Die Digitalisierung an Hochschulen: Künstliche Intelligenz und der Kampf um den richtigen Umgang

Die Corona-Pandemie hat unsere geliebten Hörsäle in verwaiste Räume voller Stühle und Tische verwandelt. Anstelle von vollen Vorlesungen finden jetzt Videokonferenzen statt, bei denen wir alle hoffen, dass unser Mikrofon funktioniert und wir nicht versehentlich mit unserem Pyjama im Bild erscheinen. Und anstatt sich bei Präsenzprüfungen den Kopf zu zerbrechen, werden jetzt digitale Tests abgehalten, bei denen wir hoffen, dass unsere Internetverbindung hält und unsere Finger nicht verrutschen, wenn wir auf die richtige Antwort klicken.

Die Digitalisierung hat einen riesigen Sprung nach vorne gemacht und ist jetzt nicht mehr aus dem Hochschulalltag wegzudenken. Aber jetzt stehen die Hochschulen vor einer neuen Herausforderung – der Einführung von Künstlicher Intelligenz (KI). Laut einer Studie des Bitkom haben bereits 65 Prozent der Studierenden Erfahrung mit einer generativen KI namens ChatGPT gemacht. Weitere 22 Prozent können sich vorstellen, sie zu nutzen, und insgesamt haben schon 95 Prozent davon gehört. Nur 9 Prozent der Studierenden sind mit ChatGPT vertraut, aber können sich eine Nutzung nicht vorstellen. Lediglich 4 Prozent sind bisher noch nicht in Kontakt mit ChatGPT gekommen.

Die Nutzung von Künstlicher Intelligenz an Hochschulen ist größtenteils unreguliert. Nur etwa 37 Prozent der Studierenden geben an, dass ihre Hochschule entsprechende Regeln hat. Das heißt, dass KI im Hochschulalltag unverzichtbar geworden ist, aber die meisten Hochschulen sind unsicher, wie sie damit umgehen sollen. Kein Wunder also, dass die Studierenden ChatGPT bisher hauptsächlich als Recherchetool nutzen. Aber es kommt auch bei Prüfungen zum Einsatz. Ein Drittel der Studierenden hat es bereits zur Prüfungsvorbereitung verwendet, 26 Prozent für das Verfassen von Hausarbeiten, 9 Prozent für Abschlussarbeiten und 4 Prozent sogar während einer laufenden Prüfung.

Bei der Nutzung von KI in Prüfungen sind die Studierenden gespalten: 44 Prozent sind der Meinung, dass die Nutzung von ChatGPT für Hausarbeiten und Abschlussarbeiten verboten werden sollte. Für 54 Prozent der Befragten besteht die Ansicht, dass Studierende durch die Nutzung von ChatGPT einen unfairen Vorteil erlangen können. Aber immerhin sind sich drei Viertel der Studierenden einig, dass es wichtig ist, in der Hochschule zu lernen, wie man ChatGPT korrekt verwendet.

Der Präsident des Bitkom, Dr. Ralf Wintergerst, betont, dass Hochschulen besonders wichtige Orte für die Forschung und praktische Anwendung von Künstlicher Intelligenz sind. Ein generelles Verbot der Nutzung von KI für Studierende wäre daher nicht nur unmachbar, sondern auch ein falsches Signal für den KI-Standort Deutschland. Aber es ist klar, dass klare Richtlinien für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz an Hochschulen benötigt werden. Nur 37 Prozent der Studierenden sind sich bewusst, dass ihre Hochschule Regeln für den Einsatz von ChatGPT hat. Wintergerst bringt es auf den Punkt: Eine Regel, von der niemand Kenntnis hat, hat keine Bedeutung. Damit der Einsatz von KI fair und verbindlich ist, müssen klare und transparente Regeln festgelegt und befolgt werden.

Aber KI ist nicht das einzige Thema, bei dem Hochschulen noch Nachholbedarf haben. Aus Sicht der Studierenden haben deutsche Hochschulen in den letzten Jahren Fortschritte bei der Digitalisierung gemacht. Aber international gesehen hinken sie immer noch deutlich hinterher. Es ist wichtig, dass Hochschulen digital auf dem neuesten Stand sind, um im internationalen Wettbewerb um talentierte Fachkräfte und innovative Ideen mithalten zu können. 64 Prozent der Studierenden sind der Meinung, dass die deutschen Hochschulen die Digitalisierung vernachlässigt haben. Deshalb fordern sie mehr Investitionen in die Digitalisierung und eine finanzielle Absicherung für die Hochschulen. Das im Koalitionsvertrag angekündigte Bundesprogramm für die digitale Hochschule muss umgesetzt werden. Denn wer bei der Digitalisierung der Bildung spart, setzt sein Geld an der falschen Stelle ein.

Schlagwörter: ChatGPT + KI + Ralf Wintergerst

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  • 31. März 2024