Arbeitsmarkt für IT-Fachkräfte in Deutschland rückläufig – Softwareentwicklung und Data Analytics besonders betroffen

Der Arbeitsmarkt für IT-Fachkräfte in Deutschland zeigt eine rückläufige Entwicklung, wie eine Analyse des Stellenportals Indeed zeigt. Seit Jahresbeginn sind die veröffentlichten IT-Jobs signifikant gesunken. Besonders betroffen sind die Bereiche Softwareentwicklung und Data Analytics & Informationsmanagement, die einen Rückgang von etwa 22,8 Prozent verzeichnen. Der Rückgang im Bereich IT-Support und -Infrastruktur ist mit 18,3 Prozent etwas geringer. Tatsächlich liegen die Stellenausschreibungen in diesen Bereichen laut Indeed sogar unter dem Niveau vor der Corona-Pandemie.

Nur im Marketing sind die Stellenausschreibungen außerhalb des IT-Bereichs ebenfalls gesunken. In sämtlichen Branchen ist die Anzahl der Stellenangebote um 15,3 Prozent zurückgegangen. Mit Ausnahme des Bildungs- und Erziehungsbereichs verzeichnen alle beobachteten Branchen einen Rückgang.

Laut Indeed ist der Tiefpunkt noch nicht erreicht, vor allem im Bereich der Bürojobs, die eine akademische Ausbildung erfordern. Aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Situation zögern Unternehmen, kostenintensive Fachkräfte einzustellen. Nach einer Phase des Arbeitnehmermarktes herrscht nun ein Gleichgewicht zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Jobsuchende müssen sich darauf einstellen, dass Unternehmen in Bezug auf Gehalt und Zusatzleistungen wie Homeoffice anspruchsvollere Verhandlungspartner werden.

Gemäß Annina Hering, Expertin für den Arbeitsmarkt bei Indeed, haben derzeit Handwerker bessere Chancen auf eine Anstellung als Software-Entwickler oder Marketer. Es lässt sich ein Trend beobachten, der seit Jahresbeginn eine Zunahme der Präsenzarbeit und eine Reduzierung des Homeoffice zeigt. Dies deutet darauf hin, dass Arbeitgeber nicht mehr so großzügig mit zusätzlichen Vorteilen umgehen. In einigen Berufen mit einem hohen Anteil an Homeoffice-Jobs ist seit Jahresbeginn eine Tendenz zur Rückkehr ins Büro erkennbar, darunter IT-Support, Softwareentwicklung, Projektmanagement und Personalwirtschaft.

Nach einem deutlichen Anstieg zwischen Frühjahr 2020 und Mitte 2023 hat sich der Anteil der Stellenanzeigen mit Homeoffice-Möglichkeit zuletzt bei rund 15 Prozent stabilisiert. Indeed rechnet langfristig mit einer erneuten Zunahme von Stellenanzeigen. Die Nachfrage nach Fachkräften und Hilfskräften mit unterschiedlichen Qualifikationen bleibt weiterhin hoch und wird voraussichtlich aufgrund des demografischen Wandels wieder ansteigen.

Neben Indeed bemerken auch andere Experten eine Abnahme der Aktivität auf dem Gesamtarbeitsmarkt. Laut einer Untersuchung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) wurde für das erste Quartal 2024 ein Rückgang von 10 Prozent bei den verfügbaren Stellen im Vergleich zum Vorjahr festgestellt. Im Vergleich zum ersten Quartal 2023 gibt es einen Rückgang von 180.000 Stellen.

Arbeitsmarktforscher Alexander Kubis zufolge hat sich der Arbeitsmarkt im ersten Quartal merklich abgekühlt. Der Monatsbericht der Arbeitsagentur im Mai zeigt, dass trotz einer schwachen Frühjahrsbelebung eine Verbesserung noch aussteht und die gemeldete Nachfrage nach neuen Arbeitskräften weiterhin rückläufig ist. Im Gegensatz dazu zeigen die Zahlen des IAB keinen überdurchschnittlichen Rückgang von IT-Stellen wie bei Indeed. Im ersten Quartal 2024 wurden in der umfassenderen Kategorie Information und Kommunikation, einschließlich Medienjobs, 77.000 Stellen ausgeschrieben, berichtet das Institut. Dies stellt eine Zunahme gegenüber dem vorherigen Quartal von 68.000 Stellen dar, liegt jedoch immer noch unter den Zahlen des Boomjahres 2022.

Die Analyse von Indeed basiert auf Millionen von Stellenanzeigen, die auf ihrer eigenen Plattform veröffentlicht werden. Das IAB analysiert vierteljährlich das gesamte Stellenangebot, einschließlich der nicht bei den Arbeitsagenturen registrierten Stellen. Für das erste Quartal 2024 wurden Antworten von mehr als 12.000 Arbeitgebern aus allen Wirtschaftsbereichen ausgewertet.

Schlagwörter: Indeed + IAB + Deutschland

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  • 12. Juni 2024