CISPE Federation Catalogue 2.0: Über 1.400 Dienste von 13 Anbietern online!

Der CISPE Federation Catalogue ist nun in seiner neuen Version online und beeindruckt mit insgesamt 1.484 Diensten von 13 Anbietern aus ganz Europa. Das ist eine beachtliche Steigerung im Vergleich zur ersten Version, die bereits 176 Dienste enthielt. Bei der Erstellung des Katalogs war wieder das französische Gaia-X Federated Services (GXFS-FR) federführend, weshalb auch französische Anbieter in dieser Version überrepräsentiert sind. Der Katalog ist über GitLab abrufbar und zeigt sechs französische Namen in der Liste der Beitragenden. Leider sucht man in dem Katalog vergeblich nach einer deutschen Organisation, obwohl der Anbieter Leaseweb vertreten ist.

Interessant ist auch, dass die Dienste der französischen Anbieter auch in den 157 angezeigten Diensten enthalten sind, wenn man nach Angeboten mit Standort in Deutschland sucht. Das wirft die Frage auf, was mit den elf Projekten passiert ist, für die im Februar 2022 vom BMWK unter Habeck eine Förderung von 117,4 Millionen Euro bewilligt wurde. Ein Beispiel für ein solches Projekt ist der Sovereign Cloud Stack (SCS), der bereits in Release 5 vorliegt und von Providern produktiv genutzt wird. Laut dem Subventionsbericht des Bundesfinanzministeriums wurden bereits 22 Millionen Euro zwischen 2021 und 2022 für das Projekt ausgegeben, und weitere Mittel sind geplant. Im Vergleich zu den Entwicklungsbudgets der großen Anbieter sind diese Beträge jedoch sehr gering. Microsoft hat allein im Jahr 2022 24 Milliarden US-Dollar in die Entwicklung ihrer eigenen Dienste investiert, während Amazon 73 Milliarden und Google 40 Milliarden US-Dollar ausgegeben hat. Es ist offensichtlich, dass der Aufbau eines Cloud-Anbieters weit mehr als Open Source und ein wenig Scripting erfordert. Die Hyperscaler haben gemeinsam mehrere hundert Milliarden Euro in ihre Produkte investiert.

Das neue Cloud-Förderprogramm der EU (IPCEI) stellt mit 750 Millionen Euro vom Bund einen vergleichsweise geringen Beitrag dar. Angesichts der aktuellen Marktlage, die von vier dominierenden Unternehmen geprägt ist, ist es für Unternehmen ein riskantes Vorhaben, die Investitionen selbst zu tragen, obwohl sie durch diese Anschubfinanzierung unterstützt werden. Es könnte sich jedoch lohnen, da auch Lidl möglicherweise bald in die Cloud einsteigt. Allerdings wäre es möglicherweise zu optimistisch, hier von einer Konkurrenz zu den Hyperscalern zu sprechen. Bereits ein erfolgreicher Aufbau und profitabler Betrieb des Dienstes wäre ein großer Erfolg.

Es ist erwähnenswert, dass alle Hyperscaler die Entwicklung ihrer Cloud-Angebote aus ihren Kerngeschäften finanzieren. Microsoft erzielt Einnahmen aus Lizenzen, während AWS seine Einnahmen aus dem Versandhandel und dem Werbegeschäft bezieht. Google generiert seine Einnahmen ausschließlich aus Werbeeinnahmen. In Europa hat der Datenschutz Geschäftsmodelle ermöglicht, die aufgrund der DSGVO anderswo nicht möglich sind. In der EU sind keine Werbeunternehmen mehr aktiv, da sie nun anderswo ansässig sind und die einheimischen Unternehmen nicht mehr am Markt tätig sind.

Der CISPE Federation Catalogue teilt die angebotenen Dienste in drei Kategorien ein, je nach Überprüfung der Dienstgüte und ob der Anbieter ausschließlich unter europäischer Kontrolle steht. Es gibt insgesamt 353 selbst attestierte Dienste in Level 1, während in Level 2 lediglich 42 auditierte Dienste zu finden sind. Level 3 umfasst nur 53 Dienste, wobei Level 2 als Zusammenarbeit mit vollständiger Kontrolle des Anbieters durch europäische Unternehmen bewertet wurde. Somit erfüllen 1036 Dienste nicht die Anforderungen. Bei der Verwendung der Filtermöglichkeiten im Katalog erhält man keine Ergebnisse für 100 % erneuerbare Energie oder die Verwendung von Zertifizierungen. Es werden nur 60 Ergebnisse für die ISO 9001 angezeigt. Der Katalog befindet sich noch in einer agilen Entwicklungsphase und ist noch nicht abgeschlossen.

Es ist etwas verwirrend, dass auch AWS als Anbieter im Katalog auftaucht, da GAIA-X als europäische Alternative zu den US-amerikanischen Angeboten gedacht ist. Leider entfallen von den 1484 Diensten 668 auf AWS, wobei die Hälfte davon Level 1 entsprechen. Es gibt nur 21 Dienste, die Level 2 erfüllen, aber kein einziger Dienst erreicht Level 3. Somit erfüllt die Hälfte der Dienste nicht die Anforderungen von GAIA-X.

Es bleibt abzuwarten, welche Ergebnisse die Förderung von GAIA-X noch bringen wird, da eine Bewertung der Ergebnisse gemäß den Förderbedingungen am Ende der Laufzeit oder sogar währenddessen durchgeführt werden soll. In Bezug auf die Zukunft gibt es wahrscheinlich weniger positive Aussichten. Auf EU-Ebene wurde bereits ein Nachfolgeprojekt ins Leben gerufen. Leuchtturmprojekte wie die Europäische Zentralbank, die im November 2022 ihren Beitritt zu GAIA-X bekannt gab, haben sich nun an Oracle gewandt und nutzen deren Cloud-Dienste.

Es gibt jedoch auch erfreuliche Neuigkeiten: T-Systems wird die ID-Wallet für die Gaia-X Federation Services bereitstellen. Der Fortschritt schreitet also weiter voran und auch der SCS erweist sich als voller Erfolg im Rahmen des Teilprojekts. Es bleibt spannend zu beobachten, wie sich die Entwicklung in den nächsten Jahren weiterentwickeln wird.

Schlagwörter: CISPE Federation Catalogue + Sovereign Cloud Stack SCS + EUFörderung

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  • 21. November 2023