Die Piratenpartei hat die EU-Kommission gebeten, herauszufinden, ob es Herstellern erlaubt ist, ihre Online-Spiele einfach abzuschalten. Der Grund für diese Anfrage ist das Vorgehen von Ubisoft im Zusammenhang mit ihrem MMO-Rennspiel The Crew. Am 1. April hat Ubisoft beschlossen, die Server des Spiels abzuschalten, was das Spiel unspielbar gemacht hat. Schon im vergangenen Dezember hatte Ubisoft angekündigt, den Verkauf von The Crew einzustellen. Patrick Breyer, Europaabgeordneter der Piratenpartei, vermutet möglicherweise einen Verstoß gegen EU-Recht. In einer Mitteilung betont Breyer, dass die Deaktivierung von The Crew ein Beispiel dafür sei, wie die Bedürfnisse der Spieler ignoriert werden. Es sei unakzeptabel und eventuell rechtswidrig, dass Unternehmen beliebte Spiele erst gewinnbringend verkaufen und dann kurzfristig vom Markt nehmen. Breyer fordert, dass Communitys die Möglichkeit haben sollten, verwaiste Software zu übernehmen und weiterzuentwickeln. Mit seiner Anfrage an die EU-Kommission möchte er Klarheit darüber schaffen, ob das Vorgehen von Ubisoft gegen das EU-Verbraucherschutzrecht verstößt.
Es ist in der Gaming-Branche üblich, dass Server von älteren Spielen deaktiviert werden. Bei vielen Spielen bleibt zumindest der Einzelspielermodus erhalten, aber MMO-Spiele werden komplett unspielbar. Das Schicksal von The Crew ereilte auch zahlreiche andere Spiele wie Star Wars Galaxies, Wildstar oder Warhammer Online: Age of Reckoning. The Crew wurde 2014 veröffentlicht und mittlerweile gibt es mit The Crew 2 und The Crew Motorfest zwei Nachfolger. Basierend auf inoffiziellen Spielerzahlen lässt sich vermuten, dass die Spielerbasis von The Crew in den vergangenen Monaten stark geschrumpft war. Ubisoft hatte die Entscheidung zur Abschaltung des Spiels mit Lizenzbeschränkungen begründet.
Anja Hirschel von der Piratenpartei betont, dass es auf den ersten Blick banal wirken mag, wenn eines von vielen Videospielen wieder verschwindet. Doch es handelt sich hierbei nicht nur um Fans, die nicht von ihrem Lieblingsspiel lassen können. Die Diskussion konzentriert sich eher darauf, was mit Produkten und Werken geschehen soll, wenn der Eigentümer kein Interesse mehr daran hat. Videospiele sind ein besonders kurzlebiges Medium – nicht nur, weil Server früher oder später abgeschaltet werden, sondern auch, weil Spiele mit modernen Systemen inkompatibel werden und aus Spiele-Stores verschwinden können. Eine Untersuchung der Video Game History Foundation zeigt, dass 87 Prozent aller Videospiele, die vor 2010 veröffentlicht wurden, nicht mehr auf den aktuellen Plattformen erhältlich sind. Besonders alte Spiele zu finden, ist äußerst schwierig: Lediglich 3,6 Prozent der Spiele, die zwischen 1980 und 1984 entwickelt wurden, sind heute noch käuflich erhältlich.
Es ist also durchaus verständlich, dass sich die Piratenpartei für dieses Thema stark macht. Schließlich ist es frustrierend, wenn man Geld für ein Spiel ausgegeben hat und es dann plötzlich nicht mehr spielen kann, weil der Hersteller entschieden hat, die Server abzuschalten. Die Forderung nach einer Möglichkeit für die Community, verwaiste Spiele zu übernehmen und weiterzuentwickeln, könnte eine gute Lösung sein. Immerhin gibt es viele leidenschaftliche Spieler, die bereit wären, ihre Lieblingsspiele am Leben zu erhalten, selbst wenn der ursprüngliche Hersteller kein Interesse mehr daran hat. Es bleibt abzuwarten, wie die EU-Kommission auf die Anfrage der Piratenpartei reagieren wird und ob es in Zukunft möglicherweise neue Regelungen geben wird, um die Rechte der Spieler zu schützen.
Schlagwörter: Ubisoft + Patrick Breyer + Ubisofts
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