Deutsche Baumärkte steigen ins Plattform-Geschäft ein, Europa jedoch voraus

Deutsche Baumärkte haben sich bisher eher zurückgehalten, wenn es um ihre Ambitionen im Bereich des Marktplatzes ging. Doch in diesem Jahr scheint sich das zu ändern. Die drei führenden Unternehmen haben das Ziel, in das Plattform-Geschäft einzusteigen, jedoch ist der Abstand zur europäischen Konkurrenz beträchtlich.

Ende Oktober nahm Bauhaus an der Marketplace Convention teil und feierte dort seinen Eintritt ins Plattform-Geschäft als Aussteller und Teilnehmer des Marktplatz-Stuhls. Die Baumarkt-Kette wird zu Beginn des nächsten Jahres ihren eigenen Marktplatz eröffnen und wirbt intensiv um neue gewerbliche Verkäufer mit Sitz in Deutschland, die ohne Grundgebühren auf der neuen Plattform verkaufen dürfen.

Hornbach verfolgte seine Plattform-Pläne etwas leiser, aber dafür schneller: Der Marktplatz der Baumarktkette, der auf der Marktplatz-Architektur von Mirakl basiert, wurde letzte Woche mit einem begrenzten Sortiment und Partnerportfolio online gestellt. Laut Patrick Schöner, dem Leiter des Partnermanagements beim Hornbach-Marktplatz, plant die Plattform in den nächsten Wochen eine deutliche Steigerung der Sortimente und Partneraktivitäten.

Es scheint, dass die größte deutsche Baumarkt-Kette als letztes zur Party kommt: Obwohl es ein offenes Geheimnis ist, dass Obi seit Monaten an einer eigenen Plattform arbeitet, ist der Marktplatz noch nicht abgeschlossen. Es wird nicht mehr lange dauern, bis der Marktplatz eröffnet wird. Dadurch werden im ersten Quartal 2024 die führenden drei Unternehmen im deutschen DIY-Markt vollständig und nahezu gleichzeitig im Marktplatz-Geschäft vertreten sein – eine interessante und bisher einzigartige Situation in keiner anderen Branche.

Allerdings handelt es sich auch um eine besondere Branche: Der gesamte deutsche DIY- und Gartenmarkt hatte lange Zeit Schwierigkeiten mit dem E-Commerce. Im Jahr 2022 betrug der Online-Anteil am Gesamtumsatz der Branche laut dem HDE Online-Monitor lediglich 7,2 Prozent. Im Vergleich dazu liegt die Online-Durchdringung im Modesektor bereits bei über 40 Prozent.

Die etablierten deutschen Einzelhandelsriesen haben das Online-Geschäft mit ihren Produktsortimenten jahrelang hauptsächlich den E-Commerce-Generalisten wie Amazon, Otto oder Kaufland überlassen. Die Corona-Pandemie führte zunächst zu erzwungenen Veränderungen, doch nach und nach entwickelte sich auch eine wachsende Begeisterung.

Bauhaus hat zum Beispiel beträchtliche Investitionen in seinen Online-Shop getätigt, sowohl in Bezug auf das Erscheinungsbild als auch auf die Optimierung von Prozessketten und Logistik. Der Erfolg der Maßnahmen wird in der aktuellen EHI-Liste der Top 100 Online-Shops deutlich: Bauhaus belegt dort den 26. Platz, während das Unternehmen vor drei Jahren noch auf Platz 89 stand. Auch Hornbach (Platz 30 im Jahr 2022) und Obi (Platz 32 im Jahr 2022) haben ähnliche Erfolgsgeschichten im Online-Bereich vorzuweisen. Es scheint nur logisch, dass der Einstieg ins Plattform-Geschäft der nächste Schritt ist. Und dieser kommt genau zur richtigen Zeit.

Denn die europäische Konkurrenz ist bereits teilweise deutlich weiter als die deutschen Marktführer, wie der aktuelle Marktplatz-Quadrant DIY & Garden zeigt, den ich in Zusammenarbeit mit der Marketplace Uni erstellt habe. ManoMano, mit einer starken finanziellen Unterstützung aus Frankreich, drängt mit Nachdruck in den europäischen Markt vor. Die großen Unternehmen der Branche, wie Brico, Bricoman, Praxis und VidalXL, haben ihre Hauptquartiere in den traditionell DIY-starken Benelux-Märkten und betreiben Filialen in mehreren europäischen Ländern.

In Großbritannien konnte die Baumarkt-Kette Kingfisher/B&Q mit der Eröffnung des Marktplatzes unter der begehrten Adresse DIY.com einen großen Erfolg verbuchen: Die Plattform, die erst im März gestartet wurde, trägt bereits jetzt 33 Prozent zum Gesamthandelsvolumen von DIY.com bei. Sie listet 700.000 Artikel (bis Ende 2024 sollen es vier Millionen sein) und plant bereits im nächsten Jahr den Start eigener Marktplätze in Frankreich und Polen.

Um ihre Marktanteile im europäischen DIY-Markt nicht zu verlieren, müssen Hornbach, Bauhaus und bald auch Obi mit dem Tempo mithalten. Auf der anderen Seite werden auch die großen Generalisten nicht untätig bleiben und dem neuen Schub im Online-Bereich der Baumärkte folgen. Im Sommer verkündete Galaxus ein umfangreiches Sortiment von über 500.000 Produkten im Baumarktbereich, was die Plattform zum größten Baumarkt der Schweiz sowohl online als auch offline machte. Während des Prime Day ist das Baumarkt-Segment bei Amazon eine der aktivsten Kategorien, in der Artikel von Meisenknödeln bis hin zu Akkubohrern angeboten werden.

Die endgültige Aufteilung des Marktes in der expandierenden Branche ist noch nicht abgeschlossen, und Plattformen werden dabei eine entscheidende Rolle spielen. Die Situation bleibt weiterhin interessant.

Schlagwörter: BaumarktKetten + PlattformGeschäft + ECommerce

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  • 13. November 2023