Immer mehr YouTuber sehen sich gezwungen, auf alternative Einnahmequellen wie Patreon umzusteigen, da ihre Einkünfte auf YouTube abnehmen. Obwohl YouTube als größte Videoplattform der Welt gilt, ist es nicht unersetzlich. Wenn YouTube seinen Werbealgorithmus ändert oder die Video-Moderation verschärft, suchen viele Content Creators nach anderen Möglichkeiten, um sich nicht von einer einzigen Plattform abhängig zu machen.
Eine Studie des ZEW Mannheim in Zusammenarbeit mit Forschern der University of Nevada in Las Vegas und der Universität Tlcom Paris hat gezeigt, dass sich das Publikum der Plattformen verändert und die Toxizität zunimmt. Die Studie basierte auf über 2,8 Millionen Patreon-Inhalten während der YouTube-Adpocalypse 2017. Die Ergebnisse verdeutlichen die Notwendigkeit für Plattformen, nicht nur werbefinanzierte, sondern auch abofinanzierte Erlösmodelle für Creators anzubieten.
Die Creator Economy, in der Medienschaffende digitale Inhalte veröffentlichen und damit kommerzielle Umsätze generieren, ist ein Multi-Milliardenmarkt. Unter den Begriffen YouTuber oder Influencer werden dabei nicht nur YouTuber selbst, sondern auch Blogger, Podcaster, Künstler und die Plattformen selbst zusammengefasst. Die Creator Economy hat sich in den letzten Jahren rasant weiterentwickelt und wird voraussichtlich zu einem globalen Multi-Milliardenmarkt heranwachsen.
Selbst geringfügige Änderungen am YouTube-Algorithmus können erhebliche Auswirkungen haben, wie die sogenannte Adpocalypse im Jahr 2017 gezeigt hat. Damals entschieden sich bedeutende Werbepartner dazu, YouTube zu boykottieren, da ihre Anzeigen in Verbindung mit kontroversen Inhalten ausgespielt wurden. YouTube änderte daraufhin seine Moderationsrichtlinien, was wiederum eine Bedrohung für die Einnahmen der Content Creators darstellte.
Die Forscher des ZEW analysierten Patreon-Daten von aktiven Creators im Zeitraum von August 2017 bis August 2018. Dabei wurden die Entwicklung von frei verfügbaren und exklusiven Abo-Inhalten, die Höhe der Einnahmen sowie die Anzahl von Abonnenten, Likes, Kommentaren und toxischen Inhalten über die Zeit untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass die Creators strategisch handeln, wenn sich die Regeln ändern und Inhalte auf YouTube nicht mehr monetarisiert werden. Dadurch generieren Videos dort weniger oder gar keinen Umsatz mehr.
Nach den Änderungen bei YouTube nehmen die Anzahl der Creators auf Patreon sowie ihre Inhalte und ihr Publikum zu. Creators, die gleichzeitig auf YouTube aktiv sind, haben die Möglichkeit, finanzielle Verluste auf YouTube durch zusätzliches Engagement auf Patreon auszugleichen. Mit einem wachsenden Publikum auf Patreon nimmt jedoch auch die Häufigkeit von Hatespeech zu.
Diese Entwicklung hat positive Auswirkungen für Patreon, aber auch negative, da die Toxizität in der Community mit der steigenden Anzahl an Creators und Zuschauern zunimmt. Die Wissenschaftler haben die Toxizität der Inhalte mithilfe der Google-Software Jigsaw zur Erkennung von Hass analysiert. Dabei stellte sich heraus, dass die Produzenten, die sowohl auf YouTube als auch auf Patreon aktiv sind, keine zusätzliche Feindseligkeit in das neue Medium einbringen. Mit dem zunehmenden Angebot an Inhalten nimmt jedoch die generelle Negativität der Plattform zu.
Content-Ersteller und ihre Zuschauer haben die Möglichkeit, von einer Plattform zur nächsten zu wechseln. Daher wäre es sinnvoll, wenn die Politik bei der Bekämpfung digitaler Gewalt auch ihre Aufmerksamkeit auf kleinere Netzwerke richtet. Raphaela Andres, Ko-Autorin und Wissenschaftlerin im ZEW-Forschungsbereich Digitale Ökonomie, betont, dass es nicht ausreicht, sich ausschließlich auf die großen Netzwerke zu konzentrieren, um den Hass im Internet zu bekämpfen. Das Netzwerkdurchsetzungsgesetz (NetzDG) wird derzeit nur auf Plattformen mit mehr als zwei Millionen aktiven Nutzern im Inland angewandt. Andere Plattformen wie E-Mail-Anbieter, Messenger-Dienste, berufliche Netzwerke, Fachportale, Online-Spiele und Verkaufsplattformen sind von dieser Regelung nicht betroffen.
Schlagwörter: Patreon YouTube + Raphaela Andres + YouTuber
Wie bewerten Sie den Schreibstil des Artikels?