Der KI-Forscher Ben Goertzel, ein Mann mit Visionen und einem gewissen Hang zur Risikofreude, gründete vor rund zwei Jahrzehnten das Unternehmen Webmind. In einer Zeit, in der Investoren bereitwillig Geld in Projekte steckten, die auch nur entfernt mit Computern und dem Internet zu tun hatten, war das Vorhaben von Webmind extrem ambitioniert. Goertzel strebte danach, ein digitales Abbild eines Babygehirns zu erschaffen und es ins Internet zu laden. Seiner Meinung nach könnte dieses digitale Abbild im Internet zu einem vollständig entwickelten, selbstbewussten und deutlich intelligenteren Wesen heranwachsen als ein Mensch.
Im Jahr 1998 äußerte Goertzel gegenüber dem Christian Science Monitor, dass wir uns an der Schwelle eines Wandels befinden, der in seiner Bedeutung mit dem Aufkommen von Intelligenz oder der Entstehung von Sprache vergleichbar ist. Nebenbei versuchte Webmind, ein Tool zur Vorhersage des Verhaltens der Finanzmärkte zu entwickeln, um finanzielle Mittel zu generieren. Leider blieb der größere Traum von Webmind unerfüllt. Nachdem das Unternehmen 20 Millionen Dollar verloren hatte, wurde es aus seinen schicken Büros in der südlichen Spitze von Manhattan verdrängt und konnte seine Mitarbeiter nicht mehr bezahlen. Im Jahr 2001 musste Webmind Insolvenz anmelden.
Aber Goertzel ließ sich nicht entmutigen. Einige Jahre nach dem Scheitern von Webmind prägte er im Jahr 2007 einen Begriff, der die KI-Forscher bis heute spaltet: Künstliche Allgemeine Intelligenz, auch bekannt als Artificial General Intelligence (AGI). Das Konzept der AGI steht für all das, was den KIs bis dahin – und auch heute noch – fehlte: die Fähigkeit zur Verallgemeinerung, Abstraktion und tatsächlichem Verständnis von Zusammenhängen. Goertzel betonte, dass die Entwicklung dieser künstlichen allgemeinen Intelligenz (AGI) das vorrangige Ziel der KI-Forschung sein sollte.
Ein Computer kann einfache logische Schlussfolgerungen ziehen, aber die verwendeten Symbole haben für die Software keine spezifische Bedeutung. Damit eine Künstliche Intelligenz in der realen Welt erfolgreich agieren kann, muss sie lernen, zwischen wahren und unwahren Aussagen über die Welt zu unterscheiden – ähnlich wie ein heranwachsendes Kind, das sich entwickelt. Es gibt Menschen, die sich nur mit solch langweiligen Dingen wie maschinellem Sehen beschäftigen, aber wir hier – und ich war damals einer von ihnen – versuchen immer noch, das Konzept der menschlichen Intelligenz zu erfassen, erklärt Goertzel. Starke KI, kognitive Wissenschaft, AGI – das waren unsere verschiedenen Wege, um zu sagen: „Ihr habt es verbockt; wir machen weiter.“
Und so geht Goertzel unbeirrt seinen Weg, immer auf der Suche nach der ultimativen KI, die in der Lage ist, wie ein Mensch zu denken und zu verstehen. Obwohl seine Träume mit Webmind nicht vollständig verwirklicht wurden, hat er mit seinen Ideen die KI-Forschung maßgeblich beeinflusst und die Diskussion über die Möglichkeiten und Grenzen von Künstlicher Intelligenz vorangetrieben. Ob er eines Tages Erfolg haben wird und eine AGI erschaffen kann, die uns alle in den Schatten stellt, bleibt abzuwarten. Aber eins ist sicher: Mit Ben Goertzel ist die KI-Forschung nie langweilig und immer für eine Überraschung gut.
Schlagwörter: Webmind + Künstliche Allgemeine Intelligenz AGI + Ben Goertzel
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