zum Schutz der Unterwasser-Infrastruktur zu ergreifen.
Besonders problematisch sind Standorte wie der Ärmelkanal oder die Straße von Gibraltar, an denen Kabel aufgrund begrenzter Platzverhältnisse in engem Abstand zueinander verlegt wurden – ähnlich wie im Roten Meer. Auch auf einigen Inseln wie Malta oder Irland, die vollständig von Seekabeln abhängig sind, ist die Situation besorgniserregend. Hier sollte verstärkt in alternative Verbindungen investiert werden, um die Abhängigkeit von einzelnen Kabeln zu verringern.
Es ist wichtig, die Anfälligkeit von Nationen und die potenziellen Auswirkungen von Sabotageakten auf die Unterwasser-Infrastruktur zu erkennen. Die beteiligten Personen operieren oft in einem unsicheren Bereich, da ihnen nicht einmal der Angriff nachgewiesen werden kann. Es ist daher von großer Bedeutung, dass staatliche Akteure und internationale Organisationen zusammenarbeiten, um die Sicherheit der Unterwasser-Infrastruktur zu gewährleisten und solche Angriffe zu verhindern.
Der Vorfall im Roten Meer sollte als Weckruf dienen. Wir müssen aus den Schäden lernen und die notwendigen Maßnahmen ergreifen, um die Anfälligkeit der Unterwasser-Infrastruktur zu verringern. Mehr Kabel und Reparaturkapazitäten sind unerlässlich, um die Verbindungen zwischen den Kontinenten aufrechtzuerhalten. Nur so können wir sicherstellen, dass das Internet auch in Zukunft zuverlässig funktioniert und nicht zum Ziel von Sabotageakten wird.
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