Elektronischer Personalausweis: Die Deutschen zögern noch

Deutschlands Bürger sind bekannt für ihre Effizienz und Pünktlichkeit. Wenn es jedoch um die Nutzung des elektronischen Personalausweises geht, scheinen sie lieber den altmodischen Weg zu gehen. Das ist schon irgendwie ironisch, oder? Schließlich gibt es den elektronischen Ausweis schon seit fast 13 Jahren. Da hätte man doch meinen können, dass er längst in der digitalen Welt angekommen ist.

Eine aktuelle Studie im Auftrag des Bundesinnenministeriums hat ergeben, dass nur 14 Prozent der Deutschen tatsächlich die Online-Funktion ihres Personalausweises nutzen. Das ist zwar ein Anstieg im Vergleich zum Vorjahr, als nur jeder Zehnte die Online-Ausweisfunktion genutzt hat, aber trotzdem noch ziemlich mager. Warum nutzen die Menschen den elektronischen Personalausweis nicht? Nun, es stellt sich heraus, dass viele von ihnen zwar einen Ausweis haben, aber nicht die PIN, die für die Online-Funktion erforderlich ist. Und ohne PIN ist der digitale Ausweis so nützlich wie ein Kühlschrank ohne Strom. Nur 30 Prozent der Befragten gaben an, dass ihre Online-Funktion einsatzbereit ist. Jeder zweite ist sich sicher, dass er sie nicht nutzen kann, und jeder Fünfte hat keine Ahnung, ob er sie überhaupt hat.

Die Studie hat immerhin eine anständige Stichprobe von 7450 Personen im Besitz eines gültigen Bundespersonalausweises abgedeckt. Das sollte ein repräsentatives Bild der Bevölkerung bieten, die Zugang zum Internet hat. Auf der Website des Bundes werden derzeit 245 Anwendungen aufgelistet, bei denen der elektronische Personalausweis genutzt werden kann. Das klingt nach einer ganzen Menge Möglichkeiten, oder? Von Rentenauskunft über Führungszeugnisantrag bis hin zur Kontoeröffnung bei Banken – die Liste ist lang. Sogar die elektronische Patientenakte wird in Zukunft auf dem elektronischen Personalausweis aufbauen. Da sollte man doch meinen, dass die Leute Schlange stehen, um diese praktischen Dienste zu nutzen. Aber nein, die Realität sieht anders aus.

Es gibt tatsächlich einige Anwendungen, die zu einem Anstieg der Nutzung geführt haben. Zum Beispiel konnten Studierende online einen Antrag auf eine einmalige Zahlung von 200 Euro stellen. Das ist natürlich verlockend. Aber trotzdem ist die Nutzung insgesamt immer noch ziemlich niedrig. Professor Helmut Krcmar von der Technischen Universität München sieht die Verantwortung für die geringe Nutzung nicht nur bei den Bürgern, sondern auch beim Staat. Seiner Meinung nach gibt es einfach zu wenige Dienste, die wirklich nützlich sind und die Online-Ausweisfunktion konsequent einbinden. Und so bleibt der Gang zum Amt in vielen Fällen unumgänglich.

Es scheint also, als müssten sowohl die Bürger als auch der Staat ihre Hausaufgaben machen, um den Teufelskreis zu durchbrechen. Denn mal ehrlich, wer möchte schon freiwillig zum Amt rennen, wenn er stattdessen gemütlich von zu Hause aus alles erledigen könnte? Es bleibt zu hoffen, dass der elektronische Personalausweis in Zukunft mehr Zuspruch findet. Sonst werden wir wohl noch in 20 Jahren in der Schlange vor dem Amt stehen, während das digitale Zeitalter längst an uns vorbeigezogen ist.

Schlagwörter: Elektronischer Personalausweis + OnlineFunktion + PIN

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  • 15. Oktober 2023