Temu & Österreichische Post: Ungewöhnliche Allianz verärgert Händler

Temu, die chinesische E-Commerce-Plattform, hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Qualität ihrer Lieferungen in Europa zu verbessern. Um dies zu erreichen, sucht Temu nach lokalen Anbietern für den Versand. In Österreich hat Temu mit der Österreichischen Post einen passenden Partner gefunden. Diese strategische Zusammenarbeit hat jedoch bei den österreichischen Händlern für Verärgerung gesorgt.

Aber Moment mal, wie kam es überhaupt dazu? Die Österreichische Post hat sich als Versanddienstleister für Temu in Österreich etabliert und konzentriert sich besonders vor und während der Hochsaison darauf, eine effiziente und zuverlässige Zustellung der Temu-Bestellungen an österreichische Kunden sicherzustellen. Peter Umundum, Vorstandsdirektor für Paket & Logistik, betont in einer Pressemitteilung, dass die Österreichische Post Temu nicht nur eine umweltfreundliche und qualitativ hochwertige Zustellung bieten kann, sondern auch in der Weihnachtszeit ein zuverlässiger Partner ist, um sicherzustellen, dass die Online-Bestellungen so schnell wie möglich bei den österreichischen Kunden eintreffen.

Die Pressemitteilung legt großen Wert auf das Thema Nachhaltigkeit, was vielen Beobachtern sofort in den Sinn kommt, wenn sie an Temu denken. Allerdings wird in der Pressemitteilung ein anderes Wort nicht genannt: Shöpping.at. Die Österreichische Post betreibt seit 2017 den einzigen heimischen Online-Marktplatz in Österreich. Die Plattform Shöpping.at wurde mit dem Ziel gegründet, den österreichischen Händlern eine digitale Zukunft zu ermöglichen. Aus diesem Grund waren lange Zeit nur lokale Verkäufer auf der Plattform zugelassen. Seit Anfang dieses Jahres sind jedoch auch ausgewählte deutsche Verkäufer auf der Plattform vertreten. Derzeit erwirtschaften etwa 2.000 Verkäufer mit rund 3 Millionen Produkten einen jährlichen Umsatz von etwa 60 Millionen Euro.

Die Österreichische Post hat sich gerne als Retterin des österreichischen Handels und als mutige Verteidigerin der regionalen Online-Identität präsentiert. Daher scheint eine Zusammenarbeit mit Temu, einem chinesischen Unternehmen, das als Schreckgespenst des lokalen Einzelhandels gilt, nicht wirklich passend zu sein und verursacht Unmut bei den österreichischen Händlern. Markus Miklautsch, ein österreichischer Online-Händler und Vertreter der Branche, äußert auf LinkedIn seine Empörung darüber, dass es für chinesische Händler, die Dumping-Preise anbieten, anscheinend noch einfacher wird, in Österreich zu verkaufen. Auch in der Wirtschaftskammer Österreich herrscht Verwunderung: Geschäftsführerin Iris Thalbauer äußert sich besorgt darüber, dass die heimischen Händler, die bereits unter Druck stehen, durch diese Plattform noch stärker geschwächt werden.

Der Ärger der österreichischen Händler scheint für Temu selbst größtenteils unwichtig zu sein, da die Zusammenarbeit mit der Österreichischen Post nur ein Teil einer umfassenderen Strategie ist. Das Unternehmen betont in der Kooperationsmitteilung, dass eine rechtzeitige und verlässliche Lieferung von entscheidender Bedeutung für die Zufriedenheit der Kunden ist. Dank ihrer starken Partnerschaften vor Ort können sie die Erwartungen ihrer Kunden an einen reibungslosen und effizienten Erfüllungsprozess nicht nur erfüllen, sondern sogar übertreffen.

Es ist offensichtlich, dass Temu auch an anderen Orten nach zuverlässigen regionalen Partnern für ihr Fulfillment sucht. Das Unternehmen hat bereits erfolgreiche Partnerschaften in einigen Ländern aufgebaut. In Italien arbeitet Temu mit der Poste Italiane zusammen, die nicht nur die Lieferung von Temu-Bestellungen nach Hause ermöglicht, sondern auch die Option bietet, diese in PIN-Code-Lockern oder lokalen Abholstationen abzuholen. In Spanien und Portugal kooperiert Temu mit den nationalen Postdiensten CTT und CTT Express. In Deutschland erfolgt die Auslieferung der Temu-Bestellungen durch Mail Alliance. Darüber hinaus kooperiert das Unternehmen in ganz Europa mit den Unternehmen DHL und DPD. Temu hat das Ziel, bis 2024 sein Netzwerk an Logistikpartnerschaften weiter zu erweitern.

Es ist anzunehmen, dass auf die heimischen Online-Händler noch weitere unerfreuliche Überraschungen warten, ähnlich wie in Österreich. Die Zusammenarbeit zwischen Temu und der Österreichischen Post hat sicherlich für Aufsehen gesorgt und die Diskussion um den Einfluss großer ausländischer E-Commerce-Plattformen auf den lokalen Handel angeheizt. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation weiterentwickeln wird und ob sich die österreichischen Händler gegen die wachsende Konkurrenz behaupten können. In jedem Fall dürfte es spannend bleiben, wie sich die E-Commerce-Landschaft in Europa in den kommenden Jahren verändern wird.

Schlagwörter: Temu + Österreichische Post + Kooperation

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  • 3. Dezember 2023