Dotcom-Blase wieder lebendig: Über 50.000 Entlassungen in der Tech-Branche 2024

Das Platzen der Dotcom-Blase im März 2000 wird nicht nur im Silicon Valley wieder lebendig, sondern auch in den ersten zweieinhalb Monaten von 2024, wie das Portal Layoffs.fyi zeigt. In dieser Zeit haben 209 Tech-Firmen bis zum Wochenende 50.312 Mitarbeiter entlassen.

Mithilfe von automatisierten Medienberichten verfolgt das Portal den Stellenabbau in der IT-Branche seit der Corona-Pandemie und der darauffolgenden Entlassungswelle. Obwohl die Zahlen zu Beginn des Jahres 2023 noch höher waren, setzt sich der Trend aus dem Vorjahr auch im Jahr 2024 fort. Laut Layoffs wurden insgesamt über 260.000 Mitarbeiter in rund 1200 IT-Unternehmen entlassen.

In diesem Jahr haben Konzerne wie Alphabet mit Google und YouTube, Amazon, Meta (Facebook und Instagram) sowie Microsoft alle am Abbau von Stellen teilgenommen. Dies gilt beispielsweise für Unternehmen wie eBay, PayPal, Unity Software, SAP und Cisco.

Gemäß der Jobvermittlungsfirma Challenger, Gray & Christmas war das Jahr 2023 insgesamt das zweitgrößte Jahr an Stellenkürzungen im Technologiesektor seit Beginn der Aufzeichnungen. Laut den Informationen gab es nur im Jahr 2001, aufgrund der Nachwirkungen des Dotcom-Crashs, noch mehr Entlassungen. Seit den eindrucksvollen Insolvenzen von eToys, Pets.com, Webvan und anderen Unternehmen haben bisher nicht so viele Mitarbeiter in IT- und Internetfirmen innerhalb einer so kurzen Zeitspanne ihren Arbeitsplatz verloren.

Den Schätzungen der Arbeitsvermittler zufolge sollen die Stellenkürzungen im vergangenen Monat die höchste Zahl im Februar seit 2009 erreicht haben, als die globale Finanzkrise die Wirtschaft dazu zwang, sparsamer zu agieren. Für viele der entlassenen Mitarbeiter gestaltet sich die Suche nach neuen beruflichen Möglichkeiten gleichzeitig schwieriger. Mehrere Betroffene und Brancheninsider wurden vom US-Sender CNBC interviewt. Diese Informationen deuten insgesamt auf einen zunehmend wettbewerbsintensiven Markt hin, in dem Stellenangebote anspruchsvolle Qualifikationsanforderungen stellen und mit einer geringeren Bezahlung im Vergleich zu früheren Positionen einhergehen.

Besonders verwirrend ist die Situation für Softwareentwickler und Datenwissenschaftler, da ihre Fähigkeiten noch vor einigen Jahren weltweit am meisten geschätzt wurden. Jetzt sind sie gezwungen, darüber nachzudenken, ihre Branche und ihr Tätigkeitsfeld zu verlassen, um überhaupt noch eine Anstellung zu finden. Roger Lee, der Gründer von Layoffs.fyi, erklärte gegenüber CNBC, dass der Markt nicht mehr das ist, was er einmal war. Viele Vertriebsmitarbeiter und Personalvermittler entscheiden sich dazu, die Tech-Branche komplett zu verlassen, um eine neue Position zu finden. Selbst Ingenieure sind bereit, Zugeständnisse zu machen – sie nehmen Rollen an, die weniger Stabilität, ein anspruchsvolleres Arbeitsumfeld oder niedrigere Löhne und Sozialleistungen bieten.

Während sich der allgemeine Arbeitsmarkt in den USA positiv entwickelt hat, sind die Gehälter im Tech-Bereich in den letzten zwei Jahren größtenteils unverändert geblieben. Die Künstliche Intelligenz (KI), insbesondere programmierende Chatbots wie ChatGPT, wird für die Arbeitslosigkeit von Entwicklern mitverantwortlich gemacht und ist ein zweischneidiges Schwert. Die Technologie spielt eine entscheidende Rolle bei der Förderung von schnellen Neueinstellungen und Expansionen. Entgegen dem allgemeinen Trend steigen die Gehälter für KI-Ingenieure.

Gemäß dem Bericht kann Amit Mittal ein Lied von den Höhen und Tiefen singen. Im November verlor der indische Staatsbürger seinen Job bei Upstart, einem Kreditvergabefirma, die von KI gesteuert wird. Dort war er als Manager für den Bereich Software-Engineering tätig. Bereits dort beobachtete er, dass der Einstellungsprozess zunehmend anspruchsvoller wurde, während die Mentalität des schnellen Einstellens und Entlassens zunahm. Nachdem er seinen Job verloren hatte, war er gezwungen, neben der Arbeit auch ein Touristenvisum zu beantragen. Dies erforderte Rechts- und Verwaltungskosten in Höhe von rund 8000 US-Dollar. Laut CNBC hat er inzwischen auf etwa 110 Stellen vergeblich beworben. Offenbar zeigen Arbeitgeber derzeit eine große Zurückhaltung gegenüber Inhabern von Visa.

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  • 17. März 2024