Cyberkriminalität in Deutschland bleibt weiterhin auf einem hohen Niveau, so das Bundeskriminalamt (BKA) in seinem aktuellen Bericht. Besonders auffällig ist die Zunahme von Straftaten, die von ausländischen oder unbekannten Standorten aus begangen werden und in Deutschland Schäden verursachen. Im Jahr 2023 stieg die Anzahl solcher Auslandstaten um 28 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Der Bericht des BKA gibt lediglich einen Indexwert für diese Art von Cybercrime-Delikten an. Die genauen Zahlen sollen erst im nächsten Jahr veröffentlicht werden. Bereits jetzt ist jedoch bekannt, dass die Anzahl der Straftaten im Ausland erneut höher ist als im Inland. Insgesamt ist die Gesamtzahl der Fälle im Vergleich zu 2022 leicht gesunken, allerdings belaufen sich die Schäden für die deutsche Wirtschaft mittlerweile auf 206 Milliarden Euro pro Jahr.
Phishing ist eine häufig verwendete Methode, um Zugang zu erhalten. Cyberkriminelle nutzen dabei oft zeitkritische Inhalte oder erzeugen starke Emotionen, um Druck auf die Empfänger auszuüben. Eine weitere Eintrittsquelle sind sogenannte Initial Access Broker, die anderen Kriminellen den Zugang zu IT-Systemen ermöglichen. Die Täter bei Cyberkriminalität sind oft weltweit verstreut und schwer zu fassen.
Das Jahr 2023 war geprägt von einer hohen Anzahl von hacktivistischen DDoS-Kampagnen und Ransomware-Angriffen, die teilweise erhebliche Auswirkungen auf IT-Lieferketten hatten. Das BKA führt die Erpresser-Trojaner LockBit, Phobos, BlackBasta, Akira und BlackCat als die fünf führenden auf. Der Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) im Bereich Cybercrime könnte zu einem erheblichen Anstieg führen, aber auch zur Stärkung der IT-Sicherheit beitragen.
Das BKA betont die Bedeutung polizeilicher Maßnahmen gegen die Infrastruktur, die von den Tätern genutzt wird. Ein erfolgreicher Eingriff in die Serverinfrastruktur des Bitcoin-Mixers Chipmixer konnte der Untergrund-Ökonomie 90 Millionen Euro entziehen. Allerdings gibt es auch Fälle, in denen das BKA nicht handeln kann, da die Zuständigkeit primär bei den Polizeien der Länder liegt. Das BKA fordert daher, dass die Verantwortung für die Abwehr von Cyberbedrohungen beim Bund liegen sollte.
Unternehmen und Bürger werden dazu aufgerufen, Cyberstraftaten zu melden. Gegenwärtig geschieht dies in über 90 Prozent der Fälle nicht. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) betont die Notwendigkeit von präventiven Maßnahmen wie dem Einspielen von Patches, der Authentifizierung und dem Erstellen von Backups.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) wirbt erneut für eine Vorratsspeicherung von IP-Adressen, insbesondere im Kampf gegen die Verbreitung von Darstellungen sexuellen Kindesmissbrauchs. Kritiker wie der IT-Sicherheitsexperte Manuel Atug sehen die Sicherheitsbehörden und die Politik jedoch in einem dauerhaften Konflikt. Sie fordern immer mehr Befugnisse zur Verfolgung von Straftätern, anstatt die IT-Systeme defensiv abzusichern und Schwachstellen konsequent zu beheben.
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